GELD-Magazin, Mai 2020
weitere Viren wie Chikungunya, Zika und Borreliose voranzutreiben. Auch hier mit be- achtlichem Erfolg. Erst vor wenigen Tagen meldete Valneva, Phase III des Borreliose- Impfstoffes an Pfizer verpartnert zu haben (s. Interview unten). Dazu muss man wis- sen, dass Pfizer auch den marktüblichen FSME-Impfstoff produziert und damit eine Doppelimpfung auf der Hand liegt. Sowohl FSME-Viren wie auch Borellien werden durch Zecken übertragen, wobei Borreliose viel häufiger vorkommen und ebenso ge- fährlich ist wie FSME. Rund eine halbe Milli- on Personen in Europa und den USA werden jährlich mit Borreliose infiziert. Wird diese Infektion nicht sofort erkannt und behan- delt, ist mit schwerwiegenden Langzeitschä- den zu rechnen, die bis zum Tod führen. Mai 2020 – GELD-MAGAZIN . 49 Valneva gab Ende April bekannt, in Kooperation mit Dynavax in die Herstellung eines Covid- 19-Impfstoffes einzusteigen. Ein Vorhaben, das durchaus erfolgversprechend ist, nachdem die chi- nesische Synovac bereits mit demselben Kooperati- onspartner erste Erfolge in China erzielen konnte. Wie sieht der Kooperationsvertrag mit Dynavax aus? Dynavax stellt das bereits im Hepatitis B-Impfstoff zugelassene Adjuvans zur Verfügung. Die exakten Terms sind noch nicht ausverhandelt, um Zeit zu ge- winnen. (Anmerkung der Redaktion: In vergleich- baren Deals wurden für das Adjuvans zwischen 10 und 15 Prozent an Umsatzroyalties vereinbart.) Wie ist der Zeithorizont für die Covid 19-Impfung? Wir beginnen ehestmöglich mit einer kombinierten Phase I/II, die 500 bis 600 Probanden umfassen muss und drei bis vier Monate dauern wird. Wir er- warten, dass wir eine bevorzugte Zulassung erhalten. Der Plan ist, in einem Jahr den Impfstoff auf den Markt bringen zu können. Unser großer Vorteil ist, dass wir eine eigene Impfstoffproduktion in Schott- land haben und schon jetzt die Prozesse für eine ra- sche Umsetzung eingeleitet haben. Mit welchen Kosten rechnen Sie für dieses Projekt und woher kommen diese Mittel? Wir haben die Kosten mit 35 bis 40 Millionen Euro veranschlagt und erwarten dabei, kein eigenes Geld in die Hand nehmen zu müssen. Woher kommen die Fördermittel und sind diese rückzahlbar oder nich t? Das ist unterschiedlich. Wir haben mehr als ein Dut- zend Förderanträge gestellt. Besonders Frankreich ist sehr großzügig und bietet attraktive PPI-Modelle an. Wir erwarten, dass rund ein Drittel nicht zurückge- zahlt werden muss. Mit welcher Rohertragsmarge rechnen Sie, sofern der Impfstoff erfolgreich zugelassen wird? Der Impfstoff wird in derselben Preislage sein, wie ein Grippeimpfstoff (25 bis 30 Euro). Von der Pro- duktionskapazität sind wir imstande, in einem Jahr 20 Millionen Impfdosen auf den Markt zu bringen. Bei Befarf denken wir auch über eine Kapazitätser- weiterung nach. Valneva hat innerhalb weniger Tage eine zweite Erfolgsmeldung gebracht: Pfizer wurde für die Phase III als Partner für den von Valneva entwi- ckelten Borreliose-Impfstoff gewonnen. Wie schauen hier die Details aus? Wir bekommen eine Upfrontfee von 130 Millionen Euro, weitere 35 Millionen in Milestones und 143 Millionen Euro bei Zulassung des Impfstoffes. Die laufenden Umsatzroyalties betragen 19 Prozent. Mit welchem Umsatzpotential darf man bei dem Borreliose-Impfstoff rechnen? Mit einem Mindestumsatz von einer Milliarde Euro. Wie kann man diesen Deal bewerten? Analysten gehen davon aus, dass in der Phase III die Wahrscheinlichkeit eines Erfolges bei 25 Prozent liegt. Abgezinst über die Laufzeit des Vertrages ergibt sich ein Wert von rund 180 bis 380 Millionen Euro oder zwei bis vier Euro pro Aktie. Pfizer hat auch die Zulassung für den ebenfalls von Zecken übertragenen FSME-Virus: Wäre hier nicht eine Doppelimpfung sinnvoll? Ja, das wäre durchaus denkbar. Von welchem Zeitrahmen gehen Sie bei diesem Impfstoff aus? Bis zum Abschluss der Phase III brauchen wir drei Jahre. Die Zulassung erwarten wir 2025. INTERVIEW Thomas Lingelbach, CEO, Valneva
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