GELD-Magazin, Juli/August 2020
FED mäßigt sich. Die US-Notenbank hat einen radikalen Schwenk in ihrer Notenbankpolitik angekündigt. Die Fed wird abwarten, bis die tat- sächliche Inflation leicht über dem Zielwert von zwei Prozent liegt. Damit soll sichergestellt wer- den, dass die Geldpolitik die Wirtschaft nicht ausbremst oder Inflationserwartungen dämpft. Für die Märkte bedeutet dies niedrigere Real- renditen, da die nominalen Renditen konstant bleiben, während die Inflation steigt. Dies er- möglicht spätere Überschreitungen des Ziel- wertes, sollte die Inflation über einen längeren Zeitraum unter zwei Prozent bleiben. Diese neue Ausrichtung könnte bedeuten, dass es vor dem Jahr 2023 oder sogar bis 2025 zu kei- nem Anstieg der Zinsen kommt. Die US-Konjunktur zeigt nach ihrer Erholung im April und Mai neue Schwächezeichen. Das Konsumentenvertrauen sinkt und verharrt nahe seines Co- rona-Tiefs. Wenig überraschend war der Rückgang der Wachstumsrate der Konsumausgaben vor dem Hintergrund deutlich steigender Corona-Fallzahlen auf nur noch ein Plus von 1,9 Prozent. Die Sparquote fiel vom Corona-Höhepunkt (20 Prozent) auf immer noch hohe 17,8 Prozent. Die Aufträge für langlebige Konsumgüter legten um 11,2 Prozent zu, allerdings nur wegen der starken Nachfrage nach Autos und Lastwägen. Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung verharrten bei gut einer Million (normal wären es 380.000). (wr) Neue Rekordtiefstände. Die türkische Lira rutschte gerade wieder ab, als der türkische Prä- sident Recep Tayyip Erdogan den Fund von Erdgasvorkommen im Schwarzen Meer gemeldet hatte. Daraufhin legte die türkische Landeswährung zunächst wieder zu. Das Vorkommen sei nun aber nicht so groß ausgefallen wie zunächst vermutet. Zudem ist die Öl- und Gasex- ploration ein teures Unterfangen, und die Türkei verfügt ohnehin schon über geringe Wäh- rungsreserven. Die Devisenrücklagen der türkischen Notenbank fielen zuletzt von 81 Milliar- den Dollar auf nur noch 51 Milliarden Dollar. Dazu kommen die Corona-Krise und ein Rück- gang beim Tourismus um 75 Prozent. Insgesamt verlor die Landeswährung seit Jahresbeginn zum Dollar rund 20 Prozent an Wert. Heimische Banken haben wegen des Kursrutsches der Lira damit begonnen, Gebühren für Barabhe- bungen ausländischer Devisen zu verlangen. In der Währungskrise 2018 hatten die Türken ver- stärkt harte Währungen gehortet. Im Zuge des erneuten massiven Kursrückgangs der Lira in den vergangenen Wochen nahm das Volumen bis Ende Juli auf 213 Milliarden Dollar zu. Das hat bei Geldhäusern Befürchtungen ausgelöst, sie könnten in Engpässe geraten, sollte der Um- fang der Barabhebungen ausländischer Devisen stürmisch nach oben schnellen. Finanzhilfen dürfte die Türkei höchstens vom Internationa- len Währungsfonds erhalten. (wr) AKTIEN . Börsen international USA . Neue Notenbankpolitik TÜRKEI . Währungskrise hält an Wieder Rekordhochs Der breite S&P 500 sowie die US-Techno- logiebörse Nasdaq kletterten weiter nach oben. Der S&P überschritt dabei den Wi- derstand bei 3400 Punkten und nahm auch gleich die Marke von 3500 Punkten mit. Neue Positionen sollten erst bei 3000 Punk- ten aufgebaut werden. Überraschend stabil Das häufig von internationalen Investoren verwendete türkische Börsenbarometer konnte sich trotz Währungskrise gut halten. Die Einjahresperformance ist sogar leicht positiv. Risikobewusste Anleger können bei 300 Punkten (= US-Dollar) einen Einstieg wagen. DJ TURKEY TITANS 20 (in USD) Credit: pixabay S&P 500 Indexpunkte 300 600 500 400 700 Indexpunkte 2020 2017 2018 2019 2020 2017 2018 2019 3.000 2.800 2.600 2.200 2.400 3.200 3.400 3.600 56 . GELD-MAGAZIN – September 2020
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