GELD-Magazin, Juli/August 2020

S elbst kleinste Kursrücksetzer nutzen Anleger, um ihre Positionen im Technologiesektor aufzustocken. Dabei stehen auf der Kaufliste vor allem Un- ternehmen, die die Digitalisierung im per- sönlichen Alltag der Menschen, im Handel oder in der Arbeitswelt vorantreiben und Geschäftsmodelle verbessern oder ersetzen – also sogenannte disruptive Unternehmen. Tesla, Amazon und Nvidia sind nur einige Beispiele, wie neue Technologien die Wirt- schaft verändern und innovativen Ge- schäftsmodellen zum Erfolg verhelfen. Nvi- dias Grafikchips leisten Schwerstarbeit, auch bei der Verarbeitung großer Daten- mengen in Echtzeit bei Autonomem Fahren und Künstlicher Intelligenz (KI). Nvidias neue Chips, die im Mai vorgestellt wurden, sollen bis zu 20 Mal schneller rechnen als ihre Vorgänger. Zauberkürzel FAAMG „Die starke Entwicklung der FAAMG-Aktien (Facebook, Apple, Amazon, Microsoft, Goo- gle) ist gut begründet. Denn die Digitalisie- rung, der Megatrend schlechthin im Techno- logiebereich, erlebt durch Corona einen en- ormen Schub. Und davon profitieren dank ihrer starken Stellung ganz besonders die Schwergewichte im Technologiebereich“, ist Jonathan Curtis, Fondsmanager des Fran- klin Technology überzeugt. Um die Wachs- tumsraten adjustiert, seien viele der als Hype bezeichneten Aktien immer noch fair bewertet. „Anders als bei der Dotcom-Blase beruht der schnelle Anstieg der FAAMGs auf einem starken Wachstum, das sich aus stei- genden Umsätzen, hohen Margen, stabilen Cashflows und immer höheren Gewinnen zusammensetzt“, sagt Curtis. Trotzdem seien die Bewertungen wichtig für die Erträ- ge. Auf Grundlage der für die nächsten zwölf Monate erwarteten Gewinne betrage das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des S&P 500 rund 22. Die FAAMGs hingegen hätten deutlich höhere KGVs: das von Facebook liegt bei 27, das von Amazon bei 105, das von Apple bei 26, das von Microsoft bei 33 und das von Alphabet bei 31. Stärken & Schwächen Wichtig bei der Betrachtung der FAAMGs ist jedoch, dass sie keine homogene Gruppe sind – vielmehr haben sie unterschiedliche Stärken, Risiken, Eigenschaften und Wachs- tumsquellen. So profitiert Facebook bei- spielsweise von der weltweiten Verschie- bung der Werbeaktivitäten ins Internet. Zu- dem könnte die kürzliche Einführung von Facebook-Shops sowie einer eigenen Zah- lungsplattform für neues starkes Wachstum sorgen. Alphabet hingegen besitzt neben sei- ner hohen Suchmaschinenkompetenz, sei- nem stabilen Kerngeschäft mit Google Search und den dort geschalteten Anzeigen mit Google Cloud eine Chance zur Diversifi- zierung. Amazon stellt sich immer breiter auf – die Logistik ist nur mehr einer von vie- len Geschäftsbereichen, wie Cloud Compu- ting, Künstliche Intelligenz (KI) oder Auto- nomes Fahren. Risiken sind auf der anderen Seite strengere Regulierungen, veränderte Steuergesetze und das allgemeine Konjunk- turumfeld. Auf temporäre Schwankungen sind sie je- doch vorbereitet. „Die FAAMGs besitzen so- lide Bilanzen und Liquiditätsreserven, die sie regelmäßig investieren, um ihre Wettbe- werbsposition zu sichern. Deshalb können sie auch kurze oder mittlere Phasen mit ei- ner schwachen Weltkonjunktur überstehen“, so Curtis. Hinzu kommt, dass sie in Mär- MÄRKTE & FONDS . Branche Technologie Die Stars von morgen Die US-Börsen melden fast täglich neue Rekorde. Besonders der technologielastige Nasdaq-100-Index notiert trotz des historischen Einbruchs der Wirtschaft auf dem höchsten Stand aller Zeiten. Wie lange kann das noch gutgehen? WOLFGANG REGNER Apple, Microsoft, Amazon. Facebook und Alphabet (Google) machen im Nasdaq 100 insgesamt 37 Prozent aus. Der Boom bei die- sen Werten katapulterte den Index nach dem Corona-Crash massiv in die Höhe. 2017 2018 2019 2020 10.000 8.000 6.000 12.000 14.000 TECHNOLOGIE-BOOM (NASDAQ 100) „Digitalisierung ist im Technologiebereich der Megatrend schlechthin und erlebt durch Corona einen enormen Schub.“ Jonathan Curtis, Fondsmanager des Franklin Technology Fund Credit: pixabay 42 . GELD-MAGAZIN – September 2020

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