GELD-Magazin, Mai 2020

A ndreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbandes der Pensionskassen, weist im Gespräch mit dem GELD- Magazin darauf hin, dass sich die Perfor- mance der Pensionskassen in den schwie- rigen Corona-Zeiten vergleichsweise gut ge- halten hat: „Das Veranlagungsergebnis liegt im ersten Quartal 2020 bei durchschnittlich minus 10,1 Prozent. Somit schnitten die Pensionskassen aber deutlich besser als die vergleichbaren großen Börsen-Indizes ab – der DAX beispielsweise hatte in diesem Zeit- raum minus 25,5 Prozent, der Dow Jones minus 19,9 Prozent zu verzeichnen.“ Aktienanteil reduziert Das ist nun kein Produkt des Zufalls, denn die Pensionskassen treten als aktive Asset Manager auf. Zakostelsky: „So lag die Ak- tienquote Ende 2019, abhängig von den einzelnen Kassen, bei rund 30 bis 33 Pro- zent, am 31. März machte sie circa 17 bis 19 Prozent aus. Diese Reduktion ergibt sich zum Großteil aus Absicherungsmaßnahmen durch den Einsatz von Derivativen, zum kleineren Teil aus direkten Aktienverkäufen. Denn es entspricht der langfristigen Aus- richtung von Pensionskassen, nicht sofort im Krisenfall durch die Bank Aktien abzu- stoßen.“ Einen Performance-Ausblick nun in Zahlen gießen zu wollen, hält der Exper- te derzeit nicht für sinnvoll, er geht aber von einer Erholung der Finanzmärkte im zweiten Halbjahr aus: „Es gibt grob gesagt zwei Arten von Krisen. Erstens: Strukturelle Schwächen einer oder mehrerer Volkswirt- schaften, was langfristige Wirkung zeigt. Zweitens: Ereignisbezogene Krisen wie die vom 11. September 2001, damals war eine Börsenerholung bereits nach einigen Mona- ten zu beobachten. Wir glauben, dass die gegenwärtige Situation als ereignisbezo- gene Krise auch nicht allzu lange anhalten wird.“ Somit zeigt sich Zakostelsky zuver- sichtlich, dass die Pensionskassen im heuri- gen Jahresverlauf „noch einiges an Perfor- VERSICHERUNG . Pensionskassen „Verluste begrenzt“ Natürlich leidet auch die Performance der Pensionskassen unter Corona, im Vergleich zu den Börsen haben sie sich aber gut gehalten. Eine Kürzung der Rentenleistung soll tunlichst vermieden werden. HARALD KOLERUS Credit: Archiv/VBV Stabiles Ergebnis der österreichischen Pensionskassen Bei der Sicherstellung der Rentenleistung kommt es auf die langfristige Wertentwicklung der Pensionskassen an, und die liegt erfreulicherweise über fünf Prozent jährlich. Quelle: OeKB, 1991-1997: Erhebungen des FV, 2019 vorläufiger Wert mance aufholen können.“ Ist es aber den- noch möglich, dass es zu Kürzungen bei den Rentenleistungen der heimischen Pensions- kassen kommt? Gefüllter „Reservekanister“ „Ganz genau werden wir das erst im März 2021 wissen. Wir werden aber natürlich al- les Mögliche tun, um das zu vermeiden. Wobei auch die Abfederung über das Instru- ment der Schwankungsrückstellung, die wie ein Reservekanister funktioniert, zum Einsatz kommen kann“, so Zakostelsky. Letztlich stellt sich natürlich die berechtigte Frage, auf welche Assets man heute für ein ausgewogenes Portfolio zurückgreifen kann? Denn bekanntlich werfen sichere Staatsanleihen schon lange keine Verzin- sung mehr ab und Aktien sind aufgrund von Corona nicht gerade risikoärmer geworden. Zakostelsky: „Der Vorteil von Pensionskas- sen ist es, wie erwähnt, als langfristige Inve- storen aufzutreten, was etwa bei Aktienver- anlagungen hilft. Bei Anleihen ist es derzeit sicher ein schwieriger Zeitpunkt, neue Titel zu kaufen. In den Portfolios befinden sich aber noch immer Bonds mit beispielsweise 15 Jahren Laufzeit, die vernünftige Rendi- ten abwerfen. Weiters erweisen sich Immo- bilien als stabil und auch Infrastrukturin- vestments sind von Schwankungen unab- hängiger.“ „Ich gehe von einer Erholung der Finanzmärkte im zweiten Halbjahr 2020 aus.“ Andreas Zakostelsky, Obmann der Pensionskassen in Österreich 66 . GELD-MAGAZIN – Mai 2020

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