GELD-Magazin, Juni 2020
AKTIEN . Analyse AMS & Osram David übernimmt Goliath Nach langem Tauziehen hat AMS den Übernahmekampf um Osram gewonnen. Ziel ist es, den weltweit größten Hersteller von Sensorlösungen und Photonics zu schmieden. Gelingt dies, verdoppelt sich wohl der Kurs der AMS. ISABELL A DE KRASSNY nommen worden war und diese auf ihr Geld warteten. Der Vorstandsvorsitzende der AMS, Alexander Everke, ist jedoch Optimist und von dem Deal überzeugt: „Alles wird gut“. Nach der abgeschlossenen Transaktion besitzt AMS 68,2 Prozent der Aktien an Os- ram. Die Vorbereitungen zur Integration der beiden Unternehmen laufen bereits auf Hochtouren. Produktpalette ergänzt sich Industriell macht der Zusammenschluss durchaus Sinn. Beide Unternehmen verfü- gen über einander ergänzende Produkte und können gemeinsam zum weltweit größ- ten Hersteller von Sensorlösungen und Pho- tonics avancieren. Nicht nur technologisch ergänzen sich die beiden Unternehmen per- fekt, auch die Kundenstruktur ist komple- mentär: Osram macht im Gegensatz zu AMS den größten Teil seines Umsatzes im Automobil- und Industriebereich, AMS in der Consumer Electronic. Die technolo- gischen Lösungen der AMS sind viel weiter fortgeschritten als dies die Automobilindu- strie gemeinhin kennt. Gemeinsam wird der neue Konzern konkurrenzlose Produkte an- bieten können. Das Kundeninteresse ist schon jetzt enorm, ließ Everke im Rahmen der Hauptversammlung wissen. AMS entwickelt und produziert schwer- punktmäßig Lösungen für Sensoren in den vielfältigsten Anwendungen. So tragen z.B. die 3D-Gesichtserkennung und die ausge- zeichnete Kameraleistung der Apple-Geräte die Handschrift von AMS. Man könnte fast sagen: Wo Apple draufsteht, ist AMS drin. Das hat aber auch einen Nachteil: Mehr als die Hälfte des Umsatzes wird noch mit Apple gemacht – und das soll sich bald än- dern. Die unschlagbare AMS-3D-Sensorik D as hat sich die Führungsriege von AMS mit Sicherheit anders vorge- stellt. Den kräfteraubenden und teuren Übernahmekampf gegen die Finanz investoren Bain Capital und Carlyle konnte AMS in der zweiten Runde für sich entschei- den. Das kleine steirische Unternehmen bot dabei fast vier Milliarden Euro für den un- vergleichlich größeren deutschen Beleuch- tungskonzern. Dann kam Covid-19. Der Kurs der AMS rauschte auf ein Viertel des ursprünglichen Wertes: Die ganze AMS kostete an der Börse nicht einmal mehr 800 Millionen Euro. Die dringend notwendige Kapitalerhöhung konnte nur mit Hängen und Würgen unter einem massiven Verwäs- serungseffekt bei den Altaktionären zu 9,20 Schweizer Franken durchgeboxt werden. Die Devise hieß „Zähne zusammenbeißen und durchziehen“. Ein Rückzieher kam nicht mehr in Frage, da das Angebot bereits von 55 Prozent der Osram-Aktionäre ange- Mit der Übernahme von Osram kann AMS die Produktpalette erweitern und das hohe Know-how in die Geschäftsbereiche der etwa doppelt so großen Osram einbringen. 66 . GELD-MAGAZIN – Juni 2020 CHF Die Kapitalerhöhung im Verhältnis 4 zu 9 und 9,20 Schweizer Franken je neuer Aktie führte im März zu einem raschen Kursverlust von rund 40 auf 7,80 Schweizer Franken. 2016 2017 2018 2019 ´20 60 30 40 50 20 10 120 100 80 AKTIENKURS DER AMS Credit: Valneva, beigestellt
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