GELD-Magazin, Juli/August 2020

Ungarn: Grenzen dicht BRAIN-DRAIN Corona vernichtet auch Wissen WIRTSCHAFT . Kurzmeldungen BIP fällt stark zurück. Un- garns Ministerpräsident Vik- tor Orbán ließ im August mit einer Schließung der Staats- grenzen aufhorchen. Es stellt sich dabei die Frage, inwei- weit sich das kleine Land die „splendid isolation“ wirt- schaftlich leisten kann. Denn das BIP-Wachstum Ungarns blieb 2019 zwar mit 4,9 Prozent weiterhin auf ho- hem Niveau und gehörte zum oberen Viertel inner- halb der Europäischen Union. Zurückzuführen war das Wachstum laut Einschätzung der Wirtschafts- kammer Österreich (WKO) allerdings nach wie vor primär auf die EU-Fördermittel der Periode 2014 bis 2020 und daraus resultierende öffentliche Aufträge, allen voran im Bausektor. Für das heurige Jahr geht die ungarische Regierung von einem BIP-Minus von drei Prozent, die EU-Kommission gar von minus sieben Prozent aus. Für Österreich liegt Ungarn in der Liste der wichtigsten Exportländer an sechster Stelle. Die 5,5 Milliarden Euro, die im Jahr 2019 er- reicht wurden, bilden allerdings nur 3,6 Prozent der heimischen Ausfuhren ab. Heimische Industrie: Auf leichtem Erholungskurs Wachstumsschwelle übertroffen. Es gibt in den schwierigen Corona-Zeiten zum Glück auch gute Nachrichten: Die mit Beginn des dritten Quartals 2020 eingesetzte Erholung der Industriekonjunktur in Österreich setzt sich weiter fort. Der UniCredit Bank Austria-EinkaufsManagerIndex übertraf mit 51,0 Punkten im August den zweiten Monat in Folge die Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Das hohe Tempo mit dem die heimische Industrie die Rezession infol- ge der Pandemie im Vormonat hinter sich gelassen hat, konnte allerdings nicht ganz gehalten werden. Im bestehenden schwierigen Wirtschaftsumfeld, geprägt von hoher Unsicherheit, hat sich die Erholungsgeschwindigkeit nach dem Hoch- fahren aus dem Lock Down bereits spürbar verlangsamt. Im Juli lag der Index bei 52,8 Punkten. Damit nimmt der Verlauf der Erholung in Österreich zwar eine ähnliche Entwicklung wie im Euroraum insgesamt, jedoch bei deutlich stärkeren Schwankungen. UniCredit Bank Austria Einkaufs-Manager-Index Quelle: IHS Markit, UniCredit Research Credit: Annika Haas (EU2017EE) 01234567 Angespannte Situation. Corona hält weiterhin den Arbeitsmarkt in Atem: Im August standen in Österreich 422.910 Personen ohne Job da, das sind um 92.219 Menschen (27,9 Prozent) mehr als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Davon waren 371.89 Personen (ein Plus von 33,2 Prozent zum Juli 2020) beim Arbeitsmarktservice (AMS) arbeitslos gemeldet und 51.017 Personen (minus 1,0 Prozent) in Schulung. In Kurzarbeit befinden sich aktuell 452.499 Men- schen, die Zahl ist laut Arbeitsministerium seit Ende Juli in etwa konstant. Besonders hart getroffen sind, leicht nachvollziehbar, Mitarbeiter in der Touris- musbranche, wo sich die Arbeitslosigkeit inklusive Schulungen gegenüber dem Vorjahr um 55,7 Prozent auf 50.788 Personen extrem gesteigert hat. Im Touris- mus versucht man nun mit einer Charme- und vor allem Informationsoffensive gegenzusteuern, um wieder bei Gästen aus dem In- und Ausland zu punkten. Lesen Sie dazu den Artikel über die Situation der heimischen Tourismuswirt- schaft ab Seite 24 in diesem GELD-Magazin. DIE ZAHL DES MONATS 422.910 Warnung. Die bislang durch Covid-19 bedingten Umsatzeinbrüche und Pleitewellen haben welt- weit Millionen Arbeitsplätze vernichtet. Ein Um- stand, der für viele Unternehmen zu einem ab- rupten und massiven Wissensverlust führen kann. Und auch die langen Rekonvaleszenz- Zeiten und damit Ausfälle von bewährten Mitar- beitern tragen zu dieser Problematik bei. Schließlich generieren Mitarbeiter Tag für Tag eine unglaubliche Menge an Wissens- und Daten- Output in den diversen unternehmensinternen Informationssystemen. Dass diese sehr hetero- gen ausfallen können (Dateiserver, Intranet- und Groupware-Systeme, etc.) verschärft die Daten- erfassung. Auf diese Problematik weist das Wie- ner IT Unternehmen Iphos IT Solutions hin, das mithilfe einer speziellen firmeninternen Such- maschine dem Daten-Schwund entgegenarbeitet. Viktor Orbán, eigenwilliger Ministerpräsident Ungarns 22 . GELD-MAGAZIN – September 2020

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