GELD-Magazin, Juni 2020
Nachhaltig investierende ETFs – Der Beginn eines neuen Megatrends? ETFs sind seit mehreren Jahren eines der Top-Themen bei europäischen Investoren und so ist es auch nicht verwunderlich, dass immer mehr Anleger aus allen Segmenten diese Produkte in ihren Portfolios einsetzen. Ein heißes Thema bei den bereits zum Trend gewor denen ETFs ist derzeit die Nachhaltigkeit, also die Beachtung von Kriterien hinsichtlich eines positiven Umgangs mit der Umwelt, sozialen Fragestellungen und einer guten Unternehmensführung (ESG). Dass diese beiden Trends auch im europäischen Fonds markt angekommen sind, ist unbestritten. Doch was passiert, wenn sie in einem Produkt vereint werden? Neuauflagen nachhaltiger ETFs steigen Die ersten ETFs, die einem Index mit nachhaltigen Auswahlkriterien folgen, wurden im Jahr 2006 auf gelegt. Zu diesem Zeitpunkt waren ETFs zwar schon seit mehr als fünf Jahren auf dem Markt, aber bei weitem noch nicht so beliebt wie heutzutage. Dem entsprechend wies der erste ETF in diesem Segment per Ende 2006 auch nur ein Volumen von 23,1 Milli onen Euro auf. Seit dem ersten Quartal 2015 ver zeichnen wir einen Schub bei den Neuauflagen von nachhaltigen ETFs. Mit den neuen Produkten haben die Anbieter nicht nur verschiedene Märkte und An lageklassen investierbar gemacht, sondern sie bieten den Investoren nun auch eine breite Auswahl an un terschiedlichen Nachhaltigkeitsstrategien an, die sich insbesondere bei den Kriterien für die Titelauswahl und die Portfoliokonstruktion unterscheiden. Durch diese neuen Produkte ist das Segment der nachhal tigen ETFs zwar deutlich attraktiver geworden, doch die Investoren sind dennoch im Vergleich zu aktiv ge managten Produkten eher zurückhaltend. Nachfrage noch zurückhaltend Einer der Hauptgründe, warum sich diese Produkte nicht durchsetzen konnten, ist sicherlich, dass die An bieter ihre nachhaltigen Anlageprodukte und die da hinterliegenden Auswahlkriterien bisher nicht oder nur eingeschränkt in ihremMarketingfokus hatten. In der Folge gibt es sehr wahrscheinlich sowohl bei Privat investoren als auch bei Fondsselektoren noch Wis senslücken hinsichtlich der Investitionsmöglichkeiten. Ein weiterer Punkt für die Zurückhaltung ist sicher lich darin zu sehen, das ETFs in der Vergangenheit hauptsächlich von institutionellen Investoren ge nutzt wurden. Diese Investorengruppe definiert ihre Kriterien für Nachhaltigkeitsstrategien in der Regel selbst und setzt diese sehr strikt um. Somit kommen für diese Investoren nur Anlageprodukte in Frage, die ihre Kriterien exakt erfüllen, was bei Publikums fonds und ETFs eher selten der Fall ist. Zudem sind viele institutionelle Portfolios immer noch an Standard indizes ausgerichtet, wodurch nachhaltige ETFs als Anlagealternative ausscheiden, da diese zum Teil eine erhebliche Abweichung zu den Standardmarkt indizes aufweisen. Ein weiterer Anstieg der Beliebtheit von ETFs bei pri vaten und professionellen Investoren, deren Portfo lios nicht an Standardindizes ausgerichtet sind, sollte in Kombination mit einem verstärkten Marke ting der Anbieter – zukünftig auch in dem Bereich der nachhaltigen ETFs – zu einer deutlich höheren Wachstumsrate führen, da diese Produkte nicht nur bei der Erfüllung nachhaltiger Anlageziele, sondern auch bei risikoadjustierter Betrachtung der Wertent wicklung oftmals einen Mehrwert bieten können. Um den gewünschten Zuwachs bei den verwalteten Vermögen zu erzielen, wird es darauf ankommen, dass die Anbieter den Anlegern nicht nur die ange wandten Auswahlkriterien erklären, sondern ihnen auch ihre Vorbehalte – wie zum Beispiel die Angst vor einer möglicherweise niedrigeren Wertentwick lung aufgrund der Einschränkungen des Invest mentuniversums – nehmen. Gerade im aktuellen Umfeld der CoronaKrise konnten viele nachhaltige Anlageprodukte beweisen, dass sie durch den Aus schluss problematischer Industrien einen Mehrwert bieten können. www.lipperleaders.com Detlef Glow, Head of Lipper Research EMEA Juni 2020 – GELD-MAGAZIN . 25 GASTBEITRAG . Detlef Glow, Lipper Research Credit: Archiv Fürden InhaltderKolumne istalleinderVerfasserverantwortlich.Der Inhaltgibtausschließlichdie MeinungdesAutorswieder,nichtdievonRefinitiv.
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