GELD-Magazin, Mai 2020
Die langfristige Korrelation zeigt kaum Abhängigkeiten Im Gegensatz zur kurzfristigeren Korrelation weist der Jahresvergleich auf eine stetig zuneh- mende – wenn auch sehr niedrige – Korrelation zu Gold hin. Die Korrelation zwischen Bitcoin und dem S&P 500 nahm bis zur Krise ab, stieg in den letzten Monaten jedoch wieder an. Quelle: XXXXXX die großen Kursgewinne ergaben sich erst Ende des Monats in einem ungesund anmu- tenden Run. Gold hingegen entkoppelte sich bereits kurz nach dem Crash, während Bitcoin lange Zeit dem Aktienmarkt folgte. Aktien auf den Fersen Als die allgemeine Marktvolatilität zu stei- gen begann, verzeichneten auch die großen Kryptohandelsplätze enorme Volumenspit- zen. Das tägliche Volumen an den führen- den Börsen stieg am 13. März auf 21,6 Mil- liarden Dollar – der höchste Wert seit sieben Monaten. Auch der Handel mit Derivaten, wie Bitcoin-Futures, stieg auf den höchsten Stand seit Bestehen. Laut Analysten ver- kauften viele Anleger Bitcoin – wie auch an- dere Vermögenswerte – um Geld für Margin Calls zu sammeln. Wie Aktien und andere risikoreiche Assets begann auch Bitcoin erst mit dem Auflegen der beispiellosen Konjunkturpakete zu stei- gen. Die 90-Tage-Korrelation mit dem S&P 500 stieg während dieser Zeit stark an und erreichte zuletzt einen Spitzenwert von 0,36 Prozent. Was zunächst nach viel klingt, weist im traditionellen Finanzumfeld den- noch auf keine nennenswerte Korrelation hin. Betrachtet man den längeren 360-Tage- Wert, stieg die Korrelation ausgehend von einem leicht negativen Wert im Februar so- gar nur auf unbedeutende 0,038. Sicherer Hafen Um dem von Kryptoenthusiasten erhofften Status als Safe Haven Asset gerecht zu wer- den, bedarf es jedoch einer eindeutig nega- tiven Korrelation von Bitcoin zu traditio- nellen Equity-Märkten. Gold, die Krisen- währung schlechthin, wies beispielsweise nach 2008 eine Korrelation von -0,89 zum S&P 500 auf. Doch auch der Goldpreis musste am Höhepunkt des Crashs, zusam- men mit jedem anderen wichtigen Vermö- genswert, herbe Schläge einstecken! Anle- ger liquidierten beinahe alles, um Bargeld zu erhalten. Der Abverkauf von Bitcoin, der weitaus geringeren Handelsbeschränkun gen unterliegt, sollte daher nicht zu vor eiligen Schlüssen verleiten. Im Gegenteil: Bitcoins Korrelation zu Gold hat seit den Tiefs im Jahr 2017 wieder zuge- nommen. Auch, wenn kurzfristig die Korre- lation zum Aktienmarkt stärker erscheint: Auf Jahresbetrachtung gesehen, lässt sich mit 0,1 – verglichen mit knapp 0,04 – eine positivere, wenngleich ebenfalls sehr schwache, Korrelation mit Gold beobach- ten. Sollten sich die Märkte langsam auf ei- nen neuen Ausblick einstellen, ist es durch- aus möglich, dass sich dieser Trend weiter ausbaut. Die Krise hat erst begonnen Selbst, wenn Bitcoin noch nicht das Wert- aufbewahrungsmittel ist, für das es viele halten, scheint das Risikoprofil der Kryp- towährung trotzdem attraktiv. Seine Markt- dynamik legt nahe, dass Bitcoin gleichzei- tig – abhängig von den Rahmenbedin- gungen – als „Risk-On“ und „Risk-Off“ Asset agiert. Diese Eigenschaft macht es noch schwierig, die Kryptowährung als Hedge ge- gen den Aktienmarkt zu verwenden, bietet im Gegensatz zu anderen Anlageprodukten jedoch ein unabhängiges Risiko. Selbst, wenn Bitcoin risikoreicher sein mag, ermög- licht die nicht vorhandene Korrelation, das Gesamtrisiko eines Portfolios zu verringern. Dieses Jahr stellt daher einen wichtiger Test für den Übergang von Bitcoin zu einem ei- genständigen Asset dar, welches eigenen Angebots- und Nachfragetreibern folgt. Nachdem Bitcoin im März kurzzeitig fast 60 Prozent seines Kurses einbüßte, schoss der Kryptoprimus Ende April wieder auf Vorkri- senniveau hoch. Bitcoin in US-Dollar 20.000 10.000 5.000 1.000 2.000 2017 2018 2019 USD 0,15 0,10 0,05 0 -0,05 -0,10 -0,15 2016 2017 2018 2019 Bitcoin zum S&P 500 Bitcoin zum Goldpreis Mai 2020 – GELD-MAGAZIN . 57
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