GELD-Magazin, Mai 2020
Stark in der Krise: Luxus hat Saison DIE ZAHL DES MONATS 55.700.000 Beliebte Boliden. Die Automobilindustrie steckte schon vor Corona in Schwierigkeiten, es gilt aber zu differenzieren: Im Januar wurden in Deutschland rund 53 Prozent mehr Porsche-Fahrzeuge zugelas- sen als im Vorjahresmonat. Im selben Zeitraum ver- ringerte sich die Anzahl der Zulassungen über alle Marken und Fabrikate hinweg um sieben Prozent. Gegenüber dem Vorjahresquartal lieferte Porsche trotz Corona-Krise knapp 20 Prozent mehr Boliden innerhalb Europas aus. Weltweit verringerte sich der Porsche-Absatz hingegen um 4,6 Prozent. Dieser Rückgang fällt verglichen mit anderen Auto-Konzer- nen aber gering aus. So setzte Tesla im ersten Quar- tal 12,8 Prozent weniger Karossen ab als im Ver- gleichsquartal. Bei Daimler sind es Minus 14,9 Pro- zent, bei BMW sogar 20,6 Prozent. Konzernüber- greifend schlägt der Weltmarkt-Rückgang mit 24,6 Prozent zu Buche. Somit könnte das Fazit lauten: Je teurer und exklusiver, desto krisenresistenter. E-Mobilität. Das exponentielle Wachs- tum von Elektro-Auto-Verkäufen in Eur- opa bleibt ungebrochen: Hier stieg die Zahl der neu zugelassenen E-Fahrzeuge im Januar, Februar und März 2020 um 58 Prozent im Vergleich zum Vorjahres- quartal an. Global gesehen verzeichne- ten die Kernmärkte in den USA, China und Europa (Deutschland, Großbritan- nien, Frankreich, Spanien, Italien) al- lerdings einen gesamten Rückgang um sieben Prozent, verglichen mit dem er- sten Quartal des Vorjahres. Zurückzu- führen ist diese Entwicklung vor allem auf die Auswirkungen von Covid-19 in China, wo die Neuzulassungen im er- sten Quartal um 53 Prozent sanken. Be- sonders stark legten dagegen europa- weit batterieelektrische Fahrzeuge (plus 120 %) und Plug-in-Hybride (plus 149 %) zu. Während die kurzfristigen Auswirkungen von Covid-19 den globa- len E-Auto-Markt klar beeinträchtigen, stehen die langfristigen Zeichen auf Wachstum. Die ursprünglich für 2020 ca. elf Millionen prognostizierten neu- en E-Fahrzeuge weltweit sollen sich nach den Analysen von PwC bis 2027 auf rund 55,7 Millionen Fahrzeuge pro Jahr mehr als verfünffachen. Afrika: Covid schlägt zu Hilfe aus Österreich. Afrika steht aufgrund der Corona-Pandemie vor ei- ner massiven Rezession, wohl viel stärker als in Europa; rund 20 Millio- nen Jobs sind bedroht. Multilaterale Geldgeber wie die Weltbank schnü- ren bereits Hilfspakete für die afrikanischen Länder, diese allein werden je- doch nicht ausreichen. Auch akute Hilfe im Kampf gegen Covid-19 ist gefragt, hier lautet die gute Nach- richt: Über die Plattform MedShr.net erhält Gesund- heitspersonal in Äthiopien, Nigeria, Uganda, aber auch im Irak und in Jordanien kostenlosen Zugang zur Diagnose und Behandlung von Covid-19. Unter- stützung kommt dabei auch von der Österreichi- schen Entwicklungszusammenarbeit, sie fördert die einjährige Initiative mit über 180.000 Euro. „Das Vi- rus gefährdet vor allem Menschen in Entwicklungs- ländern mit schwacher Gesundheitsversorgung. Die- se Menschen gilt es nun besonders zu schützen“, be- tont Martin Ledolter, Geschäftsführer der Austrian Development Agency. Helikopter und Zombies: Wirtschaft als Gruselkabinett Droht hohe Inflation? Trotz einer Dekade konjunkturfördernder Maßnahmen hatte die Weltwirtschaft 2019 damit zu kämpfen, um mehr als 2,5 Prozent zu wachsen. Die Zen- tralbanken pumpten Unsummen ins System; sobald sich jedoch der Liquiditätsfluss ver- langsamte oder der Geldhahn zugedreht wurde, stand den Wirtschaften „wie Drogen- abhängigen ein kalter Entzug bevor“, so Ju- piter Asset Mangement. Die Kräfte wirken jetzt in entgegengesetzte Richtungen: Wäh- rend die Volkswirtschaften auf alarmierende Weise schrumpfen, schaffen Unternehmen, die künstlich am Leben gehalten werden, und Arbeitsplätze, die andernfalls abgebaut worden wären, einen Kapazitätsüber- schuss und ein Produktivitätsdefizit. Das wird wenig charmant als Zombie-Ökono- mie bezeichnet und ergibt sich aus der Missachtung einer darwinistischen Wirt- schaftstheorie, bei der nur die Stärksten überleben. Zombie-Ökonomien leiden von Natur aus unter deflationärem Druck. Andererseits könnten Maßnahmen wie „Helicopter Money“ die Inflation anheizen. Unklar ist, ob sich Inflation oder Defla- tion durchsetzen. Kommt es zur Teuerung, ist jedenfalls Gold traditionell eine gute Absicherung. Auch Aktien haben in der Vergangenheit tendenziell vor Inflation ge- schützt. Das gilt vor allem für Unternehmen, die innovativ sind, in Marketing sowie Forschung und Entwicklung investieren und fähig sind, ihre Preise selbst festzuset- zen. Anleihen hingegen sind abhängig von Inflationserwartungen, die sich in stei- genden oder fallenden Zinssätzen niederschlagen. BRENNPUNKT . Kurzmeldungen Martin Leodolter, Geschäftsführer Austrian Development Agency Mai 2020 – GELD-MAGAZIN . 7
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