GELD-Magazin, Mai 2020
Rendite kontra Kaufpreis Die Mieterlöse bei Immobilien sind normalerweise eine relativ fixe Größe. Von dieser ausgehend errechnet sich in der Regel der Wert einer Immobilie. Aufgrund des Niedrigzinsumfeldes in- vestierten Anleger in den vergangenen Jahren zu immer höheren Preisen, weil trotz dieses Umstandes eine höhere Rendite als bei vielen Alternativanla- gen (z.B. Staatsanleihen) zu erwarten war. Das drückte die Mietrenditen bei Immobilien in den vergangenen Jahren kontinuierlich nach unten. Nach einer Statistik von CBRE Research war hierzulande im ersten Quartal 2020 noch kein Renditerückgang bei Wohnimmobilien festzustellen. 2,5% 3,0% 3,5% 4,0% 4,5% 2015 2016 2017 2018 2019 Ruhe haben, sich mit ihrer künftigen Wohn situation auseinander zu setzen, zum ande ren lässt die schrittweise Lockerung der Maßnahmen auch eine gewisse Zuversicht zurückkehren“, so Sandra Bauernfeind, Ge schäftsführerin der EHL Wohnen GmbH. Die Gesamtzahl der Anfragen liegt dennoch wei ter deutlich unter dem Vorkrisenniveau. „Die Zahl der Rücktritte von Kaufangeboten wegen wirtschaftlicher Probleme der Käufer ist bis jetzt aber auf einem niedrigen Niveau geblieben. Sehr positiv ist auch, dass es, wenn überhaupt, bislang nur zu geringfü gigen Verzögerungen von Fertigstellungen gekommen ist und Wohnungen weitestge hend zu den geplanten Terminen übergeben werden können“, so Bauernfeind. Im Be reich Vorsorgewohnungen hatte sich die Kri se von Beginn an weniger stark ausgewirkt, da diese wegen der schweren Turbulenzen auf dem Aktienmarkt noch stärker als stabile Alternative zu anderen Veranlagungsmög lichkeiten wahrgenommen werden. Hier be wegt sich die Zahl der Anfragen laut Bauern feind langsam wieder in Richtung des Ni veaus aus dem Vorjahr. Fertigstellungen verzögern sich Immer klarer zeigt sich, dass die Krise mit tel- bis längerfristig auch auf die Angebots seite deutlichen Einfluss haben wird. Grün de dafür sind Verzögerungen auf den Bau stellen, spürbar längere Bearbeitungszeiten von Projekten auf Behördenseite, vor allem aber eine deutlich restriktivere Finanzie rungspolitik seitens der Banken sowie grö ßere Vorsicht der Projektentwickler. Die für heuer erwartete Fertigstellung von 19.000 Wohnungen allein in Wien wird aus heutiger Sicht trotz aller Einschränkungen zwar er reicht werden, bei der Zahl der Baubewilli Ertrag vonWohnimmobilien gungen und damit den Fertigstellungen in den Jahren 2022 und 2023 wird es aber ei nen signifikanten Rückgang geben. Etwas kompensiert könnte dies durch die länger fristige Vermietung von Wohnungen wer den, die z.B. über AirBnB ursprünglich für touristische Zwecke angeboten wurden – al leine in Wien sollen es etwa 11.000 sein. Aufgrund des Ausbleibens der Urlauber we gen der Reisebeschränkungen werden hier alternative Einnahmen gesucht, um die Fi nanzierungen weiter bedienen zu können. Gelingt dies nicht, dürfte die eine oder an dere Wohnung aus diesem Bereich wieder auf den Markt kommen. Gedämpfte Nachfrage Nachfrageseitig wird aufgrund der steigen den Arbeitslosigkeit und sonstiger wirt schaftlicher Verschlechterungen ein dämp fender Effekt erwartet, was Bauernfeind je doch relativiert: „Der strukturelle Bedarf nach zusätzlichem Wohnraum in städ tischen Lagen wird dafür sorgen, dass dieser „Die Bereitschaft in ein Zinshaus zu investieren scheint ungebrochen.“ Markus Arnold, Gründer und Eigentümer von Arnold Immobilien „Die Zahl der Rück- tritte von Kaufan- geboten ist bis jetzt auf einem niedrigen Niveau geblieben.“ Sandra Bauernfeind, Geschäftsführerin der EHL Wohnen GmbH nicht allzu stark ausfallen wird. Das gilt umso mehr, als die Suche nach möglichst si cheren Veranlagungen bei solventen Käu fern eine steigende Nachfrage nach Eigen tums- und Vorsorgewohnungen bewirken wird.“ Auch bei Zinshäusern wird wieder Bewegung in den Markt kommen. Dazu Markus Arnold, Gründer und Eigentümer von Arnold Immobilien: „Die Bereitschaft in ein Zinshaus zu investieren scheint ungebro chen. Bei einigen Eigentümern herrscht je doch Unsicherheit darüber, ob das hohe Preisniveau gehalten werden kann. In Post- Krisenzeiten will man ‚kopfwehfrei‘ investie ren bzw. keinesfalls zu billig verkaufen.“ Mai 2020 – GELD-MAGAZIN . 61
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