GELD-Magazin, Juli/August 2020
24 . GELD-MAGAZIN – September 2020 Drastische Einbrüche der Besucherzahlen machen dem klassischen „Ferienland“ Österreich zu schaffen. Der heimische Tourismus will mit Nachhaltigkeit und Transparenz punkten. Es herrscht das Prinzip Hoffnung. HARALD KOLERUS Kein „Totalabsturz“ D ie Bedeutung der Tourismus- und Freizeitwirtschaft für Österreich kann fast nicht hoch genug einge- schätzt werden: Rund 16 Prozent macht sie am heimischen BIP aus. Damit liegt die Al- penrepublik laut statista.com weltweit an fünfter Stelle. Nur die Philippinen (24,7 % BIP-Anteil), Thailand, Hongkong und Mexi- ko sind noch stärker von dieser Branche ab- hängig. Selbst die Sonnenparadiese Spani- en und Italien lässt Österreich in dieser Be- ziehung hinter sich, ganz zu schweigen von Deutschland mit einem Touristik-Anteil von nicht einmal neun Prozent. Gar nicht rosig Somit ist klar, dass Österreich von der Coro- na-Krise in touristischer Hinsicht besonders stark getroffen wird. Petra Stolba, Ge- schäftsführerin der Österreich Werbung, führt im Gespräch mit dem GELD-Magazin Bilanz: „Bei den Nächtigungen von März bis Mai muss man praktisch von einem Total- ausfall sprechen. Im Juni waren es fast 60 Prozent Minus, im Juli fiel der Rückgang schon deutlich geringer aus. Regional sieht die Bestandsaufnahme wiederum sehr un- terschiedlich aus, den Seen-Regionen geht es besser, der Städte-Tourismus leidet be- sonders stark. In Wien sehen wir ein Minus von rund 90 Prozent.“ Die Expertin meint aber zumindest: „Es läuft doch besser als zuvor erwartet, angesichts von Corona war Schlimmeres bis hin zum Totalausfall be- fürchtet worden.“ Ähnlich äußert sich Mi- chaela Reitterer, Präsidentin der Österrei- chischen Hotelerievereinigung (ÖHV): „Teilweise liegen wir wirklich stark über den Erwartungen und niemand freut sich darü- ber mehr als wir. Aber wir fahren weiter auf Sicht, die Prognosen sind extrem kurzfri- stig. Wir sind noch lange nicht über dem Berg. 31 Millionen verlorene Gästenächte holt keiner auf. “ Bangemachen gilt nicht In dieser Situation hilft es natürlich nicht, zu jammern, was keinen einzigen Gast an- zieht. Hingegen gibt es durchaus auch Hoff- nungsschimmer: Positiv sticht etwa hervor, WIRTSCHAFT . Tourismus „Verhagelte Saison“ Die erste Hälfte der heimischen Som- mersaison verzeichnet ein starkes Minus bei Ankünften (-53,8%) und Nächtigungen (-44,6%). Wobei, wie anzunehmen war, die inlän- dischen Gäste weniger stark rück- läufig sind. Aber es gibt auch verhal- ten positive Nachrichten: Im Juli fällt der Rückgang mit minus 26,6 Pro- zent Ankünften und minus 17,4 Pro- zent Nächtigungen schon deutlich weniger stark aus. Das ist vor allem den inländischen Gäste zu verdan- ken, die im Juli sogar im Plus liegen. Credits: Austrian Airlines/Michèle Pauty; beigestellt
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