GELD-Magazin, Juni 2020
Brexit: Scheitern wird wahrscheinlicher BRENNPUNKT . Kurzmeldungen Bedenkliche Entwicklung. Unge- achtet der weltweiten Corona-Krise geht das Tauziehen um einen Brexit- Deal zwischen Großbritannien und der EU in die Endrunde. Dabei soll ten die Alarmglocken schrillen: Denn die zunehmend polarisieren den, ja sogar versteinerten Positi- onen auf beiden Seiten lassen die Wahrscheinlichkeit für ein Handels- abkommen bis zum Stichtag 31.12.2020 sinken. Knackpunkte der Verhandlun gen in den verbleibenden Monaten sind insbesondere die von der EU geforderten Fischereirechte sowie die Zuständigkeit des Europäischen Gerichtshofes in Streit- beilegungen. Beides ist für die Briten ein „No-Go“, schreiben die Experten der Bankhaus Krentschker & Co. Dass das Vereinigte Königreich mit der EU künftig Handel zu WTO-Bedingungen betreiben wird, ist somit so wahrscheinlich wie nie zuvor. Wird bis zum 31. Dezember 2020 nämlich keine Einigung erzielt, sind ab 2021 die Bedingungen der Welthandelsorganisation – also neue Steuern und Handelshemmnisse – anzuwenden. Fix ist nur, dass den Briten ohne Handelsab- kommen mit der EU ein Wohlstandsverlust bevorsteht. Die Covid-19-Krise hat ge- zeigt, wie sehr Großbritannien von der Lieferung zumindest strategisch kritischer Komponenten aus dem Ausland abhängig ist. Inflation: Und sie bewegt sich doch Teuerung befürchtet. Der durch den Lock Down aus- gelöste globale Nachfrage- schock und der darauf fol- gende Anstieg der Arbeits- losenquote werden die In- flationsindikatoren kurzfri- stig in die Nähe einer De- flation oder auf einen Wert zwischen null und ein Pro- zent drücken. Die Tatsache, dass die Finanzpolitik in die Überstunden geht, wird das Desinflationsregime allerdings aufheben. „Die Unterstützung wird auf die Einkommensschwächeren und die von der Pan- demie am schlimmsten betroffenen Bevölkerungs- gruppen ausgerichtet sein“, so Peter De Coensel, Fixed Income-Spezialist bei DPAM. Er erwartet da- her die Rückkehr zu Inflationszahlen rund um die zwei Prozent. Portfoliomanager sollten sich heute entsprechend vorbereiten, um ihre Portfolios vor möglichen bevorstehenden Inflationsrisiken zu schützen. WWF: „Verpasste Chancen“ Ertragskraft gesteigert. Anlässlich des Budget beschlusses der heimischen Bundesregierung macht die Umweltschutzorganisation WWF Österreich auf die Notwendigkeit zusätzlicher Anstrengungen für Natur und Klima aufmerksam. „Das aktuelle Budget enthält zwar einige Fortschritte, reicht aber insge- samt bei weitem nicht aus, um die Klima- und Bio diversitätsziele zu schaffen. Die Zeit drängt, denn jede weitere Verzögerung wird teuer und schadet Mensch und Natur“, heißt es. Insgesamt seien leider viele Chancen verpasst worden. Zukunftsfitte Bud- gets müssten zumindest eine zusätzliche Klima- und Naturschutz-Milliarde enthalten. Die Mittel dafür wären vorhanden, wenn die Bundesregierung zum Beispiel das Steuersystem ökologisieren und kontra- produktive Subventionen abbauen würde. Damit sich umweltfreundliches Verhalten auszahlt, braucht es zusätzlich einen lenkenden Öko-Bonus, der aus einer fairen CO 2 -Bepreisung finanziert wird. Der WWF kritisiert, dass klima- und umweltschädliche Subventionen in Milliardenhöhe ungebremst weiter- laufen, obwohl sämtliche Fachleute deren raschen Abbau empfehlen. Peter De Coensel, CIO Fixed Income bei DPAM Home-Office: Massiver Schub Vorteile überwiegen. Viele Men- schen arbeiten inzwischen auf- grund von Corona zu Hause. Dieses unfreiwillige Experiment hat ge- zeigt, dass die erforderlichen Tech- nologien existieren und funktionie- ren – und dass produktive Teamar- beit auch so möglich ist, meint das Architekturbüro Vitra. Unterneh- men, die ihre Angestellten zu Hause arbeiten lassen, erhalten nicht nur Zugang zu einem globalen Pool qualifizierter Arbeitskräfte, sie ver- ringern auch ihren ökologischen Fußabdruck. Außerdem führt regelmäßiges Arbeiten im Home Office zu einer geringeren Besetzungsdichte im Büro und er- möglicht das Einhalten des erforderlichen räumlichen Abstands. Wobei an dieser Stelle nicht verschwiegen werden soll, dass so manchem „Tele-Worker“ daheim die Decke auf den Kopf fällt. Eine – noch vor Corona durchgeführte – Analyse von Statista.com zeigt jedenfalls, dass in Österreich bei vier Prozent der be- fragten Unternehmen, in denen Heimarbeit möglich ist, alle Mitarbeiter Home Office nützen. Bei 43 Prozent der Unternehmen arbeiten immerhin circa 75 Pro- zent von zu Hause aus. Nur vier Prozent der befragten Firmen gaben an, dass gar niemand ihrer Angestellten das Angebot von Tele-Working nützen würde. Credits: Marco Verch; Vitra; pixabay; beigestellt 6 . GELD-MAGAZIN – Juni 2020
RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=