GELD-Magazin, Juli/August 2020

V on fernöstlicher Ruhe ist an den asiatischen Börsen wenig zu spü- ren, auch sie wurden von Corona extrem erschüttert. Das könnte allerdings die Möglichkeit eines Rebounds schaffen. Rebecca McVittie, Investment Director Emerging Markets von Fidelity, analysiert die Ausgangslage: „Die Aktien- und Anleihemärkte der Schwellenländer gerieten in der Krise erheblich unter Druck. Wir hatten es mit einem doppelten schwarzen Schwan zu tun: CO- VID-19 und der signifikante Öl- preisrückgang waren die Ursa- chen. Dabei war der März der schlimmste Monat für die Emerging Mar- kets.“ Wobei im Aktienbe- reich die Di- versifizierung grundsätzlich MÄRKTE & FONDS . Emerging Markets Günstig und dynamisch „Geheimtipp“: Taiwan, „Chinas fleißiger Bruder“ Bei First State Stewart Asia sind Ländergewichtungen ein Ergebnis der Bottom- up-Aktienauswahl: Es wird versucht, in erster Linie starke und wachsende Un- ternehmen zu identifizieren, anstatt die Aussichten eines Landes aus einer Top- down-Makrosicht zu betrachten. Dennoch ist interessant, dass das kleine Taiwan mit elf Prozent an dritter Stelle gewichtet ist - hinter China (22%) und Indien (19%). Taiwan gilt als Land mit ausgeprägten Kompetenzen im Informations- technologiesektor. Investoren agiler Unternehmen können profitieren, obwohl es sich um ein Marktsegment handelt, das oft schwierig zu analysieren ist - näm- lich aufgrund der meist kurzen Produktzyklen und der Besonderheiten der Rohstoffe, die Komponentenhersteller verarbeiten. Von Unternehmen wie Me- diatek, Largan und Advantech erwartet First State eine gute Performance. China & Co. sollten in keinem breit gestreuten Portfolio fehlen, daran ändert auch die schwierige Corona-Krise nichts. Im Gegenteil: Gerade an den Börsen der Schwellenländer ist jetzt Aufholpotenzial zu orten. HARALD KOLERUS Credits: pixabay; beigestellt besser funktionierte als bei Bonds, um die Turbulenzen abzufedern. „Das galt für Län- der, die über eine solidere wirtschaftliche Grundlage und politisches Krisenmanage- ment verfügen, und Eindämmungsmaß- nahmen durchsetzen konnten. Die Staaten, die als fragil oder nicht reaktionsfähig wahrgenommen wurden, wurden dafür prinzipiell am meisten abgestraft. Das sind beispielsweise Brasilien, Indien und die Türkei. Die chinesischen Börsen haben sich wesentlich besser geschlagen als die entwi- ckelten Märkte und kamen früher und mit weniger Kursabschlägen aus der Krise“, so die Spezialistin. Wobei auffällt, dass sich etwa der Hongkonger Leitindex nicht so gut erholt hat wie etwa der amerikanische S&P 500. Wie erklärt sich das? „Schwindelerregend“ Die Antwort gibt Alistair Thompson, Direc- tor bei FSSA Investment Managers (First State Stewart Asia): „Die einfachste Erklä- rung ist, dass in den USA die Federal Reser- ve ihre Bilanz um sieben Billionen Dollar er- weitert hat, um die wirtschaftlichen Folgen von COVID-19 zu bewältigen. Das ist eine schwindelerregende Geldmenge, die die quantitative Lockerung nach der globalen Finanzkrise von 2008 verblassen lässt. Die Währungshüter von Hongkong haben keine vergleichbare Schlagkraft.“ Abgesehen da- von spricht laut dem Experten doch einiges für die Emerging Markets: „Es wird erwar- tet, dass die Wirtschaft von Schwellenlän- dern per Definition schneller wächst als die der entwickelten Volkswirtschaften. In der Regel haben Emerging Markets eine junge Bevölkerung - China ist aufgrund der Ein- Kind-Politik die große Ausnahme -, eine 42 . GELD-MAGAZIN – Juli/August 2020

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