GELD-Magazin, Juli/August 2020
I m Dezember des Vorjahres hielt der Goldpreis unter 1500 Dollar pro Feinun- ze; blickt man noch weiter zurück, wa- ren es sogar nur 1000 Dollar (Ende 2015). In der Zwischenzeit ist bekanntlich viel pas- siert und das Edelmetall hat im vergange- nen August die Marke von 2000 Dollar ge- knackt. Ein neues Allzeithoch. Jetzt stellt sich natürlich die berechtigte Frage, ob es nach dieser Performance noch sinnvoll ist, in großem Stil Gold ins Portfolio zu kaufen? Vielleicht droht den Gold-Bullen sogar ein harter Rückschlag, etwa wenn sich die Corona-Situation beruhigen sollte? Optimismus dominiert Hört man sich unter Experten um, scheint ein plötzliches Abreißen der Hausse un- wahrscheinlich. Darwei Kung, Head of Commodities and Portfolio Manager bei DWS, kommentiert dazu: „Der Goldpreis ist kürzlich unter 2000 Dollar pro Unze gefal- len, aber eine leichte Korrektur schien un- vermeidlich, da die Performance in der zweiten Julihälfte stark war. Wir glauben je- doch, dass sich der Aufwärtstrend fortset- zen sollte, da wir keine wesentliche Ände- rung der Geldpolitik der Fed erwarten und weiterhin politische und wirtschaftliche Un- sicherheiten bestehen.“ Auch der New Yor- ker Asset Manager VanEck sieht gute Grün- de dafür, warum Gold sich über sein bishe- riges Allzeithoch hinausbewegen könnte. „Seit 1968, als der Goldpreis bei 35 Dollar pro Unze lag, ließen sich die treibenden Kräfte der Goldhausse in die zwei Katego- rien, inflationär und deflationär, einteilen“, so Joe Foster, Portfoliomanager bei VanEck. „Wir erwarten in nächster Zeit keinen An- stieg der Inflation, weshalb wir davon aus- gehen, dass wir uns in einem deflationären Zyklus befinden. Die beiden jüngsten defla- tionären Bullenmärkte bei Gold lassen da- rauf schließen, dass ein Preis von über 3000 Dollar angemessen ist. Betrachtet man den Beginn des aktuellen Bullenmarktes von den Tiefstständen im Jahr 2015 aus, dann ähnelt er in der Tat dem Bullenmarkt von 2001 bis 2008, als Gold um über 200 Pro- zent stieg“, so der Experte. Kursziel: Über 3000 Dollar Laut Foster haben im gegenwärtigen defla- tionären Bullenmarkt sowohl niedrige Zins- sätze als auch die Ungewissheit über die wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID- 19-Pandemie die jüngste Nachfrage nach Gold vorangetrieben. Aber auch andere Faktoren, wie die Schwäche des Dollar, geo- politische Unsicherheiten und ein weiterhin steigender Schuldenstand unterstützen die bullische Sichtweise. Darüber hinaus dürfte Gold aufgrund der massiven weltweiten MÄRKTE & FONDS . Gold Kein Ende der Fahnenstange Die Performance des begehrten Edelmetalls kann sich sehen lassen, nicht zuletzt aufgrund der Corona-Krise. Aber ist es nach der beachtlichen Preissteigerung noch ratsam, in Gold einzusteigen? Experten sagen: Ja! HARALD KOLERUS Gold kann man physisch als Barren oder Münzen kaufen aber auch mittels Zertifi- katen oder ETCs an dessen Preisentwicklung partizipieren. Credit: OeNB/Niesner 50 . GELD-MAGAZIN – September 2020
RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=