GELD-Magazin, Mai 2020
S o schnell kann es gehen. Mitte März noch hatte der Vorstand von Adidas mit breiter Brust die Konzernbilanz präsentiert: samt Rekordgewinn, einer Net- to-Cashposition von 873 Millionen Euro, dazu eine kräftige Dividendensteigerung so- wie obendrein Aktienrückkäufe. Einen Mo- nat später herrscht auch beim fränkischen Sportartikelkonzern der Ausnahmezustand: Durch die Corona-Krise sind die meisten Lä- den geschlossen, die Frühjahrskollektion bleibt in den Kartons. Die Aktienrückkäufe hat der Konzern gestoppt, das Management verhandelt über Hilfskredite bei der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau). Auch auf globaler Ebene sieht es kaum besser aus. Das Coronavirus stürzt fast die ganze Welt in eine Rezession, wie aus einer Umfrage des Ifo-Instituts unter 1000 Experten in 110 Ländern hervorgeht. Demnach schrumpft die globale Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 1,9 Prozent. Das ist eine beispiellos niedrige Zahl seit Beginn der Umfrage 1989. Besonders stark trifft es demnach die Euro- Zone mit minus 5,3 Prozent – und hier Ita- lien mit minus 7,0 Prozent. Für Deutschland und Frankreich sagen die Experten je minus 5,0 Prozent voraus und für die USA einen Rückgang beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 4,6 Prozent. Das BIP wird im ersten Halbjahr um 15 bis 20 Prozent einbrechen. In den USA haben innerhalb nur eines Mo- nats über 20 Millionen Amerikaner ihre Jobs verloren. Auch das Konsumentenvertrauen ist stark angeknackst und wird auch nach dem Hochfahren der Wirtschaft nicht so schnell wieder zurückkehren, gleiches gilt für die Investitionsneigung der Unterneh- men. Top-Gefahr: Insolvenzwelle „Die größte Gefahr sehen wir in einer stark steigenden Zahl an Unternehmensinsolven zen. Der nun zu erwartende Zuwachs bei der Arbeitslosenzahl wäre in der Folge zu einem großen Teil nicht mehr vorüberge- hend, sondern dauerhaft, und hätte negati- ve Auswirkungen auf den privaten Konsum. Die im Shut Down verlorenen Umsätze könnten dann nicht so schnell aufgeholt werden. Wir rechnen damit, dass die Hilfs- pakete (inklusive EZB-Programme) am Ende einen Umfang von rund 20 Prozent des BIP haben werden. Der größte Teil entfällt dabei auf Kredite bzw. Kreditgarantien, die in der Regel nicht zu höheren Ausgaben führen. MÄRKTE & FONDS . Börsenwelt nach Corona Nur wenige Gewinner Das Coronavirus bringt selbst bis vor kurzem kerngesunde Unternehmen in Bedrängnis. Um die Liquidität zu sichern, greifen die CEOs zu drastischen Maßnahmen. Es drohen auf breiter Front massive Dividendenkürzungen. WOLFGANG REGNER Credits: Slidewerk/stock.adobe.com, Archiv/beigestellt USA: Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung Große Dramatik durch Corona am US-Arbeitsmarkt: Binnen eines Monats stieg die Zahl der Job- sucher von 300.000 auf über 20 Millionen. Die Arbeitslosenrate schnellte auf über 15 Prozent. Quelle: BLS, Refinitiv Datastream, J.P. Morgan Asset Management in Tausend, gleitender 12-Wochen-Durchschnitt 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 1990 200 300 400 500 600 700 4800 900 1.000 1.100 „Die Fortschritte der Pharmaforscher sind atemberaubend. In wenigen Wochen sind fast 400 neue klinische Studien zum Virus gestartet worden.“ Hendrik Leber, Gründer und Geschäftsführer von Acatis 28 . GELD-MAGAZIN – Mai 2020
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