GELD-Magazin, Mai 2020

KMUs: Weniger Zettelwirtschaft TOURISMUS Corona „verhagelt“ Geschäft WIRTSCHAFT . Kurzmeldungen Gegen „Papiertiger“. Vor allem bei KMUs sind Belege in Papierform oft noch gän- gige Praxis. In Zeiten von Home Office ist das eine en- orme Herausforderung, zu- mal die Schriftstücke auch noch an die Firmenadresse geschickt werden. Die viel- fache Abwesenheit vom Büro kann dazu führen, dass Geschäftsprozesse ins Sto- cken geraten. „Derzeit setzt bei etlichen Unterneh- men ein Umdenken im Bereich der jahrelangen Zet- telwirtschaft ein. Gefragt sind vor allem einfache Lö- sungen zur Digitalisierung von Rechnungen“, erklärt Gerd Marlovits, Geschäftsführer des heimischen Da- ten-Dienstleisters Editel. Ob nun Rechnungsportal, PDF per E-Mail oder Ähnliches hängt von den jewei- ligen Gegebenheiten und Bedürfnissen der Unter- nehmen ab. Schließlich benötigt zum Beispiel ein Friseur andere Lösungen als eine Drogeriekette. Das - wenn auch niemals vollständig - papierlose Büro rückt jedenfalls Stück für Stück näher und EDI (Elektronischer Datenaustausch) als „Enabling Tech- nology“ wird dabei weiter an Bedeutung gewinnen, und das nicht nur in Zeiten von Home Office. Heimische Wirtschaft: Schon 2020 folgt Aufholprozess Die Hoffnung stirbt zuletzt. Nach einem optimistischen Start ins Jahr 2020 ist die Konjunkturstimmung in Österreich mittlerweile stark eingebrochen. Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator ist auf 0,8 Punkte gesunken, damit hat er sich innerhalb eines Monats halbiert. Durch den Stillstand von großen Teilen der Wirtschaft seit Mitte März befindet sich Österreich bereits inmitten einer starken Rezession, die abrupt aufgetreten ist, so der wenig erfreuliche Sta- tus Quo-Bericht. Aber es gibt auch Good News: Wenn in weiterer Folge die Re- striktionen allmählich gelockert werden können, ist in der zweiten Jahreshälfte eine spürbare Gegenbewegung aus diesem Konjunkturtief mit Zuwachsraten von bis zu acht Prozent gegenüber dem Vorquartal zu erwarten. Für 2021 ist mit einem Wirtschaftswachstum von bis wiederum zu acht Prozent zu rechnen. Dennoch wird die österreichische Wirtschaft Ende des kommenden Jahres ihr Niveau von vor dem Ausbruch der Coronakrise um rund zwei Prozent unter- schreiten. Zudem besteht die Gefahr, dass bereits vorhandene strukturelle Ver- änderungen nun zügiger umgesetzt werden, was zwar mittelfristig positive Aus- wirkungen haben kann, kurzfristig aber zu zusätzlichen Belastungen für die In- dustrie führen könnte. UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator Österreich Quelle: Statistik Austria, Wifo, UniCredit Research Dramatische Zahlen. Eine aktuelle Branchenbe- fragung der Österreichischen Hoteliervereini- gung (ÖHV) bereitet einiges an Kopfzerbrechen: Im Durchschnitt beziffern die Gastwirte den Um- satzverlust durch Corona bisher mit 1,2 Millio- nen Euro pro Betrieb. Für das Gesamtjahr wird mit Umsatzrückgängen gegenüber dem Vorjahr um 46 Prozent gerechnet. 69 Prozent der Be- triebe sind sicher, dass sie die Verluste 2021 nicht ausgleichen können. Das ÖHV-Präsidium schlägt nun ein ganzes Bündel an Gegenmaß- nahmen vor, etwa die Ausweitung der Kurzarbeit und Fixkosten-Übernahmen, die Möglichkeit eines Verlustrücktrags, spürbare befristete Lohn- und Umsatzsteuersenkungen sowie ausreichend dotierte Kampagnen für Nah- und Fernmärkte auf lange Sicht. DIE ZAHL DES MONATS 150.000.000 Hilfestellung. Die österreichische Bundesregierung hat ein Hilfspaket geschnürt, das Start-ups bei der Be- wältigung der Coronakrise unterstüt- zen soll. Konkret gibt es zwei Fonds, die für Jungunternehmer zugänglich gemacht werden: den aws COVID-19 Hilfsfonds in Höhe von 100 Millionen und den Venture-Capital-Fonds mit der Dotierung von 50 Millionen Euro. Die beiden Fonds kommen somit auf ein Gesamtvolumen von 150 Millio- nen Euro. Anspruchsberechtigt sind Start-ups, die in Österreich gegründet wurden, die privaten Investoren kön- nen allerdings aus dem In- und Aus- land kommen. Ein Kriterium orien- tiert sich an der gängigen Start-up- Definition: Das Unternehmen darf nicht älter als fünf Jahre sein. Credit: Editel/Nadja Nemetz Gerd Marlovits, Geschäftsführer von Editel 18 . GELD-MAGAZIN – Mai 2020

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