GELD-Magazin, Mai 2020

BLOCKCHAIN . Bitcoins Krisenperformance Nicht in Stein gemeißelt Der Crash auf den globalen Märkten versetzte auch Kryptoinvestoren in Aufruhr. Bitcoins Preissturz ließ die Hoffnungen auf ein Safe Haven Asset jäh platzen. Doch ist die Lage tatsächlich so dramatisch? MORITZ SCHUH Bitcoin korreliert unterschiedliche zu Aktien und Gold Der Chart zeigt die 90-tägige Spearman-Korrelation zwischen Bitcoin und Gold bzw. dem S&P 500 bis zum Beobachtungszeitpunkt. Im Gegensatz zur Goldkorrelation, die sich über die Jahre im geringen negativen Bereich stabilisierte, schwankt jene zum S&P 500 deutlich. Quelle: XXXXXX G eboren in der Finanz- und Wirt- schaftskrise 2008, gewann Bit- coin über die Jahre immer mehr das Image eines Hedges gegen politische und ökonomische Verwerfungen. Diesen März folgte dann die Überraschung: Bitcoin schien zusammen mit anderen riskanten Assets ins Bodenlose zu stürzen. Die Korre- lation mit dem Aktienmarkt erreichte zwi- schenzeitlich absolute Rekordwerte! Ein Schock für viele Brancheninsider, die den Kryptoprimus bisher als weitgehend unkor- reliert und resilient gegen wirtschaftliche Turbulenzen verstanden. Die gegenwärtige Pandemie und die daraus resultierende glo- bale Rezession sind die erste große Krise, in der sich Bitcoin unter Beweis stellen kann – umso interessanter ist daher die Zwischen- bilanz. Gemischte Gefühle Zum jetzigen Zeitpunkt lässt Bitcoins Lei- stung noch keine eindeutigen Schlüsse zu. Bereits vor der explosionsartigen Rückero- berung des Vorkrisenniveaus konnte sich die Kryptowährung zwar leicht gegenüber Aktien behaupten, performte aber lange Zeit deutlich schlechter als viele andere Ver- mögenswerte, die Portfolios in Zeiten von Marktstress absichern sollen. Im Jahresver- lauf ist Bitcoin zum derzeitigen Stand um knapp 40 Prozent gestiegen (08.05.2020): Ein viel besseres Ergebnis als etwa der S&P 500 oder der MSCI World Index, welche noch immer mit 9,8 Prozent respektive 13 Prozent im Minus notieren. Dennoch, auch weitaus weniger volatile As- sets, die in Krisenzeiten einen sicheren Ha- fen bieten, sind deutlich im Plus! Gold konnte dieses Jahr beispielsweise 13,4 Pro- zent gutmachen und auch der Anleihen- markt bot eine Vielzahl lukrativer Anlage- möglichkeiten. Zwar outperformt Bitcoin den restlichen Markt damit deutlich, doch Missverstandene Korrelation Ein Korrelationskoeffizient ist eine Zahl zwischen -1 und 1, die die Stärke ei- ner Beziehung zwischen zwei Varia- blen misst. Unterschiedliche Methoden kommen dabei zu unterschiedlichen Ergebnissen: Die Pearson-Korrelation bspw. geht davon aus, dass eine line- are Beziehung besteht. Die Spearman- Korrelation hingegen erfasst Co-Bewe- gungen in nichtlinearen Datensätzen. Auch die Betrachtungsperiode ist wichtig, wobei generell empfohlen wird, nach Korrelationen über einen längeren Zeitraum zu suchen. Manch- mal ist jedoch einfach keine Korrelation zwischen zwei Vermögenswerten er- kennbar. Ein Blick auf das 90-Tage-Dia- gramm zeigt bspw., dass Korrelationen sehr instabil sein können. Die 360-Ta- ge-Korrelation liefert diese als neutral und führt zu moderaten Korrelationen, die keine hohe Aussagekraft haben. 0,4 0,3 0,2 0,1 0 -0,1 -0,2 -0,3 2016 2017 2018 2019 Bitcoin zum S&P 500 Bitcoin zum Goldpreis 56 . GELD-MAGAZIN – Mai 2020

RkJQdWJsaXNoZXIy MzgxOTU=