GELD-Magazin, Oktober 2020

Wie entwickelte sich der Markt für ESG- und Green Bonds in der jün- geren Vergangenheit? Heuer wurden seit Jahresbeginn ESG- Bonds mit einem Volumen von rund 250 Milliarden Euro begeben. Rund 70 Pro- zent davon fallen in die Kategorie der Grünen Anleihen. 2019 beliefen sich die ESG-Bonds-Emissionen auf circa 200 Milliarden Euro, zieht man diesen Ver- gleich, zeigt sich doch eine beachtliche Enrwicklung. Zwischen März und Au- gust gab es 2020 weniger Emissionen, seit September ist aber wieder viel Dyna- mik im Markt. Prinzipiell gewinnt das Segment an Marktbreite; es finden sich immer mehr und mehr Emittenten aber auch Investoren. Der Aktionsplan der Europäischen Kommission und die An- kündigung der EU, mehr ESG-Bonds zu begeben, unterstützen ebenfalls den po- sitiven Trend. Wie kann man bei der Erste Asset Ma- nagement in den Bereich nachhaltiger Anleihen investieren? Der Erste Responsible Bond Global Im- pact ist ein globaler Anleihenfonds, der in Green Bonds, Climate-Awareness- Bonds und zertifizierte Social-Bonds in- vestiert. Es handelt sich somit um einen reinen Fonds für ESG-Anleihen, der hauptsächlich von institutionellen Inve- storen nachgefragt wird. Der Erste Green Invest Mix wird wiederum als Re- tail-Produkt angeboten und stellt einen ausgewogenen Mix aus nachhaltigen Ak- tien und Green Bonds dar. Unser eigenes ESG-Team überprüft immer, ob Titel aus nachhaltiger Sicht investierbar sind. INTERVIEW Martin Cech, Spezialist für Green Bonds bei der Erste Asset Management Oktober 2020 – GELD-MAGAZIN . 45 setzt nun vieles daran, um nachhaltige An- leihen zu forcieren, zu nennen ist hier an er- ster Stelle der Aktionsplan der EU-Kommis- sion. Er hat es sich zum Ziel gesetzt, nach- haltiges Wachstum bzw. „Sustainable Fi- nance“ zu fördern, wobei eindeutige Krite- rien für Green Bonds eine wesentliche Rol- le spielen. Mit greifbaren Ergebnissen ist noch heuer zu rechnen. Innerhalb des ge- samten Themenkomplexes ist in Österreich die OeNB ein wichtiger Player: Sie fördert die Aufmerksamkeit des Finanzsektors in Bezug auf Klimawandel, Nachhaltigkeit und Green Bonds durch spezielle Workshops so- wie Konferenzen. Auch arbeitet sie gerade an einer Analyse über das Risiko von Kre- diten österreichischer Banken im Zusam- menhang mit dem Klimawandel. Die OeNB selbst berücksichtigt ESG-Kriterien schon seit mehr als zehn Jahren in ihren Veranla- gungen, so sind zum Beispiel Waffenprodu- zenten ausgeschlossen. Investitions-Risiko im Blick OeNB-Experte Pointner führt die Bedeu- tung von nachhaltiger Finanzierung weiter aus: „Ein wesentlicher Punkt ist, dass Klima- risken zu verringerten Erträgen bei Investi- tionen führen können. Somit ist es ganz im Sinne eines rationalen Investors, bei der Op- timierung seiner Erträge diese Risiken zu berücksichtigen.“ Dabei ist es laut dem Spe- zialisten höchst schädlich, wenn Gefahren einfach ausgeblendet werden: „So wurde vor dem Finanz-Crash im Jahr 2008 die Möglichkeit eines Rückgangs von Immobili- enpreisen vernachlässigt, dabei bildete er, wie sich erwiesen hat, ein erhebliches Risi- ko. Auch der Klimawandel kann ein solches darstellen, zum Beispiel wenn Kredite an Fluglinien oder Öl-Unternehmen aufgrund geänderter gesetzlicher Rahmenbedin- gungen – CO 2 -Steuer! – oder veränderten Verbraucherverhaltens ausfallen. Ein wei- teres Beispiel aus Österreich: Der Klima- wandel könnte dazu führen, dass Tiroler Hoteliers im Winter keine Skisport-Möglich- keiten mehr anbieten können.“ Jeder ist gefragt Da der Klimawandel viele Industrien und Regionen gleichzeitig auf unterschiedliche Weise betrifft, kann er auch zu einem syste- mischen Risiko werden. Das macht es schwer, sich gegen die Folgen auf den Märk- ten abzusichern. Wenn nun aber von syste- mischen Risiken die Rede ist, wird schnell der Ruf nach dem Staat laut, der durch neue Regulierungen für Ordnung sorgen soll. Laut Pointner greift das allerdings zu kurz: „Es wäre falsch, zu sagen, dass für die Bewertung von Kredit- oder Liquiditäts- Die 800.000 Jahre zurückreichende Grafik beweist eindeutig: Die CO 2 -Konzentration in der Erd- atmosphäre war schon immer Schwankungen unterworfen. Erst aber mit dem Fortschreiten der Industrialisierung und Globalisierung kam es zu einer explosionsartigen Ausweitung. CO 2 -Konzentration explodiert durch Industrialisierung Quelle: ESRB in Jahren CO 2 -Konzentration (parts per million) 420 400 380 360 340 320 300 280 260 240 220 200 180 160 -800.000 -700.000 -600.000 -500.000 -400.000 -300.000 -200.000 -100.000 Heute

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