GELD-Magazin, Mai 2020
30 . GELD-MAGAZIN – Mai 2020 ten hätte und gefährlicher sei als das erste SARS-Virus 2003. „So ist es ansteckend, wenn ein Infizierter noch keine Symptome hat. Infizierte verbreiten es also weiter, ohne zu wissen, dass sie das Virus in sich tragen. Das und die Tatsache, dass ein Großteil der Menschen noch nie mit dem Erreger in Kon- takt war, bedeutet wahrscheinlich, dass das Virus noch für Monate oder Jahre in der Be- völkerung bleiben wird, möglicherweise für immer.“ Zudem habe SARS 2 ein tierisches Reservoir und sei nicht menschenspezifisch. „SARS-CoV-2 ist ein RNA-Virus. Bei dieser Art muss man davon ausgehen, dass es mu- tiert. Eine lebenslange Immunität ist dann ausgeschlossen, das mutierte Virus kann auch Menschen infizieren, die Antikörper gegen die Ursprungsform gebildet haben.“ Digitales Gesundheitswesen So kommen wir zum Healthcare-Sektor, der sich auch wandelt. Z.B. kam in China wäh- rend der Infektionswelle ein von Huawei mitentwickelter Roboter zum Einsatz, der nicht nur massenhafte Lungenröntgenauf- nahmen, sondern auch die Auswertung der Aufnahmen mittels künstlicher Intelligenz ermöglichte. So konnte eine sichere Dia- gnostik durchgeführt werden, ohne dass Kontakt zu medizinischem Personal notwen- dig war. Ohne den neuen, extrem schnellen Mobilfunkstandard 5G wäre das nicht mög- lich gewesen. Andere Beispiele: Die bereits erwähnte deutsche CompuGroup bietet digi- tale Softwarelösungen für Arztpraxen an, und die chinesische Ping An Insurance er- möglicht mit der „Good Doctor“-App virtu- elle Arztbesuche. China hat als erstes Land die Krise bereits hinter sich gelassen. Anle- ger können schon jetzt auf den UBS China Opportunity oder den JPM Greater China setzen. Derzeit arbeiten wieder über 80 Pro- zent der chinesischen Unternehmen mit nor- maler Kapazitätsauslastung. Und China in- vestiert 450 Milliarden Dollar (USA: 500 Milliarden, Deutschland 120 Milliarden) in Forschung und Entwicklung. Die Telemedizin ist auf dem Vormarsch (Tel- adoc). Biomerieux (Virustests und Labor- technik) und der Analysespezialist Eurofins zählen ebenfalls zu den Gewinnern. Der US- Biotechforscher Moderna oder die deutsche Biontech liegen mit ihren mRNA-Impf- stoffen vorn. Bei ihnen wird nur die „Bauan- leitung“ für ein Virusteil injiziert. Sie soll den menschlichen Zellen die Information zur Produktion von speziellen Viren-Protei- nen vermitteln, die der Körper dann selbst herstellt und eine Immunantwort darauf entwickelt. Die mRNA-Methode, so sie funk- tioniert, hätte produktionstechnisch Vor- teile. Traditionelle Impfstoffe, die aus Virus- bestandteilen der Hülle bestehen, sind in der Herstellung aufwendiger. Weitere Profi- teure im Healthcare-Bereich sind beispiels- weise Grifols (Blutplasma gegen Covid-19) und Thermo Fisher Scientific (Viren- und Antikörper-Diagnostik). Sichere Dividenden gefragt Auch bei Immobilien-Unternehmen sind ebenso sichere Zahler gefragt wie bei allen anderen Dividendenwerten. Der börsenno- tierte Büroimmobilien-REIT Alstria beziffer- te z.B. die Einnahmenverluste aufgrund von Stundungen durch Mieter auf 6,8 Prozent seiner Solleinnahmen. Die Wohnimmobili- enkonzerne Vonovia, Deutsche Wohnen und LEG Wohnen dagegen könnten sich als wei- terhin lukrativ erweisen. Im breiten Markt sollten Anleger auch auf sichere Dividen- denzahler setzen, wie beispielsweise Nestlé, Allianz, Unilever, Novartis, Roche und/oder die Deutsche Post. Inflationsgefahr ante portas? Kommen wir zu einem Thema, das aufgrund der Geldschwemme seitens der Zentral- MÄRKTE & FONDS . Börsenwelt nach Corona Buchstabensuppe: Markterholung als V, U, W oder L? V - Eine V-förmige Erholung der Kon- junktur bzw. Weltbörsen würde die bisher erlittenen Verluste rasch wieder aufholen. Risiko: Derzeit wird dieses Szenario an den Weltbörsen einge- preist. Doch Prognosen, wonach die Unternehmensgewinne Ende 2021 auf höherem Niveau als Ende 2019 sein könnten, scheinen zu optimistisch. U - Dieses Szenario wird von den meisten Finanzexperten favorisiert. Es ähnelt der V-Form, doch ist das Wellental länger und breiter ausge- prägt als bei der V-Form. Hier wird der Abschwung mit einiger Verzö- gerung wieder aufgeholt - aufgrund der Schwierigkeiten einer völligen Eindämmung der Corona-Pandemie in Abwesenheit eines Impfstoffes, der erst 2021 zur Verfügung stehen wird. W - Dieses Szenario ist eine Kom- bination der V- und der U-Erholung. Erst geht es ebenso steil nach oben, nur um wieder ein zweites Mal in die Rezession zurückzufallen (sog. „Double Dip-Recession“). Deshalb ist auch hier wie beim U die vollstän- dige Erholung deutlich zeitverzögert. L - Das größte Außenseiterszenario eines lang anhaltenden Abschwungs aufgrund einer zweiten Corona-Infek- tionswelle und eines neuerlichen Shut Downs weiter Bereiche der Wirtschaft. „Wir werden es in der Wirtschaft mit Deglobalisierung zu tun haben, Kostenvorteile der höheren Arbeitsteilung gehen verloren.“ Thorsten Schrieber, Vorstand der DJE Kapital AG Credits: Archiv, beigestellt
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