GELD-Magazin, Mai 2020

E s war wenig überrachend, dass die Anfang des Jahres gestellten Wirt- schaftsprognosen jetzt kräftig nach unten revidiert werden mussten: Im zwei- ten Quartal wird mit einer globalen Rezessi- on in noch nie dagewesener Größe und Syn- chronität gerechnet. Österreich bleibt na- türlich nicht verschont. Tiefrote Zahlen Die heimische Industriellenvereinigung bei- spielsweise rechnet heuer mit einem BIP- Einbruch von 7,6 Prozent in Österreich. Das WIFO erwartet für das Gesamtjahr einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 5,25 Prozent, es könnten aber sogar 7,5 Prozent minus werden, wenn die internationale Konjunktur noch stärker als erwartet schwächelt. Das Budgetdefizit wird heuer 7,5 bis 10 Prozent des BIP ausmachen. Die Arbeitslosenquote soll auf annähernd neun Prozent in die Höhe schnellen. Auch hei- mischen Vorzeigebetrieben schwant Übles: Heimo Scheuch, CEO von Wienerberger, warnte – ohne entsprechender Gegenmaß- nahmen der Politik – vor einem Heer von ei- ner Million Arbeitslosen. Niedrige Einkommen stützen Solche Maßnahmen wie Kurzarbeit oder der Härtefall-Fonds sind bekannt, aber wird das ausreichen? Wie sehen die nächsten Schritte aus? WIFO-Leiter Christoph Badelt meint im Gespräch mit dem GELD-Magazin, dass es zur Bewältigung der Krise sinnvoll ist, mit einem Stufenplan vorzugehen: „Auch wenn es vielleicht banal klingen mag, für die Erholung der Wirtschaft muss man sie zunächst einmal wieder arbeiten lassen. Das Hochfahren muss natürlich in Abwä- gung gegenüber den Gesundheitsrisken er- folgen. Entscheidend ist dann, ob der Kon- sum ausreichend anspringt, was man der- zeit noch nicht genau weiß. Denn den Nach- holeffekten steht die Tendenz zum Sparen und Konsumverzicht in Zeiten sehr großer Unsicherheit gegenüber.“ Sollte der Konsum nun zu flau starten, wäre laut dem Öko- nomen alles gut, „was die niedrigen Ein- kommen unterstützt. So könnte man sich überlegen, zusätzlich zu den von der Politik bereits gesetzten Maßnahmen solche Ein- kommen steuerlich zu entlasten.“ Nun gibt es auch die Forderung, das Arbeitslosengeld zumindest temporär zu erhöhen – Badelt hält das aber aus technisch-praktischer Sicht für nicht empfehlenswert: „Das AMS ist derzeit ohnedies überlastet, eine Erhö- WIRTSCHAFT . Corona in Österreich Langer Weg zurück Die Pandemie zerrüttet die heimische Wirtschaft, das Budetdefizit und die Arbeitslosenzahlen explodieren, die Konjunktur stürzt ab. Dennoch ist Weltuntergangsstimmung fehl am Platz. HARALD KOLERUS Credit: WIFO, beigestellt Die Schuldenquote in der Corona-Krise Österreich befindet sich in der komfortablen Situation, eine relativ geringe Verschuldung aufzuweisen. Das macht Konjunkturmaßnahmen durch Defizit-Spending leichter, auch wenn das Budgetdefizit natürlich stark ansteigt. Quelle: IWF Fiscal Monitor (April 2020). Agenda Austria. Italien 160 in Prozent des Bruttoinlandsprodukts USA Industrie- länder 140 120 100 80 60 40 Frankreich Österreich Deutsch- land 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 2021 „Es gilt in jedem Fall, eine Pleitewelle von an sich gesunden Unternehmen zu verhindern.“ Lukas Sustala, Wirtschaftsexperte und stellvertretender Direktor Agenda Austria 20 . GELD-MAGAZIN – Mai 2020

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