GELD-Magazin, Mai 2020
Dividendenstrategien in Not Dividendenstrategien sind bei den Anlegern sehr beliebt. Aufgrund der niedrigen Zinsen bei den derzeit festverzinslichen Wertpapieren wurden Dividendentitel zum Teil sogar als die neuen Zinspapiere bezeichnet. Dividendenaktien gelten als sogenannte Witwen- und Waisenpapiere, da die gezahlten Erträge einen möglichen Kursverlust abfedern können und somit als Risikopuffer gesehen werden. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass viele Anleger Dividendenstrategien oder einzelne Aktien, die in der Vergangenheit eine hohe Dividende gezahlt ha- ben, in ihrem Portfolio einsetzen, um regelmäßige Einkünfte zu erwirtschaften. Auswirkungen der Corona-Krise Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Kri- se haben dazu geführt, dass viele Firmen in diesem Jahr keine Dividende auszahlen und auch sonstige Pläne zur Schaffung von Mehrwerten für die Aktio- näre, wie zum Beispiel Aktienrückkaufprogramme, auf Eis gelegt haben, um die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens in der Krise zu erhalten beziehungs- weise die auflaufenden Verluste durch fehlende Ein- nahmen zumindest temporär ausgleichen zu kön- nen. Diese Schritte zeigen zum einen, wie stark die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Unterneh- men wirklich sind, und zum anderen, dass selbst Un- ternehmen, die für ihre guten und regelmäßigen Dividendenzahlungen bekannt sind, nicht immer in der Lage sind, diese auch zu leisten, selbst wenn in den Vorjahren entsprechende Rücklagen gebildet wurden. Dividendenzahlungen bleiben aus Die Enttäuschung der Investoren über ausbleibende Dividenden lässt sich an den Verkäufen in den ent- sprechenden Aktien und Fonds ablesen. Allerdings war die Verkaufswelle in Aktien und Aktienfonds/- ETFs in den letzten Wochen durch das allgemeine Marktumfeld getrieben. Somit lässt sich derzeit noch nicht abschätzen, wie viele Investoren dem Dividendenansatz den Rücken gekehrt haben. Ausschüttungsbedarf einzelner Investoren Ebenso wird es interessant sein, zu beobachten, wie sich die Portfolios von regelbasierten Dividenden- strategien in den nächsten Monaten verändern wer- den. Denn einige Unternehmen zahlen auch in die- sem Jahr, trotz Krise, eine Dividende aus und könnten somit zu den Gewinnern werden, da es auf- grund einer möglichen Erhöhung des Portfolioan- teils in den entsprechenden Strategien und dem Ausschüttungsbedarf einzelner Investoren eine er- höhte Nachfrage nach diesen Papieren geben dürfte, die in der Folge zu einem Kursanstieg führen sollte. Kein Rechtsanspruch auf eine Dividende Es ist unbestritten, dass die Gewinne der Unterneh- men und die daraus gezahlten Dividenden einer der Hauptfaktoren für den Preisanstieg von Aktien sind. Dennoch zeigt die derzeitige Krise, dass Dividenden keineswegs mit Zinsen gleichgesetzt werden können. Während es sich bei Zinsen – einfach gesagt – um eine vertraglich festgelegte Zahlung handelt, sind Dividenden ein Teil des Gewinnes, der an die Eigen- tümer (Aktionäre) ausgeschüttet wird. Das bedeutet, dass es im Gegensatz zu Zinszahlungen keinen Rechtsanspruch auf eine Dividende gibt. Erwirt- schaftet das jeweilige Unternehmen keine Gewinne oder verschlechtern sich die Aussichten dramatisch, kann die Dividende ausfallen, während die Zinszah- lungen trotzdem geleistet werden müssen. Fazit Die Folgen von ausfallenden Dividenden können für Investoren, die in ihrer Liquiditätsplanung auf die Dividendenzahlungen angewiesen sind, dramatisch sein. Für alle anderen Investoren in Dividendenstra- tegien wird das Jahr 2020 sicherlich kein erfolg- reiches Jahr werden, aber ich bin mir sicher, dass sie sich in den kommenden Jahren wieder über regel- mäßige Dividendenausschüttungen freuen können. Dementsprechend sollten Anleger, die in ihrem Port- folio auf Dividendenstrategien setzen, nicht auf die- se Zahlungen angewiesen sein, und über einen lang- fristigen Anlagehorizont verfügen. www.lipperleaders.com Detlef Glow, Head of Lipper Research EMEA Mai 2020 – GELD-MAGAZIN . 53 GASTBEITRAG . Detlef Glow, Lipper Research Credit: Archiv Fürden InhaltderKolumne istalleinderVerfasserverantwortlich.Der Inhaltgibtausschließlichdie MeinungdesAutorswieder,nichtdievonRefinitiv.
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