GELD-Magazin, Mai 2020
Alexander Lechner, Leiter Multi Asset Management, Erste Asset Management aus, dass die Volatilität auf den Märkten für Risikoanlagen auch in den nächsten Mona- ten hoch bleiben wird. Zumindest bis es ab- sehbarer wird, ob wir eine U-, V-, oder W- förmige Erholung der Wirtschaft sehen wer- den. Auch positive Nachrichten einen Impf- stoff oder ein Medikament betreffend könnten für eine Verringerung der Schwan- kung sorgen. Eine Auswirkung der Pande- mie scheint aber bereits jetzt klar zu sein: Die Niedrigzinspolitik wird sich fortsetzen. Mittlerweile befindet sich auch der Leitzins- satz in den USA an der Null-Linie – wie in den meisten anderen entwickelten Staaten auch. Dies hat natürlich einen erheblichen Einfluss auf alle Asset-Klassen. Wie haben Sie bisher auf die Pandemie reagiert, wie sieht nun das weitere Vorge- hen aus? Innerhalb der Erste Asset Management ge- nerell und damit auch im Multi Asset-Be- reich setzen wir auf ein aktives und flexibles Management. In unseren Multi Asset Fonds haben wir Ende Februar die Entscheidung getroffen, unsere Aktienquote zugunsten von US-Staatsanleihen zu senken. Dieses Vorgehen hat sich im Nachhinein auch als goldrichtig herausgestellt. Da sich vor allem aufgrund der umfangreichen geld- und fis- kalpolitischen Maßnahmen unser Ausblick Anfang April verbesserte, haben wir die Risikoneigung in unseren Fonds wieder er- höht. Dies setzten wir durch eine Aufsto- ckung bei Aktien und Unternehmensanlei- hen guter Bonität, die von den Notenbanken unterstützt werden, um. Dadurch konnten wir auch an der Rallye des letzten Monats sehr gut partizipieren. Wir werden auch in den nächsten Monaten die Gestionierung unserer Mandate aktiv gestalten. Dies ist in derzeitigen volatilen Marktphasen auch un- abdingbar. Fällt die Diversifikation angesichts der extremen Corona-Krise aber auch auf- grund des noch immer hartnäckigen Niedrigzinsumfeldes nicht extrem schwierig aus? In der derzeitigen Krise hat ein diversifi- ziertes Portfolio durchaus einen Mehrwert geliefert. Betrachtet man die Entwicklung von kreditsicheren Staatsanleihen – zum Beispiel US-Treasuries – kann man das sehr deutlich sehen. Aber das Niedrigzinsumfeld wird es in den nächsten Jahren sicher nicht einfacher machen. Deshalb sind wir über- zeugt, dass Diversifizierung nicht bei den Anlageklassen aufhört, sondern dort erst be- ginnen sollte. Daher kombinieren wir in un- serem Investmentprozess verschiedene An- sätze und Strategien. Dies umfasst beispiels- weise quantitative Investmentansätze, ge- paart mit fundamentalen Entscheidungen. Erste Asset Management Innerhalb der Erste Group koordiniert und verantwortet die Erste Asset Management (Erste AM) sämtliche Investment-Aktivitäten und ist bereits seit 1965 am Markt aktiv. Als Teil der Erste Group zählt sie zu den führenden Asset Managern Zentraleuropas. Mit über 360 Mitarbeitern, davon etwa 100 Invest- ment Professionals, betreut Erste AM an Standorten in Österreich (Hauptsitz), Deutschland, Kroatien, Rumänien, Slowakei, Tschechien und Ungarn ein Ver- mögen von mehr als 64 Milliarden Euro (per 31.12.2019). Die Schwerpunkte liegen bei Aktien- und Anleihenfonds (auch mit Fokus auf die Emerging Mar- kets), Mischfonds und Fonds, die nach ethisch-nachhaltigen Gesichtspunk- ten gemanagt werden. Hier nimmt die Erste AM eine Pionier-Rolle ein und geht noch einen Schritt weiter: Seit Ende Februar 2020 werden mehr als 50 Fonds mit einem Volumen von 13,4 Milliarden auf Basis der integrierten ESG-Krite- rien verwaltet. Die Fonds der Erste AM tragen nationale und internationale Aus- zeichnungen, darunter Dachfonds-Awards und Refinitiv Lipper Fund Awards. Außerdem erweitern wir laufend unseren Strategie-Baukasten. So kommen in unseren Multi Asset Fonds auch alternative Invest- ments, Faktoransätze und Währungsmana gement zum Einsatz. Ein weiteres wesentliches Thema: Wie wichtig ist der Aspekt der Nachhaltigkeit für Ihre Anlagestrategie? Den Nachhaltigkeitsansatz in unseren Fonds werden wir 2020 deutlich vorantreiben. Im Multi Asset Management bedeutet dies, dass wir bei allen unseren Investmententschei- dungen ESG-Überlegungen mitberücksichti- gen werden. Auch planen wir, unsere Fondspalette im ESG-Bereich auszubauen. Hier will ich jetzt aber noch nicht zu viel verraten. Corona ist derzeit die allesbeherrschende Story, könnten hier andere Themen und Chancen übersehen werden? Wir glauben, dass Themen nicht unbedingt überdeckt werden, sondern andere Bereiche durch die Krise noch stärker in den Vorder- grund rücken: also hohes Schuldenniveau, Niedrigzinsumfeld, trendmäßiger Rückgang der Rohstoffpreise, der Konflikt zwischen den USA und China, Digitalisierung, Rück- bau der Globalisierung. www.erste-am.at Mai 2020 – GELD-MAGAZIN . 27
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