GELD-Magazin, Oktober 2020
die Konsumenten mit einem nicht zu über- bietenden Fernseherlebnis beglücken. Apro- pos Energieeffizienz: Erst vor wenigen Ta- gen meldete Aixtron einen entscheidenden Fortschritt bei Mehrfachsolarzellen. Es sei gelungen, einen Rekord beim Wirkungsgrad – rund 30 Prozent – bei dennoch attraktiven Kosten zu erreichen. Die Entwicklung dieser Präzisionsgeräte lässt sich Aixtron auch eine Stange Geld kosten. Im letzten Jahr wurden fast 20 Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung (F&E) investiert. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann sich das in stark steigenden Umsätzen und hoher Profitabili- tät widerspiegeln wird. Möglicher Übernahmekandidat Schon einmal war Aixtron Ziel eines Über- nahmeversuchs. Chinesische Unternehmen erkannten im Jahr 2016 das Potenzial des deutschen Technologieführers, kurz nach- dem die Stornierung eines chinesischen Großauftrages Aixtron im Jahr zuvor in eine veritable Krise stürzte. Dies nützte Fujian Grand Chip, um den Anteilseignern von Aixtron ein Übernahmeangebot zu machen. Sowohl die USA als auch das deutsche Wirt- schaftsministerium untersagten dies jedoch mit dem Argument, dass Schlüsseltechnolo- gien nicht nach China abwandern dürfen. Diese Entscheidung war nicht zum Nachteil der Aktionäre, denn mittlerweile verfügt Aixtron wieder über eine prall gefüllte Kriegskasse von 290 Millionen Euro und will damit das weitere Wachstum ankurbeln. Der Aktienkurs hat seit 2016 bereits wieder um über 50 Prozent zugelegt und die Aussichten sind so gut wie nie zuvor. Während 2019 der Umsatz von Halbleitern weltweit bei 412 Milliarden Dollar lag, ist der anteilige Um- satz von SiC mit 500 Millionen Dollar noch bescheiden. Das wird sich allerdings schnell ändern – zwischen 2020 und 2022 soll der Markt für SiC um 10 bis 25 Prozent wach- sen, ab 2023 weiter angetrieben durch die Elektromobilität sogar um 40 Prozent. Aixtron ist Technologieführer und mit einem Anteil von 56 ProzentWeltmarktführer bei MOCVD-Anlagen (= Metallorganische che- mische Gasphasenabscheidung) für die Pro- duktion vonVerbindungshalbleitern. Damit ha- ben Sie in den letzten Jahren Konkurrenten aus den USA, Japan und China hinter sich gelassen. Wo sehen Sie weiteresWachstum? Unsere Märkte wachsen stark. Alle großen Trends spielen uns in die Hände, ob das die Elektromobilität, der stark wachsende Markt von IoT ist, oder das welt- weite Bestreben der Energieeinsparung. Ihre Anlagen werden für die Produktion von Lasern, Leistungselektronik und Optoelektro- nik eingesetzt.Wo sehen Sie das größte Poten zial, welche Märkte wachsen derzeit am schnellsten? Kurzfristig liegt Potenzial bei der steigenden Nutzung von GaN-Leistungselektronik. Starke Nachfrage se- hen wir auch im Bereich der Laser für ultraschnelle optische Datenübertragung für Videostreaming und für das IoT. Laser für 3D-Sensoren in mobilen Geräten und Anwendungen im Infrastrukturbereich werden zunehmend eingesetzt. Last but not least wird die Nachfrage nach SiC und GaN von dem Trend hin zur Energieeffizienz getrieben. Hier stehen wir ganz am Anfang der Marktakzeptanz dieser hocheffizienten Bauteile und Systeme. Mittelfristig sehen wir großes Potenzial bei Micro LED Displays und Laser zum Ein- satz in Fahrzeugen (LiDaR - light detection and ran- ging). Langfristig könnten sich Chancen in den Be- reichen Carbon-Nanotubes und Graphen ergeben. Bei welchem der beiden Halbleiter sehen Sie das größere Potenzial, SiC oder GaN? Und den- ken Sie daran, auch Anlagen für die Produk tion von 300 mm-Wafer aus SiC anzubieten? SiC und GaN haben unterschiedliche Anwendungen. Bei GaN sind wir marktführend. Bei SiC haben wir keine dominante Marktstellung, der Platzhirsch ist Tokio Electron. Die Industrie ist gerade beschäftigt, die Wafer von 150 auf 200 mm zu vergrößern. 300 mm sind noch Zukunftsmusik. Einen großen Teil Ihres Umsatz machen sie derzeit mit China. Sehen Sie darin eine Gefahr aufgrund der Handelskonflikte? Nein im Gegenteil, wir sind schon immer stark in China verankert gewesen. Als Folge des Handels- streits zwischen den USA und China suchen die Chi- nesen derzeit Lieferanten außerhalb der USA. Sie haben mit fast 290 Millionen Euro eine prall gefüllte Kriegskasse, welche Pläne ver- folgen Sie damit? Unsere Kunden legen großen Wert auf die Solidität unserer Bilanz. Mit dieser hohen Cash-Position, ohne Schulden und einer EK-Quote von über 80 Prozent können wir diese vorweisen. Sollte sich das eine oder andere sinnvolle Übernahme-Target ergeben, schau- en wir uns das natürlich auch an. Dr. Felix Grawert, Vorstand der Aixtron SE . INTERVIEW „Wir stehen noch ganz am Anfang der Marktakzeptanz hocheffizienter Bauteile und Systeme mit SiC- und GaN- Leistungselektronik.“ Oktober 2020 – GELD-MAGAZIN . 61
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