GELD-Magazin, Oktober 2020
D ie Performance der Wiener Börse- Indizes sind schlicht katastrophal. Seit Jahresbeginn liegen sie trotz Erholungsphase nach dem Corona-Crash noch immer mit rund 30 Prozent im Minus. Vergleichsweise dazu erholte sich die Deut- sche Börse (DAX) wieder auf ein kleines Mi- nus von drei Prozent. Über fünf Jahre gese- hen liegt der DAX mit 36 Prozent im Plus, der ATX bei plus-minus null – kein wirk- liches Aushängeschild für Aktieninvestments in Wien. Der Grund für die herbe Underper- formance liegt einerseits in der Zusammen- setzung des Index – vor allem Banken und zyklische Werte – und andererseits in der oftmals geringen Handelsliquidität, die es vielen institutionellen Investoren verunmög- licht, hier zu investieren. Ungünstiges Aktienuniversum Bei der Branchenzusammensetzung z.B. des 37 Werte umfassenden ATX Prime fallen die drei börsennotierten Banken mit 28 Prozent schwer ins Gewicht – allein die Erste Bank mit 17,5 Prozent und einem Kursminus seit Jahresbeginn von 46 Prozent. Die Gründe dafür sind bekannt: Die Banken haben in der Coronakrise bereits begonnen, die Risi- kovorsorgen aufzustocken und die Gewinn- aussichten zu reduzieren. Zudem wurde ih- nen von den Behörden nahegelegt, sicher- heitshalber für 2019 keine Dividenden zu bezahlen, was auf Investoren auch nicht ge- rade vertrauenserweckend wirkt. 13,5 Pro- zent Gewicht im ATX Prime bringt die OMV auf die Waage, deren Aktienkurs aktuell heuer um 52 Prozent niedriger liegt als noch zu Jahresbeginn. Kommen wir noch kurz zu den Immobilienwerten, die 9,5 Prozent im Index gewichtet sind: Deren Kurse liegen year to date zwischen 32 und 43 Prozent un- ter Wasser. Und das, obwohl sich die Immo- bilienmärkte im Wesentlichen stabil zeigen. Einzig vier Werte des ATX Prime liegen die- ses Jahr im Plus: Semperit (60,7 %), Mayr- Melnhof (23,2 %), Marinomed (6 %) und der Verbund (5,1 %). ETFs naürlich deutlich imMinus Investoren, die via ETF (siehe Tabelle auf der rechten Seite) in den Index investierten, sitzen seit Jahresbeginn auf einem Verlust von rund 30 Prozent. Das heißt, es wäre nun ein Wertzuwachs von knapp 50 Prozent not- wendig, um wieder auf das Ausgangsniveau zu kommen. Das würde zur Zeit immerhin auf einen relativ günstigen Einstiegszeit- punkt hinweisen. Apropos ETFs: Interessant ist bei ihnen, dass sie, obwohl sie ja alle mit dem ATX den gleichen Index abbilden, doch leicht unterschiedliche Performancezahlen aufweisen, besonders über einen längeren Betrachtungszeitraum. Ein kurioser Effekt MÄRKTE & FONDS . Aktienfonds Österreich Oh, du lieber Augustin Ein Home Bias war für österreichische Anleger ein regelrechter Flop. Der Mangel an Technologie- und Wachstumstiteln an der Wiener Börse machte es den Managern von Österreich-Aktienfonds zudem nicht leicht, eine Outperformance zu erzielen. MARIO FRANZIN Credit: Wiener Börse 48 . GELD-MAGAZIN – Oktober 2020
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