GELD-Magazin, Juni 2020
N ach der Krise ist vor der Krise. Zumindest suggerieren das die Börsen. Die schrittweise Aufhebung der Lock Downs und der Grenzen inner- halb Europas veranlasste Anleger Anfang Juni, in einen regelrechten Kaufrausch zu verfallen. Zumal im Vorfeld systemische Risiken durch Interven- tionen der Zentralbanken und Fiskalpakete in Billionenhöhe reduziert wurden. Nach dem altbewährten Motto „Koste es, was es wolle“ kauft die EZB heuer An- leihen um 1.350 Milliarden Euro und drückt damit weiter die Zinsen. Der ESM stellt mehr als 500 Milliarden Euro als Kredithilfen zur Verfügung und muss dafür selbst Kredite aufnehmen. Die EU-Kommisssion bastelt an einem 750 Milliarden EU-Wiederaufbaufonds – ebenfalls auf Kredit. Hinzu kommen je- weils nationale fiskalische Pakete in der Höhe von hunderten Milliarden – in Österreich rund 38 Milliarden Euro –: auch auf Kredit. Die jeweils inkludier- ten Zuschüsse erhöhen die Staatsschulden, die Kreditgarantien die Privat- schulden – aber „... um die Finanzierung kümmern wir uns später!“ ... viel später. Z.B. soll die Rückzahlung des Wiederaufbaufonds der EU-Kommission auf die nächsten 40 Jahre gestreckt werden! Unsere Kinder und Enkelkinder werden uns das voraussichtlich nicht danken. Für Anleger ist dies vorerst positiv, die Kurse stiegen querbeet wieder kräftig an – auch wenn Dividenden reduziert werden oder ausfallen (siehe Artikel auf Seite 32), sich die Bonitäten von Schuldnern tendenziell verschlechtern. Aber an den Börsen wird die vermeintliche Zukunft gehandelt. Meiner Meinung nach wird sie nicht ganz so positiv ausfallen, wie sie derzeit gesehen wird. Zum Beispiel wird in Österreich der Gipfel bei den Arbeitslosenzahlen heuer im vierten Quartal erwartet – wenn die Kurzarbeitsregelung ausläuft. Auch werden die diversen Hilfsfonds die Einkommensausfälle nicht gänzlich wett- machen können. Aufgrund von Stundungen – Mieten, Kreditraten, Finanz- amtszahlungen, etc. – steigen die Verbindlichkeiten an und bremsen in der Folge Konsumlust und Investitionsbereitschaft. Und dennoch, die Märkte we- den voraussichtlich mit zwischenzeitlichen Korrekturen weiter steigen – man- gels Alternativen und als Ausdruck der inflationären Geldschwemme. Mario Franzin, Chefredakteur GELD-Magazin Koste es, was es wolle editorial impressum MEDIENEIGENTÜMER UND HERAUSGEBER 4profit Verlag GmbH · MEDIENEIGENTÜMER-, HERAUSGEBER- UND REDAKTIONSADRESSE Rotenturmstraße 12, 1010 Wien T: +43/1/997 17 97-0 · E:
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