GELD-Magazin, Juni 2020

78 . GELD-MAGAZIN – Juni 2020 Auch wenn sich das öffentliche Gesundheitssystem in der Corona-Zeit von seiner besten Seite zeigte, gibt es noch immer viele Lücken im System, die die privaten Krankenversicherer schließen können. CHRISTIAN SEC Gesunde Versicherer D ie Unzufriedenheit mit dem öffent- lichen Gesundheitssektor spiegelte sich vor der Krise in Zuwächsen bei privaten Krankenversicherungen wider. Das Prämienvolumen bei Zusatzkrankenver- sicherungen ist im Vorjahr auf 2,3 Milliar- den Euro angestiegen. 2015 lagen die Prä- mien hier noch bei 1,9 Milliarden Euro, wie die Zahlen des Versicherungsverbandes zei- gen. Mit der Corona-Krise machte der öf- fentliche Gesundheitssektor aber Werbung in eigener Sache. „Die Krise hat hierzulande das Vertrauen der Bevölkerung in das öf- fentliche Gesundheitssystem jedenfalls ge- stärkt“, erklärt Gesundheitsökonom Thomas Czypionka vom Institut für höhere Studien (IHS). Fast wiederum zum Leidwesen der privaten Versicherer. Denn öffentliche und private Leistungen im Gesundheitswesen stehen in einem Konkurrenzverhältnis. „Ge- rade die wahrgenommene Qualität des öf- fentlichen Gesundheitssektors sowie das durch die Krise gesunkene verfügbare Ein- kommen wirken gegen eine verstärkte Nach- frage für eine private Gesundheitsversiche- rung“, so der Gesundheitsökonom. LangeWartezeiten und Mangel bei Präventivmedizin Es ist aber nicht alles Gold, was glänzt – vor allem nicht im öffentlichen Gesundheitswe- sen. „Was die ‚Reparaturmedizin‘ bzw. den stationären Bereich betrifft, ist die öffent- liche Versorgung gut aufgestellt“, so Czypi- onka. Anders ist die Situation aber im ambu- lanten Bereich. Lange Wartezeiten auch bei Akutfällen sind dort keine Seltenheit. Grund dafür ist nicht zuletzt die steigende Anzahl der Wahlärzte, die sich seit 1999 mehr als verdoppelt hat, während die Zahl der Kran- kenkassen-Vertragsärzte in diesem Zeitraum konstant geblieben ist. Die freie Arztwahl, schnellere Termine bzw. kurze Wartezeiten und die Kostenübernah- me sind nicht umsonst die entscheidende Motivation für Kunden, eine Zusatzversiche- rung abzuschließen, wie eine Umfrage der Wiener Städtischen Versicherung ergab. Um auch die Akutversorgung außerhalb der Ge- schäftszeiten der Wahlärzte zu bedienen, hat die Uniqa für ihre Kunden einen Zusatz- baustein für 5,86 Euro monatlich im Pro- gramm. Dieser bietet auch an den Wochen- VERSICHERUNG . Krankenversicherung „Die wahrgenommene Qualität des öffentli- chen Gesundheits­ sektors wirkt gegen eine verstärkte Nachfrage für eine private Gesundheits­ versicherung.“ Thomas Czypionka, Gesundheitsökonom; IHS Credits: beigestellt, H_Ko/stock.adobe.com

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