GELD-Magazin, Mai 2020

C orona hat medial das zuvor be- herrschende Thema unserer Tage in den Schatten gestellt: den Kli- mawandel. Unbedeutender ist die Erder- wärmung dadurch natürlich nicht gewor- den, wobei erfreulichwerweise die Winde- nergie 2019 mit 60 Gigawatt (GW) neuin- stallierter Leistung das zweitbeste Jahr ihrer Geschichte geschrieben hat. Aber was be- deutet diese Zahl konkret? Ein GW, also eine Milliarde Watt, ist für den Normalver- braucher eine relativ abstrakte Größe. Zur Verdeutlichung: Ein GW entspricht der Lei- stung des Offshore-Windparks Walney in der Irischen See oder eines mittleren Atom- kraftwerks. Die Kernkraftanlage Emsland beispielsweise hat eine Nennleistung von etwa 1,4 GW, was jährlich elf Milliarden Ki- lowattstunden Strom für 3,5 Millionen Haushalte gleichkommt. Aber kehren wir zur umweltfreundlichen und regenerativen Windenergie zurüch: In Summe stehen heu- te weltweit davon rund 650 GW Leistung zur Verfügung, 2019 wurde um ein Fünftel mehr Kapazität errichtet als 2018. Gleich- zeitig war 2019 für die Offshore-Windkraft (Anlagen am Meer) sogar das beste Ausbau- jahr der Geschichte, die Steigerungsrate be- trug hier stolze 39 Prozent gegenüber 2018. Corona-Turbo? Der Trendpfeil ist also nach oben gerichtet, wobei sich die interessante Frage stellt, ob die Corona-Pandemie den Sektor noch wei- ter zusätzlich positiv beeinflussen könnte? Denn immerhin benötigt die Wirtschaft rund um den Globus staatliche Infrastruktu- rinvestments als Konjunkturmaßnahmen und zusätzliche Investitionen in Erneuer- bare Energie, wenn man die Erderwärmung wirkungsvoll stoppen will. Martin Jaksch- Fliegenschnee, Sprecher der IG Windkraft Österreich, meint dazu gegenüber dem GELD-Magazin: „Es ist zu hoffen, dass die Politik die Möglichkeiten des Windkraftaus- baus als Konjunkturmaßnahme nutzen wird. Von der Regierung gibt es ja bereits Aussagen dazu. Die Windkraft schafft nicht nur Wertschöpfung in Millionenhöhe in Ös- terreich, sondern auch regionale Arbeits- plätze zum großen Teil im ländlichen Raum. Darüber hinaus steht eine 100-pro- zentige Stromversorgung mit erneuerbaren Energien bis 2030 auch im Regierungspro- gramm. Den Ausbau der erneuerbaren En- ergien in der jetzigen wirtschaftlichen Lage nicht zu forcieren, wäre wirklich unver- ständlich.“ Wichtiger Wirtschaftsfaktor Aber natürlich sollte man sich nicht alleine auf einen möglichen „Corona-Effekt“ verlas- sen. Was spricht also für die Windkraft- Branche: global gesehen und in Österreich? Dazu meint Jaksch-Fliegenschnee: „Be- trachtet man den Ausbau der weltweiten Kraftwerksleistung, so wird sehr rasch klar, dass die erneuerbaren Energien das Ge- schäft der Stromerzeugung übernommen haben. 72 Prozent der gesamten weltweiten Kraftwerksleistung des letzten Jahres stam- men aus erneuerbaren Energien. Mittler- weile sind diese nicht nur die klimascho- nendsten und umweltfreundlichsten Kraft- werke, sondern auch die kostengünstigsten. Der Ausbau der Windenergie ist daher nicht nur eine Frage des Klimaschutzes, sondern auch der wirtschaftlichen Effizienz.“ Öster- reich importierte laut dem Experten in den letzten Jahren bis zu 15 Prozent seines Stromverbrauchs, was einem Marktwert pro Jahr von bis zu einer halben Milliarde Euro MÄRKTE & FONDS . Windenergie Rekordverdächtige Leistung Windkraft schrieb 2019 das zweiterfolgreichste Jahr seiner Geschichte. Könnte jetzt die Corona-Krise indirekt für weiteren Auftrieb sorgen? Immerhin ist der Ausbau nachhaltiger Infrastruktur das Gebot der Stunde. HARALD KOLERUS Credit: pixabay 34 . GELD-MAGAZIN – Mai 2020

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