GELD-Magazin, Juni 2020

E igentlich wäre 2020 ein hervorra- gendes Jahr für Häuslbauer gewor- den. Dann kam Corona mit Notbe- trieb in den Bankfilialen und Homeoffice für wichtige Mitarbeiter sowie teils gestie- genen Refinanzierungskosten für Banken. Die gute Nachricht ist: Diverse Groß- und Regionalbanken, ausländische Institute am heimischen Kreditmarkt und die Bauspar- kassen haben noch immer die Geldschleu- sen für Immobilienkredite offen – und das zu durchaus akzeptablen Konditionen. Rahmenbedingungen beachten! Um jedoch nicht ins „Fettnäpfchen“ zu tre- ten und aufgrund eines abgelehnten Kredit- antrags einen KSV-Eintrag zu bekommen, der seinerseits die weiteren Genehmi- gungschancen reduziert, sollte man auf Mindestkriterien und wichtige Parameter der Bonitätsprüfung achten: Mindesteigen- mittel, eventuelle Mindesteinkommen und die Bewertung des Einkommens. Denn es macht einen Unterschied, ob das Urlaubs- und Weihnachtsgeld als Einkommen ange- setzt werden können oder nicht. Bei 2.000 Euro netto würde sich durch Einbeziehung dieser Sonderzahlungen auf 12 Monate ge- rechnet das kalkulierte Monatseinkommen um 19,5 Prozent auf 2.389 Euro (bei Ange- stellten) verbessern – ein großer Unter- schied. Ältere Kreditnehmer sollten über- dies noch ans maximale Endalter, an die maximale Laufzeit und an die Leistbarkeit in der Pension denken. Üblich sind mindestens 20 Prozent Eigen- mittel, eine maximale Laufzeit von 35 Jah- ren (manchmal auch nur 30 Jahre) und ein Endalter von 80 Jahren. Mit 80 sollte man also mit der letzten Rate den Kredit abbe- zahlt haben. Bezüglich Mindesteinkommen gibt es meist keine konkreten allgemeinen Untergrenzen. Vielmehr hängt die Leistbar- keit vom Überschuss aus monatlichen Ein- nahmen und Ausgaben ab, wobei eine fik- tive Kreditrate angesetzt wird, bei deren Kalkulation ein wesentlich höherer Zins als der aktuelle Marktzins zum Einsatz gelangt. Bei der Hypo Vorarlberg wird z.B. für den gewünschten Kreditbetrag ein fiktiver Zins von 4,5 Prozent p.a. gerechnet. Nimmt man 25 Jahre Laufzeit und zehn Jahre Fixzins zu 1,25 Prozent, dann wäre bei 150.000 Euro Kreditbetrag ohne Betrachtung der Neben- kosten die monatliche Rate bei 582,45 Euro. Doch kalkuliert mit 4,5 Prozent p.a. wären es 833,75 Euro, die sich der Kunde aus dem Überschuss der Haushaltsrech- nung leisten können sollte. Doch es gibt bei mehreren Banken die Möglichkeit, dass als Rechnungszins auch der tatsächliche Start- zins herangezogen wird: Die Fixzinsbin- BANKING . Immobilienfinanzierung Die besten Konditionen Trotz restriktiverer Rahmenbedingungen am österreichischen Kreditmarkt gibt es noch immer eine Gruppe von Finanzinstituten mit besonders attraktiven Bedingungen für die heimischen „Häuslbauer“. MICHAEL KORDOVSKY Credit: stock.adobe.com/ LIGHTFIELD STUDIOS dung muss mindestens die halbe Laufzeit betragen, dann ist der Fixzins auch der Kal- kulationszins. Bei den Sicherheiten kommen die noch sta- bilen Immobilienpreise den Kunden entge- gen. Zusätzliche Preisrisikoabschläge sind derzeit kaum ein Thema. Es läuft noch alles wie bisher. Eine weitere erfreuliche Nach- richt ist, dass von den befragten Banken kein Institut erwähnte, eine Unterscheidung zwischen systemrelevanten und nicht- systemrelevanten Berufen zu machen – eine Entwicklung, die bereits in ihren Ansätzen begonnen hat. Noch günstige Konditionen Es gibt noch immer günstige Konditionen für alle, insbesondere bei der Online-Bank ING und sogar bei diversen Bausparkassen. Der Vorteil bei den Bausparkassen ist, dass teilweise keine Zinsunterschiede zwischen unterschiedlichen Bonitäten gemacht wer- den. Ein Umstand, der auch für die ING gilt, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind: „Wir haben keine bonitätsabhängigen Zinszuschläge, daher differenzieren wir nicht zwischen ,ausreichender‘ oder ,Top‘- Bonität und jeder Antragsteller bekommt anhand des Kaufpreises, Eigenmittel und Zinsvariation dieselbe Kondition“, so das Statement des Instituts. In Österreich arbei- tet ING mit einem ausgewählten Vertriebs- partnernetz zusammen. Dazu eine Spreche- rin des Instituts: „Diese unabhängigen ex- ternen Finanzexperten stehen unseren Kun- den mit ihrem Know-how zur Verfügung und kümmern sich um die bestmöglichen Lösungen.“ Noch sind die Konditionsunterschiede zwi- schen ausreichender Bonität und Top-Boni- tät gemäß Fallbeispiel und Antworten der 22 . GELD-MAGAZIN – Juni 2020

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