GELD-Magazin, Juli/August 2020
Nach einem Rückfall auf 12.700 Punkte nahm das deutsche Börsenbarometer ei- nen weiteren Anlauf und schließlich ge- lang es, die runde Marke von 13.000 Punkten zu überwinden – wenn auch noch nicht signifikant. Die gute Quar- talsberichtssaison stärkte den Mut der Anleger. Die Marke von 13.200 Punkten blieb jedoch bis auf weiteres unüber- windlich. Investierte Anleger erhöhen das Stopp-Loss-Limit. AKTIEN . Deutschland E inen zweiten Lock Down innerhalb eines Jahres könnte die deutsche Wirtschaft nicht mehr wegstecken. Die größten Hoffnungen ruhen daher nicht auf einer V-förmigen Erholung, sondern auf einer Konjunkturkurve, die einem Wurzel- zeichen ähnlich sieht. Das heißt: Das Aus- gangsniveau wird nicht erreicht, die deut- sche Wirtschaft muss sich auf einen nach der starken Erholung bereits seit einigen Wochen dauernden Seitwärtstrend einstel- len. Und das, obwohl sich das Ifo-Geschäfts- klima weiter aufhellt. Der Ifo-Index, der die Stimmung in deutschen Unternehmen wi- derspiegelt, ist im August im Vergleich zum Juli um 2,2 Punkte auf 92,6 Zähler gestie- gen. Es ist der vierte Anstieg in Folge – nach einem drastischen Einbruch in der Corona- Krise. Die deutsche Wirtschaft bleibt also auf Erholungskurs, wobei der schwächste Bereich weiterhin der Einzelhandel ist. Mit diesen positiven Zahlen stimmt allerdings eine andere Umfrage unter Unternehmern nicht überein. Denn deutsche Spitzenmana- ger verkaufen verstärkt die Aktien ihres ei- genen Unternehmens. Sie rechnen offenbar mit Rückschlägen an der Börse und stoßen ihre Papiere ab. 55 börsennotierte Unter- nehmen haben im Juli Aktienverkäufe ihrer Führungskräfte an die Finanzaufsicht Bafin gemeldet. So viele Verkaufsmeldungen gab es seit Juli vergangenen Jahres nicht mehr. Das verspricht nichts Gutes für den DAX. Starkes Online-Geschäft Der in der Corona-Krise boomende Versand- und Onlinehandel hat den Umsatz des deut- schen Einzelhandels in der ersten Jahres- hälfte angeschoben. Die preisbereinigten Umsätze lagen in diesem Jahr insgesamt um 0,8 Prozent höher als in der ersten Jahres- hälfte 2019. Einschließlich der Preiserhö- hungen legte der Umsatz nominal um 1,5 Prozent zu. Die realen Online-Umsätze stie- gen allerdings um 16,0 Prozent – Fahrrad- händler gehören zu den größten Gewinnern der Krise. Dennoch ist die deutsche Wirtschaft noch lange nicht über den Berg. So erwartet etwa die Deutsche Bank mit dem Ablauf des Insol- venz-Moratoriums (Aussetzung der Insol- venzmeldepflicht), das seit Ende März bis September gilt, dass nicht nur die Zahl der dann einsetzenden Insolvenzverfahren – im Vergleich zu Ende September – deutlich steigt, es könnte gar zu einem Dominoeffekt kommen, bei dem auch gesunde Unterneh- men durch die Häufung von Zahlungsausfäl- len in die Knie gezwungen werden. Eine Aussetzung von Insolvenzverfahren für ein ganzes Jahr dürfte zu einer erheblichen Be- lastung für die gesunden Unternehmen füh- ren. Die Zahl der „Zombie-Unternehmen“ wird weiter steigen. Diese werden eine ag- gressive Preispolitik verfolgen, die die Ge- winnmargen der gesunden Unternehmen belastet und insgesamt den Strukturwandel behindert. Volkswagen: Positive Überraschung Der Volkswagen-Konzern hat im Juli trotz der Corona-Krise weltweit fast wieder ein Verkaufsplus geschafft. Die Auslieferungen der Konzernmarken lagen insgesamt mit 885.700 Fahrzeugen nur noch 0,2 Prozent unter dem Vorjahresmonat. Vor allem im größten Einzelmarkt China zogen die Ver- käufe mit 4,8 Prozent an und gaben damit Schub. In Westeuropa lagen die Verkäufe an Endkunden noch mit 1,9 Prozent unter dem Vorjahr, in Nord- und Südamerika hingegen noch deutlicher. Dennoch ist das eine starke Wurzelförmige Erholung Nach der rasanten Aufholjagd bis Ende Juni sind auch die deutschen Börsen auf einen Seitwärtskurs eingeschwenkt. Nach wie vor belasten eine Reihe von Unsicherheiten den Aktienmarkt. WOLFGANG REGNER Performance, wenn man bedenkt, dass die Verkäufe im Juni noch um 20 Prozent einge- brochen waren. Auf das Gesamtjahr gesehen zeigen sich die tiefen Einschnitte der Covid- 19-Pandemie aber immer noch deutlich, hier liegen die Wolfsburger mit 4,78 Millio- nen ausgelieferten Fahrzeugen 23,6 Prozent im Minus. Dennoch muss die Profitabilität noch deutlich gesteigert werden. Denn VW machte pro Auto 415 Euro Verlust, während Toyota 533 Euro und die französische Opel- Mutter PSA (Peugeot) sogar 707 Euro Ge- winn je Auto erwirtschafteten. RTL: Einbruch derWerbemärkte Trotz langsamer Erholung der Werbemärkte wirft die Corona-Krise den europäischen DAX . Seitwärtsbewegung Credit: lily/stock.adobe.com Jän. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. 11.000 10.000 9.000 8.500 12.000 13.000 14.000 60 . GELD-MAGAZIN – September 2020
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