GELD-Magazin, Juni 2020

Von Inflation keine Spur. Die Teuerungsrate sank im Mai auf 0,1 Prozent, vor allem wegen der niedrigen Energiepreise, aber auch die Löh- ne steigen nicht. Häufig liegt sogar die Real­ lohnentwicklung nach schweren Rezessionen zunächst einmal im negativen Bereich. EZB- Chefin Christine Lagarde rechnet daher in der Eurozone nun sogar mit einem Wachstumsein- bruch um acht bis zwölf Prozent. Der Einkaufs- managerindex (EMI) stieg von 13,6 auf 30,5 – immer noch weit weg von der 50-Punkte Marke. Die EZB drückt weiter aufs Gaspedal. Dabei geht es um das „Pandemic Emergency Purchase Programme“ (PEPP). Volkswirte rechnen mit einer Verlängerung des PEPP bis ins Jahr 2021 hinein und mit einer Anhebung des Volumens von derzeit 750 Milliarden auf mindestens 1000 Milliarden Euro. Denn geht die EZB weiter im bisherigen Kauftempo vor, wären die Mittel bereits im Oktober ausgeschöpft. Auch der EU-Wiederaufbaufonds spielt der EZB in die Hände. Die EU-Kommission will an den Finanzmärkten 750 Milliarden Euro aufnehmen. 500 Milliarden Euro könnten als nicht zurückzahlbare Zuschüsse überwiesen werden, wei- tere 250 Milliarden Euro als Kredite. Die EU-Kommission will, dass vor allem in Zukunftsbe- reiche wie Klimaschutz, Digitalisierung, Forschung oder Gesundheit investiert wird. Das Geld soll deswegen über EU-Programme vergeben werden – unter Bedingungen. (wr) Tokio erwacht aus dem Shut Down. Es könnte ein böses Erwachen werden. In Japan geht nach dem Ende des Corona-Notstands die Wirtschaft in den meisten Landesteilen wieder an den Start. In der Hauptstadt Tokio sowie in der Provinz Fukuoka bereitet ein erneuter An- stieg der Neuinfektionen in den vergangenen Tagen jedoch wieder Sorgen. Die Regierung plant zwar im Moment nicht, für Tokio und Fukuoka wieder den Notstand auszurufen, doch die Zahl der Neuinfektionen steigt wieder zweistellig. Zum Höhepunkt Mitte April waren es allerdings noch mehr als 200 Fälle gewesen. Japan zählte bis Ende Mai insgesamt 17.500 In- fektionsfälle und rund 900 Tote. Damit steht die Nummer drei der Weltwirtschaft vergleichs- weise gut da. Nach nur eineinhalb Monaten konnte die Lage nach eigenen Angaben unter Kontrolle gebracht werden. Und das ohne Ein- schränkungen wie in Europa. Dennoch ist die japanische Wirtschaft in die Rezession ge- rutscht. In den ersten drei Monaten des Jahres schrumpfte die Volkswirtschaft der Inselnation um 3,4 Prozent. Und das zweite Quartal wird wesentlich schwächer ausfallen. In der japa- nischen Großindustrie sorgt die Angst vor den Folgen des Coronavirus erstmals seit Jahren für Pessimismus. Das geht aus einer kürzlich veröf- fentlichten Quartalsumfrage („Tankan“-Bericht) der japanischen Notenbank unter rund 10.000 Unternehmen des Landes hervor. (wr) EUROPA . Deflationsgefahr nimmt zu Zweifelhafter Aufschwung Der Euro Stoxx 50 konnte sich von der wichtigen 3.000 Punkte-Marke bisher nicht wirklich lösen: Er verharrt im Bereich bis 3.100 Punkte. Dass die Seitwärtsbewegung bald in einen neuerlichen Aufschwung übergeht, erscheint zweifelhaft. Unsere Empfehlung: Den Index beobachten. Rally geht weiter Nach demVierjahrestief bei 16.500 Punkten konnte sich der Nikkei bis auf über 20.000 Punkte erholen. Nach einem Rückschlag stieg der Index fast auf 22.000 Punkte. Da- mit fehlen ihm nur noch acht Prozent bis zum Jahresanfangsstart. Stopp auf 19.700 Punkte anheben. EURO STOXX 50 NIKKEI 225 JAPAN . Neustart mit Hindernissen Indexpunkte 2015 2016 2017 2018 2019 ´20 22.000 20.000 18.000 16.000 24.000 14.000 Indexpunkte 2015 2016 2017 2018 2019 ´20 2.200 3.400 3.200 3.000 2.800 2.600 2.400 3.600 3.800 Juni 2020 – GELD-MAGAZIN . 57

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