GELD-Magazin, Juni 2020
Manager: Die Spitzen-Verdiener CORONA-KRISE Rettungsschirm weiter aufgespannt WIRTSCHAFT . Kurzmeldungen Astronomisch? Eine Analyse der AK Wien zeigt: Die Vor- standsgehälter in den ATX- Unternehmen bleiben weiter- hin hoch. „Astronomisch hoch“, wie es die AK aus- drückt. 2019 betrug der durchschnittliche Verdienst rund 1,9 Millionen Euro und damit das 57-fache eines mittleren Einkommens. Seit Beginn der Erhebung 2003 handelt es sich dabei um den zweithöchsten Wert (Spitzenreiter war 2018 mit zwei Millionen Euro). Top-Verdiener im Gehaltsranking ist diesmal OMV-CEO Rainer Seele mit 7,2 Millionen Euro vor Mayr-Melnhof-Vorstandschef Wilhelm Hörmanseder (5,2 Millionen Euro) und Bawag-Boss Anas Abuzaa- kouk (4,9 Millionen Euro). Fast die Hälfte der Vergü- tung, exakt 48,9 Prozent, stammt dabei im Durch- schnitt aus der variablen Komponente, also aus der klassischen Bonuszahlung. Die AK fordert, dass Un- ternehmen, die auf staatliche Unterstützung zurück- greifen, auf mindestens 50 Prozent der Bonuszah- lungen aus dem Vorjahr für das Management ver- zichten müssen. Das wird in den Vorstandsetagen wohl nicht gut ankommen ... Heimische Industrie: Abschwung verliert an Fahrt Zeichen der Hoffnung. Der Einbruch der österreichischen Industrie infolge der Corona-Krise hat sich im Mai mit den ersten Lockerungsmaßnahmen zu ver- langsamen begonnen: Der UniCredit Bank Austria Einkaufs-Manager-Index stieg vom Rekordtief um fast 9 auf 40,4 Punkte. „Nach dem Einbruch im April zeigt der aktuelle Indikator einen langsameren, aber dennoch starken Rück- gang der Produktion und des Neugeschäfts auch gegenüber dem bereits sehr schwachen Vormonat an“, analysiert UniCredit Bank Austria-Chefökonom Ste- fan Bruckbauer. Der Beschäftigungsabbau wurde – zwar mit etwas verminder- tem Tempo – daher fortgesetzt. Die Preisrückgänge im Ein- und Verkauf und insbesondere der starke Anstieg der Bestände in den Fertigwarenlagern weisen auf die ungebrochen schwierige Nachfragesituation hin. Die Analysten bleiben aber optimistisch und erwarten für die zweite Jahreshälfte einen spürbaren Aufschwung, der den Rückgang der Industrieproduktion im Gesamtjahr 2020 auf unter zehn Prozent begrenzen sollte. Ein Blitzstart sieht also anders aus; un- ter der Annahme, dass es zu keinem Wiederaufleben der Corona-Pandemie kommt, sollte allerdings 2021 die heimische Industrie dann wieder klar auf Wachstumskurs segeln können. UniCredit Bank Austria Einkaufs-Manager-Index Quelle: IHS Markit, Wifo, UniCredit Research Nachgebessert. Nach anfänglich großem Lob für die Wirtschaftspolitik der heimischen Bun- desregierung im Kampf gegen die Pandemie ist mittlerweile auch verstärkt Kritik aufgeflammt. Die Hilfsmaßnahmen würden nicht ausreichen und vor allem das versprochene Geld nicht bei den betroffenen Unternehmen ankommen (siehe auch der Artikel ab Seite 18). Als Reaktion da- rauf wird nun etwa der Härtefallfonds weiter aufgestockt. So wird die sogenannte „zweite Pha- se“ ausgeweitet: Bisher konnten Unternehmer drei aus sechs Monaten aussuchen, in denen sie die Hilfsgelder beanspruchen wollen. Nun sollen sechs aus neun Monaten ausgewählt werden können; weiters erhalten Antragsberechtigte mindestens 500 Euro pro Monat, was bisher nicht der Fall war. DIE ZAHL DES MONATS 163.548 Kampf dem Pleitegeier. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Westeu- ropa (EU-15 plus Norwegen und Schweiz) ist auch 2019 zurückgegan- gen. 163.548 Firmenpleiten waren gleichbedeutend mit dem tiefsten Stand seit zehn Jahren. Gegenüber 2018 (165.213 Fälle) betrug der Rückgang ein Prozent. Allerdings ver- zeichneten nur sechs der 17 betrach- teten Länder eine absteigende Ten- denz – darunter aber große Volkswirt- schaften wie Frankreich, Deutschland und Großbritannien. So berichtet der Österreichische Verband Creditre- form. Die Zahl der Unternehmensin- solvenzen in der Alpenrepublik sta- gnierte (5.235 Fälle), nachdem die Zahlen zuvor zwei Jahre lang zurück- gefallen waren. Credit: beigestellt/OMV Rainer Seele, Vorstandsvor sitzender der OMV 16 . GELD-MAGAZIN – Juni 2020
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