GELD-Magazin, Juli/August 2020
Green Finance in der Corona Welt Der aktuelle Akt, in dem COVID-19 die Hauptrolle spielt, ist noch nicht zu Ende, und so schnell wird dieser wohl auch nicht enden. Wir dürfen aber vermutlich auf einen gemeinsamen Auftritt mit „Green Finance“ hoffen. Gerade noch wurde dieses Thema während des Welt- wirtschaftsforums in Davos ins Rampenlicht gerückt: Es wartet nun auf das Ende des aktuellen Akts, der durch Corona bespielt wird. Es sieht ganz so aus, dass COVID-19 in gewisser Weise zu einer Neuausrichtung – weg von einem einzigartigen Fokus auf Green Finance, hin zu einem gemischteren ESG-Ansatz – ge- führt hat, bei dem das „E“ möglicherweise nicht mehr so dominant vorherrscht, und nun von einem stär- keren Akzent auf dem „S“ begleitet wird. Pandemie verstärkt ESG-Prävalenz Während die Emission von Green Bonds seit dem Hype um das Virus zurückgegangen ist, hat sie umge- kehrt die Emission von Nachhaltigkeits- und Sozialan- leihen beschleunigt, da die privaten Märkte erschlos- sen werden, um die Erholung zu unterstützen. Im April veröffentlichte die International Financial Corporation als Mitglied der Weltbankgruppe einen Bericht, aus dem hervorgeht, dass auf dem Markt für Green Bonds 2019 weltweit Rekordemissionen von 240 Milliarden US-Dollar verzeichnet wurden (3 % der gesamten ausgegebenen globalen Anleihen im letzten Jahr). Sustainalytics hat zwar berichtet, dass Green Bonds ins Stocken geraten sind, da die Emissionen im März 2020 nur ein Drittel des Vorjahres ausmachten, auch die Daten der Climate Bonds Initiative bestäti- gen dies, jedoch waren das ja nur Momentaufnahmen, und es besteht kein Zweifel daran, dass grüne Anlei- hen zusammen mit Social Bonds im Aufwärtstrend liegen und die Pandemie dies insgesamt befeuert. Erste deutsche grüne Bundesanleihe Im September soll die erste deutsche grüne Bundes- anleihe ausgegeben werden. Der Bund hat Ausgaben von 12,7 Milliarden Euro aus fünf Themenfeldern identifiziert, die für eine Refinanzierung über Öko- Anleihen infrage kommen. Mit dem Geld sollen nach- haltige Investitionen finanziert werden, wie saubere Verkehrssysteme, Autos mit weniger CO 2 -Emissionen und der Übergang zu einer weitgehend mit erneuer- baren Energien arbeitenden Wirtschaft. In Österreich gibt es derzeit wohl noch keine konkreten Pläne. Den- noch analysiert die Oesterreichische Bundesfinanzie- rungsagentur im Rahmen der Erarbeitung der öster- reichischen Green Finance Agenda diese Option. Alfred Lejsek, Leiter der Gruppe Finanzmärkte im Ministerium, meinte im Jänner im Rahmen des „Sustainable Finance Summit“ zwar, wenn alles gut liefe, könnte bereits im Herbst dieses Jahres der erste „Green Bond“ für Österreich begeben werden. Diese Aussage nahm er jedoch einige Tage später wieder zu- rück und wies darauf hin, dass es noch keinen Zeit- plan für eine Umsetzung gäbe. Das Social-/COVID-Phänomen Regierungen und Entwicklungsbanken aus der gan- zen Welt bringen Emissionen auf den Markt – spezi- fische COVID-Anleihen zur Beschaffung von Geldern, um die Herausforderungen zu bewältigen, die die Pandemie für die Gesellschaft darstellt. Das Institute of International Finance hat in jüngster Zeit ein mo- natliches Volumen von mehr als sieben Milliarden US-Dollar an Emissionen von Sozialanleihen gemel- det, verglichen mit einem monatlichen Durchschnitt von 1,2 Milliarden US-Dollar im Jahr 2018/19. Der Bericht des UN-Umweltprogramms „Auswirkun- gen der COVID-19-Pandemie auf die globale nachhal- tige Finanzierung“ spricht über das Interesse für „ESG-Alpha“ angesichts der zunehmenden Konzentra- tion auf soziale Fragen. Es wird allerdings darauf hin- gewiesen, dass es noch zu früh ist, um die langfri- stigen Auswirkungen beurteilen zu können, aber das Potenzial für eine umfassende Neubewertung „sozia- ler Probleme in ESG-Ratings“ besteht. Dies spricht das in der Tat aktuelle Problem bei ESG- Ratings an, bei denen es an Standardisierungen bei Messungen und Bewertungen mangelt – der Bericht fügt jedoch hinzu, dass dies die Bemühungen zur Stärkung der Kohärenz von ESG-Ratinginformati- onen motivieren „kann“. Dies ist zu hoffen, jedoch sicherlich kein einfaches Vorhaben. www.dragonfly.finance GASTBEITRAG . Susanne Lederer-Pabst, dragonfly finance Dr. Susanne Lederer-Pabst, dragonfly finance FOTO: beigestellt September 2020 – GELD-MAGAZIN . 13
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