GELD-Magazin, Juli/August 2020
dung, die Zellproduktion in Europa für Eur- opa aufzubauen, hat nicht nur deutliche Transportkostenvorteile, sondern ist auch industriepolitisch clever, um sich aus der Abhängigkeit von chinesischen Lieferanten zu lösen. Immerhin wird die Photovoltaik als das „Öl der Zukunft“ im Hinblick auf den Klimawandel und den vermehrt angestreb- ten Energieversorgungsgrad aus umwelt- freundlicher Energie gesehen. Auch, weil mittlerweile die Stromproduktion aus Son- nenenergie preislich konkurrenzfähig zu al- len anderen Stromgewinnungsarten ist. Das lässt für die Photovoltaik wieder eine glän- zende Zukunft erwarten. Technologieführer Die von Meyer Burger perfektionierte Hete- rojunction- und die Smart Wire Connection- Technologie sind weltweit in Sachen Effizi- enz führend und sollen nicht mehr weiter dem Mitbewerb zur Verfügung gestellt wer- den. Gegenüber den Produkten der Konkur- renz liegt der Stromertrag um rund 20 Pro- zent höher auf die gesamte Laufzeit von 30 Jahren gesehen. Bestätigt wird die Techno- logieführerschaft und die Machbarkeit der Pläne vom Frauenhofer Institut. Gelingt der geplante Strategiewandel, würde die Ge- winnschwelle 2023 erreicht werden. Der weitere Ausbau würde Meyer Burger in die Lage versetzen, ab 2028 rund zwei Milliar- den Franken Umsatz bei einer EBITDA-Mar- ge von 30 Prozent zu erzielen. Diese Cash Cow mit hohem Free Cashflow würde die Aktionäre freuen. Aber es kann auch ganz anders kommen: Sollten die Chinesen ihre Felle davonschwimmen sehen, könnten sie Meyer Burger kurzerhand übernehmen. JahrelangeVerluste haben einen Strategie- wechsel bei Meyer Burger erzwungen, den Sie nun als CEO umsetzen werden.Wo liegen Ihrer Meinung nach die größten Risiken? Mit dem Strategiewechsel werden wir die Heterojunc- tion/SmartWire-Produktionsmaschinen nur noch für den eigenen Gebrauch herstellen und werden so zum technologisch führenden Hersteller von Solarzellen und Solarmodulen. Die größten Herausforderungen der nächsten Monate sind das Hochfahren der Pro- duktion sowie die Einstellung von Facharbeitern, In- genieuren und Vertriebskräften. Das lässt sich aber bewältigen. Schon einmal gingen aufgrund politischer Fehlentscheidungen 70.000 Arbeitsplätze in der deutschen Solarindustrie verloren.Wieso sollte es nun gelingen, einen europäischen So- larproduzenten erfolgreich zu positionieren? Die Solarkrise war eine schmerzhafte Erfahrung für die ganze Branche. Ich bin allerdings sehr zuversicht- lich, dass wir mit unserem Strategiewechsel Erfolg haben werden. Das liegt vor allem an unserer Hetero- junction/SmartWire-Technologie. Das ist die derzeit vielversprechendste Technologie, um den nächsten Leistungssprung der Industrie voranzutreiben. Unse- re Hochleistungsmodule ermöglichen eine wettbe- werbsfähige Fertigung von PV-Modulen mit ver- gleichsweise geringen Produktionskosten. Ein hoher Automatisierungsgrad minimiert dabei den Anteil der Lohnkosten. Zusätzlich fallen beim Vertrieb in Europa die Transportkosten aus Asien weg, die bis zu zehn Prozent der Gesamtkosten von PV-Modulen ausma- chen. Politisch und gesellschaftlich spüren wir derzeit viel Rückenwind, aber unser Business Case basiert auf unserer technologischen Führerschaft und nicht auf politischen Entscheidungen. Wer sind in Zukunft Ihre Kunden?Wie werden Sie diese effizient erreichen? Unsere Kunden finden wir in einem ersten Schritt in Europa, hier haben wir ein etabliertes Netzwerk. Die geografische Nähe zu den Produktionsstandorten ver- einfacht den Vertrieb. In einem zweiten Schritt wer- den wir dann den US-Markt angehen, gefolgt von Australien und Japan. Zunächst fokussieren wir uns auf das Hausdachsegment, da es preislich sehr attrak- tiv ist. Mit seinen hohen Energie-Erträgen (hoher Ef- fizienz) ist unser Produkt jedoch auch bestens für große Industriedächer und Solarparks geeignet. Wieviel werden Sie in F&E investieren und mit welchem Forschungsschwerpunkt? Wir haben in den vergangenen zwölf Jahren nicht nur unsere Heterojunction/SmartWire-Technologie ent- wickelt, sondern arbeiten bereits an den nächsten Ge- nerationen von Solarzellen. Unter anderen umfassen diese die Perowskit-Technologie, die wir gemeinsam mit unserem Partner Oxford PV seit einiger Zeit be- reits vorantreiben. Mit welchem Umsatz rechnen Sie in den näch- sten fünf Jahren und mit welcher EBIT-Marge? Wir rechnen mit einem Umsatz von 400 bis 450 Milli- onen Schweizer Franken und einer EBITDA-Marge von 25 bis 30 Prozent in den nächsten drei Jahren. Gunter Erfurt, CEO der Meyer Burger Technologies AG . INTERVIEW „Mit unserer Hetero- junction/SmartWire- Technologie, können wir hochqualitative PV- Zellen und -Module in Deutschland um gut 20 Prozent günstiger produzieren als die Konkurrenz.“ September 2020 – GELD-MAGAZIN . 63
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