GELD-Magazin, Juni 2020

I n den jahren 2008/2009 wurde der Bankensektor vom Subprime-Desaster erschüttert und mit ihm die gesamte Weltwirtschaft. Kaum ein Stein blieb auf dem anderen. Heute könnte man sagen: Neues Jahrzehnt, neue Krise. Zu diesem Schluss kommt jedenfalls die globale Unter- nehmensberatung Kearney. Die COVID- 19-Pandemie drückt demnach jede achte europäische Bank in die Verlustzone. Der Ertrag pro Kunde fällt um 60 Prozent, die Experten gehen weiters davon aus, dass 2020 die Einnahmen der Banken um durch- schnittlich 20 Prozent sinken werden. Enorme Herausfoderungen Daniela Chikova, Partner Financial Services bei A.T. Kearney Österreich und Autorin der Studie, kommentiert: „Durch die Krise ste- hen die Banken vor enormen und bis dato beispiellosen Herausforderungen: Kredite müssen gestundet und Angebote – wie etwa zinslose Überziehungskredite, die für die krisengebeutelten Verbraucher überlebens- wichtig sind –, müssen gemacht werden. Da aber die Einnahmen der Banken bei gleich- bleibenden Betriebskosten sinken, wird die ganze Branche durch diese Entwicklung ge- schwächt.“ Gefährliche Kettenreaktion Bedenkliche Zahlen weist der Kearmy-Be- richt auch in Sachen Konsum auf. Obwohl manche Sektoren, wie zum Beispiel der Le- bensmittelhandel, Streaming-Dienste oder der Online-Einzelhandel, florieren, fahren die Verbraucher in anderen Bereichen ihre Ausgaben drastisch zurück und nehmen eine abwartende Haltung ein. Diese „Flau- te“ trifft nicht zuletzt die Bankenlandschaft hart: Die Zahl der Anträge auf neue Kredite oder Hypotheken bewegt sich auf nied- rigem Niveau und drückt eben auf die Ein- nahmen. Sollte es nicht zu einer Eindäm- mung des Virus kommen, könnten die Erlö- se nicht nur um 20 sondern auch um 35 bis 40 Prozent absacken. Die Experten von Ke- arney gehen allerdings in ihrem Basisszena- rio von einer teilweisen Erholung gegen Ende des Jahres aus. Chikova erklärt im Ge- spräch mit dem GELD-Magazin: „Die Fi- nanzkrise 2008 führte zu weitreichenden BRENNPUNKT . Bankenkrise Angst vor dem Kollaps Zwei von acht Banken werden aufgrund der Corona-Krise in die Verlustzone rutschen, die Erträge drohen auf breiter Front abzusacken. Dennoch ist die Situation mit dem Crash von 2008 schwer zu vergleichen. HARALD KOLERUS Die europäische Bankenlanschaft bröckelt aufgrund der Pandemie. Credits: Raiffeisen / EvaKelety; macrovector/stock.adobe.com – El-Kordy 12 . GELD-MAGAZIN – Juni 2020 Österreichische Banken sind im europäischen Vergleich gut aufgestellt. Sie sind auch vor Ausfällen besser gerüstet. Daniela Chikova, Partner Financial Services bei A.T. Kearney Österreich

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