GELD-Magazin, Juli/August 2020
ROHSTOFFE . Aktuelle Trends Auf der Stelle . PALLADIUM Die Automobilindustrie ist mit gut 85 Prozent der Hauptabnehmer von Palladium. Dass die- ser Sektor besonders hart von Covid getroffen wurde, lähmt das Edelmetall ebenso wie der starke Trend zur E-Mobilität. Konkurrent: E-Auto. Vor dem Corona- Schock gelangen Palladium rasante Kurs- steigerungen, die Pandemie schickte das Edelmetall dann wenig verwunderlich in den Keller. Eher überraschend ist, dass nach dem Rebound Mitte März der Trendpfeil wieder nach unten gerichtet ist. Das erklärt sich durch die spezifische Einsatzweise von Palladium. Ähnlich wie das günstigere Schwesternmetall Platin wird Palladium vor allem in Katalysatoren für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren eingesetzt. Palladi- um wird dabei überwiegend bei der Abgas- reinigung von Benzinern eingesetzt und profitierte daher in den vergangenen Jah- ren vom Dieselskandal. Der Anteil von Ben- zinfahrzeugen an den Neuzulassungen stieg deutlich an und lag in Europa 2019 bei knapp 60 Prozent. Zusätzlich befeuert wur- de die Nachfrage durch weltweit immer strengere Emissionsgesetze. Der Edelmetall- spezialist Ophirum weist allerdings noch auf einen anderen Trend hin: „Mit der kräf- tigen staatlichen Unterstützung könnte der Wandel vom Verbrennungsmotor zu Elek- troautos schneller erfolgen als bisher erwar- tet.“ Je mehr Verbraucher also wegen der Subventionen ein emissionsfreies Auto einem Benziner vorziehen, desto deutlicher könnte die Palladiumnachfrage darunter leiden: Eine Entwicklung, die den Palladi- um-Kurs sichtlich lähmt. (mf) Credits: zoneteen & alexlmx/stock.adobe.com; pixabay Etwas eingependelt . ERDÖL Mit dem (hoffentlichen) Abklingen der Corona-Krise und dem Wiederhochfahren der Wirtschaft gewinnt Erdöl etwas an Boden. Die schwache Konjunktur und der Nachhaltig- keits-Trend machen aber das Leben schwer. Starke Gegentrends. Beim Verbrauch von Öl und Gas befinden wir uns global gesehen derzeit rund zehn Prozent unter dem Höchstwert vor Covid. Im April waren es so- gar 30 Prozent unter diesem Niveau. Es ist auch möglich, dass die Produktion von fünf bis sieben Millionen Barrel pro Tag perma- nent verloren gehen könnte, denn viele Ka- pazitäten wurden heruntergefahren und ein Restart ist teuer. Tamás Pletser, Analyst und Experte für den Öl- & Gassektor bei der Erste Group, kommentiert die Situation für das GELD-Magazin: „Die Branche hat bereits seit zwei bis drei Jahren mit Problemen zu kämpfen, also schon weitaus vor Ausbruch der Corona-Krise. Innerhalb des Standard & Poors-Universums war Öl und Gas der am schwächsten performende Sektor. Europa hat nicht viel besser ausgesehen.“ Die Stim- mung in der Branche ist laut Pletser sehr ne- gativ: „Ich glaube sogar, sie ist bereits zu pessimistisch. Denn Öl wird in immens vie- len Bereichen benötigt, nicht überall gibt es Alternativen. Wenn die Ökonomie voll zu- rückkommt, ist 2022/2023 mit spürbar hö- heren Ölpreisen zu rechnen.“ An Invest- ments in den Sektor sollte man laut dem Ex- perten aber erst dann denken, wenn die Preise stabil ein Niveau von zumindest 45 Dollar pro Barrel erreicht haben. Davon sind wir aber noch ein Stück weit entfernt: Im Juni wurden 40 Dollar überschritten. (mf) USD/Barrell 2020 2018 2019 20 60 50 40 30 80 70 USD/Unze 2.000 1.500 1.000 2.500 2020 2018 2019 52 . GELD-MAGAZIN – Juli/August 2020
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