GELD-Magazin, Juli/August 2020

SO FUNKTIONIEREN E-FUELS Für synthetische Kraftstoffe, auch E-Fuels genannt, benötigt man regene- rativen Strom – etwa überschüssigen Wind- oder Solarstrom, den das Netz nicht aufnehmen kann. Damit wird Wasser per Elektrolyse in Sauerstoff und Wasserstoff gespalten. Im nächsten Schritt wird dieser Wasserstoff mit Koh- lendioxid (CO 2 ) verbunden, das zum Beispiel als Abfallprodukt aus anderen industriellen Prozessen anfällt oder aus der Umgebungsluft extrahiert wird. Mögliche Endprodukte sind synthe- tischer Diesel, Benzin und Gas. Die Herstellung erfolgt derzeit noch in geringen Mengen, hauptsächlich in Forschungs- und Pilotprojekten. Der Hauptvorteil ist der Rückgriff auf er- neuerbare Energien und der relativ umweltschonende Produktionspro- zess. Nachteil: Ein (noch) ziemlich geringer Wirkungsgrad der E-Fuels. Was fossile Brennstoffe betrifft, geht die Entwicklung langfristig zu einer wesentlich geringeren Bedeutung im Bereich der Mobilität. Rainer Seele, Vorstandsvorsitzender der OMV Credit: beigestellt/OMV 18 . GELD-MAGAZIN – Juli/August 2020 Unternehmen Stiglechner in Zusammenar- beit mit ClimatePartners. Die Firma Stig- lechner informiert: „Jeder Liter Treibstoff, den unsere Kunden via Family & Friends Klimaschutz-Tankkarte tanken, wird auf un- sere Kosten CO 2 -neutral gestellt, indem wir in anerkannte und geprüfte internationale Klimaschutz-Projekte investieren, zum Bei- spiel in Windparks, Solaranlagen oder Auf- forstungsprojekte. Dadurch wird zu 100 Prozent jene Menge an CO 2 ausgeglichen, die bei Erzeugung, Veredelung, Transport, Bereitstellung und Verbrennung des Treib- stoffes anfällt, und unsere Kunden können CO 2 -neutral Auto fahren.“ Sterlich bestätigt jedenfalls, dass die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz angekommen sind, und die Nachfrage bei ClimatePartner in den „letzten Jahren stark gestiegen ist“. Und wie wird die Zukunft der Erdöl- und Gasindu- strie langfristig aussehen? Verdrängungswettbewerb Sterlich: „Man sollte hier eine Zweiteilung vornehmen: Ich glaube, dass der Einsatz in Produkten der Kunststoff-, Textil- und Phar- maindustrie bleiben wird: Allerdings in im- mer stärker geschlosseneren Kreisläufen, also durch die Forcierung von Recycling und Effizienzsteigerungen. Bei erdölbasier- ten Treib- und Heizstoffen – Benzin, Heizöl etc. – werden wir allerdings einen Verdrän- gungswettbewerb durch erneuerbare Ener- gien bzw. neue Technologien sehen. Es wird also interessant, die Entwicklung von Alter- nativen zu beobachten – als Beispiel sei syn- thetisch hergestelltes Kerosin genannt.“ HoffnungsvolleVariante Experten arbeiten intensiv an synthetischen Kraftstoffen, die auf Wasserstoff als Grund- produkt setzen. Wasserstoff hat den ent- scheidenden Vorteil, in der Natur nahezu unendlich vorhanden zu sein und klimaneu- tral hergestellt werden zu können. Da Was- serstoff per Elektrolyse von Wasser mithilfe von erneuerbarem Strom freigesetzt wird, reden Wissenschaftler hier von strombasier- ten Kraftstoffen bzw. von E-Fuels: Idealer- weise wären sie auch in den Bestandsfahr- zeugen (Benzin- und Diesel-Pkw) einsetz- bar. Damit keine Schäden an den Motoren auftreten, müssten die Eigenschaften von synthetischen Kraftstoffen allerdings inner- halb der Normen für Diesel und Benzin lie- gen. Praktisch: E-Fuels würden über das be- stehende Tankstellennetz vertrieben – Mo- toren in Neufahrzeugen müssten freilich grundsätzlich fur synthetischen Sprit ausge- legt werden. Das ist zwar ein wenig Zu- kunftsmusik, zeigt aber, dass es noch weite Betätigungsfelder für Öl-Konzerne gibt. Die exzessive Nutzung von Fracking hat die USA zum größten Hersteller von Erdöl gemacht. Die Umweltbelastung durch diese Methode ist enorm, dennoch wurde durch sie bewiesen, dass der Welt das Erdöl nicht so schnell ausgehen wird. BRENNPUNKT . Nachhaltigkeit & Erdöl Die Top-10-Erdöl-Produzenten derWelt Quelle: statista/BP Anteil an der weltweiten Erdölproduktion 2018 2,8% 3,2% 4,0% 4,2% 4,9% 5,0% 5,5% 12,1% 13,0% 16,2% China Kuwait Brasilien VAE Irak Iran Kanada Russland Saudi-Arabien USA

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