GELD-Magazin, Juli/August 2020

48 . GELD-MAGAZIN – September 2020 Elias-Gruppe, gegenüber der Tageszeitung „Der Standard“: So reagieren Familienunter- nehmen zu langsam auf Krisensituationen und „oft erst im letzten Stadium der Liquidi- tätskrise“. Bis dahin mehren sich die Pro- bleme, wie z.B. das „Schönreden“ der Situa- tion, indem aufgrund der starken Bindung gegenüber der Vorgeneration, der Familie und den langjährigen Mitarbeitern „nicht ist, was nicht sein darf“. Weitere Probleme können z.B. die Ablehnung neuer Finanzie- rungsformen oder eine gewisse „Beratungs- resistenz“ sein. Umso wichtiger ist laut Mei- nung des Autors die richtige Auswahl. Die richtige Selektion Olsen beschreibt die Selektion von Familien- unternehmen wie folgt: „Unsere Kriterien orientieren sich an Qualität, was bedeutet: Starkes Management, klare Vision und sozi- ale Verantwortung, grundsolide Bilanzen und attraktives Wachstum mit guter Cash- flow-Generierung“, und ergänzt: „Attraktive Familienunternehmen sind oft kleinere Ni- schenspieler mit internationaler Ausrich- tung. Sie investieren langfristig und konse- quent in Forschung und Entwicklung und sind dank dieser Innovationstärke meist füh- rend in ihrer Nische. Darüber hinaus sind sie oft dezentral strukturiert und entsprechend agil“. Als Small-Cap-Investment favorisiert Olsen z.B. Rovi: „Das 1946 gegründete spa- nische Pharmaunternehmen ist auf die Ent- wicklung von Heparinen (Blutgerinnungs- hemmer) spezialisiert und konnte vor Kurzem eine Kooperation mit Moderna bei Fill-Finish-Diensten für dessen COVID- 19-Impfstoffkandidaten bekanntgeben.“ Als weiteres interessantes Beispiele nannte sie den deutschen Mikrobatterien-Spezialisten Varta und die in Linz beheimatete S&T. Letz- tere entwickelte sich „zum dominanten IoT- Player in einem stark wachsenden Markt - getrieben vom strukturellen Digitalisie- rungstrend. Lukrativ können auch größere Firmen sein, die bei ihrer über 100jährigen Geschichte mindestens zwei Generationen überstanden haben und nach wie vor auf Wachstumskurs sind, wie z.B. L`Oréal, die zu einem Drittel im Besitz von Francoise Bettencourt Meyers und ihrer Familie ist. Der Konzern konnte den um Sonderposten bereinigten Gewinn je Aktie von 2010 bis 2019 um 7,6 Prozent p.a. steigern. Ein weiteres Beispiel ist der deut- sche Waschmittel- und Kleberhersteller Hen- kel. 61,54 Prozent der Stammaktien sind im Besitz der Mitglieder des Aktienbindungsver- trages der Familie Henkel. Vorsitzende des Gesellschafterausschusses und Aufsichtsrats ist Simone Bagel-Trah, eine Ur-Ur-Enkelin des Unternehmensgründers Fritz Henkel. Trotz zuletzt schwierigerer Rahmenbedin- gungen konnte von 2012 bis 2019 der Free Cash Flow um knapp drei Prozent p.a. auf 2,47 Milliarden Euro gesteigert werden. Eigentümergeführte Firmen via Fonds kaufen Klassiker mit einem fokussierten Portfolio sind insbesondere Fonds von Bellevue Asset Management (s. Tabelle unten). Eine euro- paweite Alternative bieten der 2003 aufge- legte GS&P Fonds Family Business und der ODDO BHF Generation. Letzterer liegt auf zehn Jahre 95 Prozent im Plus und hält SAP, LVMH, Merck und Volkswagen als größte Positionen. Noch besser mit 97 Prozent auf zehn Jahre schnitt der H&A Unternehmer- fonds Europa ab, der den Schweizer Phar- mariesen Roche, Atoss Software und 2 G En- ergy am stärksten gewichtet hat. in Prozent Seit Indexlancierung im Jänner 2005 haben familiengeführte Unternehmen des Solactive Global Family Owned Companies TR Index mit 291 Prozent den MSCI World Total Return Index (246 Prozent) übertroffen. 2005 2010 2015 ´20 -50 50 100 150 200 250 300 350 0 ENTREPRENEURS SCHNEIDEN BESSER AB AKTIENFONDS FAMILIENUNTERNEHMEN ISIN FONDSNAME VOLUMEN PERF. 1 J. 3 JAHRE 5 JAHRE TER LU0631859229 BB Entrepreneur Europe Small 130 Mio.€ 17,8% 3,0% 40,3% 2,30% LU0130732364 Pictet-Family 175 Mio.€ 12,2% 10,2% 31,6% 1,86% LU0415391860 BB Entrepreneur Europe 54 Mio.€ -1,7% -4,4% 10,8% 2,30% FR0010574434 ODDO BHF Generation 281 Mio.€ -1,9% -9,6% 8,1% 2,33% LU0179106983 GS&P Fonds Family Business 45 Mio.€ 2,8% -6,3% -2,4% 2,25% Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, gereiht absteigend nach 5-Jahres-Performance, Stichzeitpunkt: 31. August 2020 Chancen und Risiken von Familienunternehmen Chancen: Nachhaltigere Strategie im Interesse des Vermögenserhaltes der Hauptak- tionärsfamilie Innovative Markenprodukte in lukra- tiven Nischen und Preisgestaltungs- macht Effiziente Managementstrukturen Häufig niedrigere Verschuldung und höhere Gesamtkapitalrentabilität Outperformance-Chancen gegen- über Gesamtmarkt Risiken: Kapitalvernichtung nach Generations- wechsel Angst vor notwendigen Verände- rungen wie Personalabbau oder Änderung des Produktmix führt zu hohen Verlusten Mangelnde Mitsprache qualifizierter externer Experten im Management Gefahr von Intransparenz MÄRKTE & FONDS . Familiengeführte Unternehmen

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=