GELD-Magazin, Juli/August 2020
„Ein ,back to normal‘ kann es erst geben, wenn wirksame Impfstoffe oder Medikamente gegen Corona entwickelt sind.“ Petra Stolba, Geschäfts- führung Österreich Werbung September 2020 – GELD-MAGAZIN . 25 dass die Nachfrage im Juli über den Progno- sen liegt und die Hilfsmaßnahmen der Bun- desregierung greifen: „Mehr Sicherheit und Erfahrung im Umgang mit Corona hat viele Gäste zu kurzfristigen Buchungen moti- viert. Die spürbare Entlastung durch Kurz- arbeit, Fixkostenzuschuss und die anderen Instrumente zur Krisenbewältigung führen zu mehr Sicherheit in den Betrieben. Wir sind auf dem richtigen Weg, auch wenn es kein leichter ist“, so Reitterer. Weitere Maßnahmen gefordert Einfach wird die Rückkehr zur Normalität nicht, weshalb die ÖHV-Präsidentin meint: „Mehr Sicherheit und Planbarkeit würden helfen, von längerer Kurzarbeit für den Stadt- und Kongresstourismus und der Fünf-Prozent-USt über den Jahreswechsel hinaus und Corona-Tests für Mitarbeiter und Gäste, solange sie nötig sind.“ Wichtig wäre außerdem Klarheit für Veranstal- tungen in Innenräumen und im Freien, etwa Weihnachtsmärkte, für den Skitourismus generell und eine international abge- stimmte Vorwärtsstrategie für die Luftfahrt. Die ÖHV fügt hinzu, dass konkrete Hilfen wie die Investitionsprämie oder der Fixko- stenzuschuss II für viele Betriebe in letzter Minute kommen. Stichwort Investitionsprä- mie: Der Zuschuss für Unternehmen beträgt 7 bis 14 Prozent der Anschaffungskosten für förderungswürdige Investitionen. Walter Veit, Vizepräsident ÖHV: „Prinzipiell han- delt es sich dabei um ein gutes Instrument. Für die Hotellerie ist es aber aus jetziger Sicht nicht zur Gänze brauchbar.“ Die Prä- mie kann rückwirkend ab dem 1. August 2020 bis zum 28. Februar 2021 beantragt werden. Zu kurz, wie Veit meint: „Um- bauten und Investitionen passieren in der Hotellerie nicht von heute auf morgen. Im günstigsten Fall gibt es Vorlaufzeiten von einem halben Jahr. Das kann sich aber auch bis zu zwei Jahre ziehen“, so der ÖHV-Vize- präsident. Deshalb plädiert er für eine Ver- längerung bis mindestens Ende 2021. Heiß begehrt: Information Aber natürlich verlässt sich die Touristik nicht alleine auf staatliche Unterstützung, auch Eigeninitiative ist gefragt. Stolba von der Österreich Werbung: „Das Buchungs- verhalten ist sehr kurzfristig und das Infor- mationsbedürnis extrem hoch. Wir sorgen für Transparenz und kommunizieren, dass die Branche sehr verantwortungsvoll mit Covid umgeht. Manche Hotels werben auch mit den Testungen ihrer Mitarbeiter.“ Wann die positive Trendwende erfolgen wird, kann Stolba nicht beantworten: „Ein ,back to normal‘ kann es erst geben, wenn wirk- same Impfstoffe oder Medikamente gegen Corona entwickelt worden sind.“ Die Hochrechnungen sehen düster aus: Die Corona-Pandemie könnte das globale Touristik-Geschäft nahezu pulverisieren. Im schlimmsten Fall blühen um 1140 Millionen weniger Reisende. Langfristig gesehen schreibt die heimische Tourismuswirtschaft eine Erfolgsstory. Die Zahl der Nächtigungen stieg seit Ende der 90er-Jahre in der Alpenrepublik kontinuierlich an. Österreich: Sehr gute Entwicklung der Nächtigungen 1973 bis 2019 Die globale Tourismusindustrie erlebt das größte Desaster der Geschichte Quelle: Österreich Werbung 160 Mio. 140 Mio. 120 Mio. 100 Mio. 80 Mio. 1973 1975 1977 1979 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 Nächtigungen/Jahr Internationale Touristen-Ankünfte 2000 bis 2019 und Szenarios für 2020 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2020 Szenarien COVID-19 Szenario 1: -850 Mio. (-58%) Szenario 2: -1.020 Mio. (-70%) Szenario 3: -1.140 Mio (-78%) 320 440 610 2009 Globale Wirtschaftskrise -37 Mio. (-4,0%) 2003 SARS -3 Mio. (-0,4%) 1.462 893 930 692 695 1.600 1.400 1.200 1.000 800 600 400 200 0 Mio. Quelle: UNO
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