GELD-Magazin, Juni 2020

42 . GELD-MAGAZIN – Juni 2020 Neuartiger genbasierter Impfstoff Neben den zahllosen Pharma- und Biotech- Unternehmen, die seit langem Impfungen herstellen, hat sich eine neue Art der Imp- fung entwickelt. Sie funktioniert nicht nach dem herkömmlichen Prinzip, deaktivierte Viren oder Vektorviren zu verabreichen, um eine Immunantwort auszulösen, sondern über die Einbringung einer spezifischen mRNA (Messenger-Ribonukleinsäure). Jede Zelle benützt mRNA als Transskript einer bestimmten DNA-Sequenz im Zellkern, um mit dieser Information im Zellplasma an den Ribosomen bestimmte Peptide (Rezeptoren, Zellbestandteile, Enzyme, etc.) zu produzie- ren. Die mit der Injektion eingebrachte the- rapeutische mRNA wird in diesen natür- lichen Peptid- bzw. Proteinstoffwechel der Zellen eingeschleust, und liefert eine ko- dierte Information zur Produktion spezi- fischer Viren-Antigene, auf die der Körper wiederum mit einer Immunantwort rea- giert. Hinzugefügt muss aber werden, dass es bislang noch keinen zugelassenen Impf- stoff dieser Art gibt und eventuell langfristig nachteilige Folgen derzeit noch unbekannt sind – u.U. Autoimmunerkrankungen oder Kreuzreaktionen ähnlich wie beim Rheuma- tischen Fieber. Moderna hochgejubelt An vorderster Front der Entwickler eines SARS-CoV2-Impfstoffes auf RNA-Basis ist die in Cambridge, Massachusetts, ansässige Moderna. Sie stellte am 18. Mai vielverspre- chende Zwischenergebnisse aus der Phase 1-Studie vor und möchte im Frühsommer mit der Phase 2 beginnen. Einen etwas nega- tiven Beigeschmack hat die Aktie jedoch ei- nerseits durch die mittlerweile extrem hohe Bewertung an der Börse – der Marktkapitali- sierung von 19,2 Milliarden Dollar steht ein Jahresumsatz von knapp 100 Millionen Dol- lar gegenüber – sowie durch die umfang- reichen Aktienverkäufe des Managements nach der Vorstellung der Phase 1- Zwischenergebnisse. Etwas weiter schon – bereits in Phase 2/3 – ist die Universität Ox- ford in Zusammenarbeit mit Pall Life Sci- ence und Cobra Biologics mit der Entwick- lung eines Vektorenimpfstoffes. Die Produk- tion soll ab Herbst durch Merck in Darm- stadt und dem Serum Institute of India und AstaZeneca erfolgen. BioNTech mit starker Unterstützung In Deutschland setzen CureVac in Tübingen und die in Mainz ansässige BioNTech eben- falls auf RNA-basierte Impfstoff-Kandidaten. Börsennotiert davon ist BioNTech, deren Ak- tienkurs seit Jahresbeginn um etwa 50 Pro- zent zugelegt hat. Sie macht derzeit zwar noch Verluste (2019 rd. 230 Mio. Euro), weist aber einen Nettocash-Bestand von knapp 400 Millionen Euro auf und könnte ab Anfang 2021 zu den großen Gewinnern Drei Impfstoff-Arten Inaktivierte Viren: Bei der herköm­ mlichen Impfung (wie auch gegen Ma­ sern, Tetanus, Hepatits C, usw.) werden die entsprechenden pathogenen Viren gezüchtet, chemisch inaktiviert und mit einem Adjuvans (Verstärker) versehen. Vektorviren: Nicht krankmachende Viren (z.B. Adenoviren) werden bioche­ misch mit Antigenen des Covid-Virus beladen bzw. „verkleidet“ und lösen nach der Injektion eine Immunreaktion gegen die SARS-CoV2-Antigene aus. Genbasierter Impfstoff: Bei dieser neuen Methode werden mRNA-Ketten injiziiert, die in den Zellen die spezi­ fische Produktion von Viren-Antigenen induzieren, gegen die der Körper eine Immunantwort liefert. ISIN DE0006599905 Kurs (05.06.2020) 105,30 € KGV 2020 e 16,5 Marktkap. 13,31 Mrd.€ KGV 2021 e 15,0 Umsatz 2020 e 17,70 Mrd.€ KGV 2022 e 13,5 MERCK ISIN US7170811035 Kurs (05.06.2020) 35,99 USD KGV 2020 e neg. Marktkap. 200 Mrd.USD KGV 2021 e 140,0 Umsatz 2020 e 246 Mio.USD KGV 2022 e 85,0 PFIZER MÄRKTE & FONDS . Corona-Impfstoff Credits: Leigh Prather/stock.adobe.com; XXXXX 70 EUR 2015 2016 2017 2018 2019 ´20 120 110 100 90 80 28 USD 2015 2016 2017 2018 2019 ´20 46 40 42 44 38 36 34 32 30 Wir alle sind ziemlich verblüfft darüber, wie ein Impfstoff bereits 2020 hergestellt werden kann. Was opfern wir für die Geschwindigkeit? Kavita Patel, leitende medizinische Beamtin in der Verwaltung von Präsident Barack Obama

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