GELD-Magazin, Mai 2020
EUROPA Trendbruch bei Krediten BANKING . Kurzmeldungen Unternehmen brauchen Kapital. Die von den Regierungen beschlossenen Maßnahmen zur Be- kämpfung der Covid-19-Pandemie bringen eine plötzliche Umkehr von zuvor schon länger beste- henden Trends im Kreditgeschäft mit sich. Im er- sten Quartal kam es vor allem zu einer deutlich stärkeren Nachfrage nach Unternehmenskre- diten. Das zeigen die Ergebnisse der vierteljähr- lichen Umfrage über das Kreditgeschäft im Euro- raum, in der führende Banken nach ihren Ein- schätzungen gefragt werden. Nachdem die Nach- frage nach Unternehmenskrediten im Jahr 2019 stabil geblieben war, nahm sie im ersten Quartal 2020 signifikant zu. Der Grund hierfür liegt im starken Kreditbedarf der Unternehmen zur De- ckung der Lagerhaltungskosten und zur Finan- zierung von Betriebsmitteln sowie in ihrem Be- darf an Refinanzierung, Umschuldung und Neu- verhandlung von Krediten. Für das zweite Quar- tal wird vonseiten der befragten Banken ein noch stärkeres Anziehen der Nachfrage erwartet, so die Oesterreichische Nationalbank. Hypo Vorarlberg: Starkes Jahr Neues aus „dem Ländle“. Die Hypo Vorarlberg hat ein erfolgreiches Geschäftsjahr hinter sich: Trotz Niedrig- bzw. Negativzinsen, anhaltenden Drucks durch die Regulatorik und der fortschreitenden Digi- talisierung des Bankensektors erwirtschaftete der Konzern ein Ergebnis vor Steuern von 91,7 Millio- nen Euro (2018: 48,7 Mio. Euro). Das deutliche Plus gegenüber dem Vorjahr ist vor allem auf den Wegfall von Wertberichtigungen und Abschreibungen im Be- teiligungsbereich zurückzuführen, die das Ergebnis 2018 erheblich belastet hatten. Das Konzernergebnis nach Steuern beträgt aktuell 70,4 Millionen Euro, 2018 waren es 29,2 Millionen Euro. Auch im anhal- tenden Negativzinsumfeld ist es der Hypo Vorarlberg gelungen, den Zinsüberschuss im Jahresvergleich auf fast 170 Millionen Euro zu steigern (plus 1,3 %). Der Provisionsüberschuss kletterte 2019 um 14,3 Prozent auf 36,5 Millionen Euro. Zugleich sank der Verwaltungsaufwand im Konzern um 1,5 Prozent auf 96,3 Millionen Euro. Vorstandsvorsitzender Mi- chel Haller kommentiert: „Diese Entwicklung bestä- tigt unseren Weg, den Kunden immer in den Mittel- punkt unseres Tuns zu stellen und dabei die Kosten genau im Blick zu behalten.“ EZB: „Buchstabensuppe“ gegen Corona Kurzfristiger Aufschwung zunichte. Die EZB hat ihre Geldpolitik weiter gelockert und will die Laufzeit des Pandemie-Kaufprogramms PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) verlängern. Weiters soll eine Serie von Pandemie-Refinanzierungsgeschäften (PELT- ROs) aufgelegt werden. Hetal Mehta, Ökonomin bei Le- gal & General Investment Management, kommentiert: „Die EZB hat ihrer ohnehin schon üppigen Schüssel Buchstabensuppe noch eine Kelle zugegeben: Die neu- en PELTROs sowie die niedrigeren Zinssätze für die TLTROs („Targeted Longer-Term Refinancing Opera- tions“ für leichtere Kreditvergabe an Unternehmen) machen es für Banken weitaus attraktiver, sich sowohl kurz- als auch langfristig Geld zu leihen.“ Allerdings lässt die EZB den Einlagenzinssatz unverändert und steigert auch nicht das Tempo der Anleihenkäufe im Rahmen des PEPP. Somit sind laut der Expertin alle Hoffnungen auf einen kurzfristigen Aufschwung zu- nichte. Deshalb wurden auch italienische Anleihen, die große Nutznießer der Quantitative Easing-Käufe sind, nach der Ankündigung der EZB abgestoßen. Hetal Mehta, Ökonomin Legal & General Investment Management (LGIM) Credits: beigestellt , Archiv Michel Haller, Vorstandsvorsitzender der Hypo Vorarlberg DIE ZAHL DES MONATS 5963 Bankensterben. Der europäische Bankensektor war in den letzten zehn Jahren von einem rückläufigen Trend betroffen, wobei die Zahl der Kreditinstitute und der Beschäftigten spürbar abnahm. Nach Anga- ben von Finanso.se sank die Zahl der europäischen Banken im Januar 2020 auf 5963, bzw. 30 Prozent weniger als 2008. Statistiken zeigen, dass in den vergangenen zwölf Jahren rund 2600 Banken und Kreditinstitute in Europa geschlossen wurden. Der Rückgang von 2,7 Prozent 2019 war dabei geringer als in den Jahren davor und fiel am ausgeprägtesten in Deutschland, Italien, Österreich und Irland aus. Die Daten für 2020 zeigen wiederum, dass Deutsch- land immer noch 25 Prozent aller Kreditinstitute in Europa hält. Das deutsche Bankensystem besteht vor allem aus Privatbanken, öffentlichen Banken und Kreditgenossenschaften im Besitz von Mitglie- dern. Österreich zählt immerhin 522 Institute. 22 . GELD-MAGAZIN – Mai 2020
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