GELD-Magazin, Juli/August 2020

01234567 Japan: Vergleichsweise gut aufgestellt MÄRKTE & FONDS . Kurzmeldungen Strikter Plan. Vor kurzem sollte Tokio eigentlich die Welt zu den 32. Olympischen Spielen willkommen heißen. Zu diesem Anlass kommentiert Kwok Chern- Yeh, Spezialist für asiatische Aktien bei Aberdeen, die Aussichten für die japanische Wirtschaft: „Auch Japan erlebt gegenwärtig einen starken Wieder­ anstieg der Infektionszahlen. Ermutigend ist aber, dass die Regierung nicht zu extremen Ausgangssper- ren greift. Dies ist auch ein Grund, warum sich die wirtschaftlich negativen Folgen verglichen mit ande- ren Ländern stark in Grenzen halten.“ Tatsache ist, dass Japan einen Plan hat. Statt Menschen stichpro- benartig zu testen, konzentriert man sich auf eine strikte Kontaktverfolgung, um potenzielle Super- Spreader aufzuspüren und zu isolieren. Denn Lock Downs scheinen die Ausbreitung dieses neuartigen Virus nur vorübergehend einzudämmen. Gleichzeitig wird auch ökonomisch Gewaltiges in Bewegung ge- setzt: Um den Auswirkungen der Corona-Krise entge- genzuwirken, legte die Regierung Konjunktur- und Hilfspakete in Höhe von einer Billion Dollar auf. Das entspricht fast 20 Prozent des BIP des Landes. Übri- gens sind Japans Firmen kapitalkräftig: 55 Prozent verfügen über eine Netto-Cash-Position, während es in den USA nur 14 Prozent sind. Alternatives: Long/Short gewinnt Absicherung. Im sehr breiten Universum der Alter- nativen Investments hatten zuletzt Aktien-Long/ Short-Strategien die Nase vorne. So jedenfalls das Fazit des „AlphaBee Multi Arbitrage Fund“. Inner- halb dieses Portfolios erzielte Long/Short im vergan- genen Monat die besten Ergebnisse. Aber auch die Möglichkeiten für FX (Fremdwährungen) Arbitrage- Strategien nehmen laut dem Fondsmanagement weiter zu. Nach einem starken Lauf seit Jahresbe- ginn entwickelten sich hingegen die Commodity-Ar- bitrage-Ansätze etwas verhaltener, während die Per- formance von Managed Futures erneut zunahm. Die Rendite der inflationsgebundenen 10-jährigen US- Staatsanleihen befindet sich mit rund minus einem Prozent per annum weiterhin im stark negativen Be- reich. Ziel des Fonds ist die starke Diversifikation der eingesetzten Strategien zur Bildung eines Portfo- lios mit geringer Volatilität. Angestrebt wird dabei eine niedrige bis Null-Korrelation des Portfolios mit den Aktien- und Rentenmärkten. Kwok Chern-Yeh, Aktienexperte bei Aberdeen Credits: beigestellt/Archiv Schwellenländer: Gemischtes Bild. Die Konjunkturerholung in den Emerging Markets (EM) ist noch immer wenig überzeugend. Das zeigt der EM-Wirtschaftswachstumsindikator der Investmentgesellschaft NN IP. Er liegt jetzt bei -1,05 auf einer Skala von plus/minus 3,0. Von seinem in der letzten Juliwoche erreichten Tief von -1,34 hat er sich also kaum erholt. Der Indikator misst die wirtschaftliche Dynamik in den wichtigsten 22 Schwel- lenländern. Ein klarer Pluspunkt ist allerdings die rasche Erholung des Welt- handels, die den exportierenden Industrieunternehmen in Asien und Mittel- europa geholfen hat. In Ländern wie China, Vietnam, Polen und der Slowakei ist das Exportwachstum im Jahresvergleich wieder im positiven Bereich. Hin- gegen negativ: Trotz eines neuen Investitionszyklus in China verzeichnen die meisten Rohstoffexporteure in Lateinamerika und Afrika weiterhin einen Umsatz, der weit unter dem vorherigen Niveau liegt. Selbst in China ist es be- zeichnend, dass der Konsum der privaten Haushalte und die Unterneh- mensinvestitionen deutlich hinter der Erholung der Exporte und der Anlag- einvestitionen im öffentlichen Sektor zurückbleiben. DIE ZAHL DES MONATS -1,05 Anlagestrategie. „Die weiterhin vorherrschende Pandemie bildet ein völlig neues Umfeld. Die Anpas- sung an die dauerhaften Veränderungen setzt eini- ge Sektoren unter großen Druck und führt in ande- ren zu einer Beschleuni- gung des Wachstums“, so das Fazit von Didier Saint- Georges, Managing Director bei Carmignac. In Konsequenz lautet die Strategie: Aktiven Risiko- managements. Bei der Aktienselektion spielt der Technologiesektor eine große Rolle. Vor allem digitale Unternehmen in der Lage sind, sich un- abhängig von der globalen Konjunktur zu entwi- ckeln und zusätzliches Wachstum zu generieren. Im übrigen verschafft ihnen ihre Margenstruktur in diesen Zeiten die notwendige Flexibilität. Sie können ihr Geschäftsvolumen relativ rasch erhö- hen, ohne auf zusätzliche Kapitaleinlagen zu- rückgreifen zu müssen. Didier Saint-Georges, Managing Director bei Carmignac Ausblick: Selektion ist Trumpf 30 . GELD-MAGAZIN – September 2020

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