GELD-Magazin, Juli/August 2020

Die Tabelle zeigt deutlich, dass Gold auch in extrem schlechten Börse-Zeiten gut performt hat. Sollte es bei Aktien einen Rücksetzer geben, spielt das Edelmetall seine Rolle als „Krisenwährung“ aus. Konjunkturmaßnahmen der Zentralbanken und Regierungen gut dastehen, sollte die Inflation wieder an Fahrt aufnehmen. „Wenn man so wie wir davon ausgeht, dass der gegenwärtige Stimulus der Zentralban- ken zur Bekämpfung der Auswirkungen des Corona-Virus sowie die erhöhten syste- mischen Risiken denen der globalen Finanz- krise ähneln, könnte das Ziel dieses Bullen- markts bei 3400 Dollar liegen“, so Foster ab- schließend. Ronald Stöferle, ein auch inter- national vielbeachteter österreichischer Goldexperte und Partner der Incrementum AG, setzt das kurzfristige Preisziel mit 2300 Dollar niedriger an, ist aber langfristig überaus optimistisch: „Gegen Ende dieser Dekade könnten wir 4800 Dollar sehen, denn viele Faktoren sprechen für Gold.“ Corona ist „I-Tüpfelchen“ Für Stöferle wirkte die Pandemie als Brand- beschleuniger des Goldpreises: „Corona ist das I-Tüpfelchen, aber nicht der einzige Auslöser. So ist etwa die Schuldenkrise auch in Westeuropa und den USA angekom- men, auf die Schuldentürme werden immer weitere Etagen draufgesetzt.“ Diese Ten- denz lässt den Wunsch der Staaten nach In- flation ansteigen, was für den Wechsel des deflationären zu einem inflationären Um- feld spricht. Das würde Anleger noch stär- ker zur Krisenwährung Gold greifen lassen. So kauft man Gold Wenn man an eine Fortsetzung der Gold- Hausse glaubt, gibt es verschiedene Mög- lichkeiten des Investments: Sowohl phy- sische Barren als auch Minenaktien können Anlegern Vorteile bieten, wobei beide ihr ei- genes Risiko-/Ertragsprofil aufweisen. Bar- ren hatten in der Vergangenheit eine gerin- gere Volatilität als Goldaktien. Letztere ha- ben physisches Gold in Hausse-Phasen hin- ter sich gelassen, da sie durch ihre Geschäfts­ entwicklung von einer Hebelwirkung profi- tieren; sie sind aber von den Aktienmärkten nicht abgekoppelt. Eine elegante Möglich- keit bieten Exchange Traded Commodities, sie bilden physisch hinterlegtes Gold ab und sind einfach über die Börse handelbar. Gold erlebte nach dem Überschreiten der 2000 Dollar-Marke einen Rückset- zer, könnte das der Anfang vom Ende der Gold-Hausse sein? Nein, denn die Korrektur ist nach der Aufwärtsbewegung der vorhergehenden Wochen und Monaten normal und ge- sund. Ich möchte hier von einem „Durchschnaufen“ sprechen. Grundsätz- lich sind die langfristigen Aussichten für Gold als sehr positiv zu bewerten. Was macht Sie so optimistisch? Zum Beispiel sehen wir am Anleihen- markt die derzeit größte existierende Blase. Sollte die Inflation anspringen, wird massiv Kapital aus Bonds raus- und in Gold reinfließen. Dann geht die Party erst richtig los! Wie sieht Ihre Prognose für den Gold- preis aus? Das kurzfristige Ziel möchte ich bei rund 2300 Dollar pro Feinunze ansetzen. Langfristig gesehen, gegen Ende dieser Dekade, könnten es dann schon an die 4800 Dollar sein. Wieviel Gold gehört in ein gut diversi- fiziertes Portfolio? Das hängt natürlich von den individu- ellen Voraussetzungen ab, so gilt etwa: Je jünger man ist, desto höher sollte der Aktienanteil ausfallen. Unsere Studien zeigen jedenfalls, dass eine Quote von 10 bis 15 Prozent Gold eines Gesamtport- folios Sinn macht. Das ist als Richtwert und nicht als starre Grenze zu sehen. INTERVIEW Ronald Stöferle, Goldexperte und Partner der Incrementum AG SO VERHIELTEN SICH S&P 500 UND GOLD IN DEN SCHWÄCHSTEN BÖRSE-PHASEN VERLUSTPHASEN S&P 500 GOLD 09/1976 - 03/1978 -19,4 % +53,8 % 08/1987 - 12/1987 -33,5 % +6,2 % 07/1990 - 10/1990 - 19,9 % +6,8 % 03/200 - 10/2002 - 49,0 % +12,4 % 10/2007 - 03/2009 - 56,8 % +25,5 % 05/2011 - 10/2011 -19,0 % +9,4 % Quelle: BMG Group Inc., Incrementum AG in USD/Unze Die Corona-Pandemie wirkte als Beschleuni- ger für den Anstieg des Goldpreises. GOLDPREIS 2015 2016 2017 2018 2019 2.000 1.800 1.600 1.400 1.200 1.000 ´20 September 2020 – GELD-MAGAZIN . 51

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