GELD-Magazin, April 2020
tracts die nächste Welle digitaler Innovation auslösen, indem sie die Eintrittsbarrieren für neue Formen internetbasierter Unter- nehmen reduzieren. Obwohl sich Ethereum mittlerweile zu einem der weltweit größten Open-Source-Projekte entwickelte, müssen noch einige Probleme aus dem Weg geräumt werden, bevor das Ziel erreicht wird. Schwachstellen Skalierbarkeit stellt momentan die größte Herausforderung dar. Regelmäßige Überla- stung, die zu langsamen Transaktionszeiten und hohen Transaktionsgebühren führt, ist einerseits zwar Beweis für die Popularität des Netzwerkes, bringt dieses mit wachsen- der Zahl dezentralisierter Applikationen je- doch immer mehr an die Grenzen seiner Ka- pazitäten. Mit gerade einmal 20 Transakti- onen pro Sekunde (im Vergleich: das zentra- lisierte Visa-Netzwerk schafft teilweise bis zu 24.000 Transaktionen) ist die Leistungs- fähigkeit des Ethereum-Netzwerks schlicht zu gering, um aktuell auch nur ansatzweise an eine Massennutzung zu denken. Ein weiteres Problem ist die Effizienz und ökologische Nachhaltigkeit. Die Ethereum- Blockchain basiert, wie Bitcoin, auf einem sogenannten „Proof-of-Work“-Konsensme- chanismus, der eine Vielzahl an Minern in- volviert, die über den Betrieb ihrer Mining- Hardware das Netzwerk am Laufen halten und einzelne Transaktionen validieren. Um die Sicherheit der Blockchain zu gewährlei- sten, wächst die gesamte Rechenleistung und damit auch der Energieverbrauch stetig. Eine einzelne Ethereum-Transaktion ver- braucht mittlerweile so viel Strom, wie ein durchschnittlicher amerikanischer Haushalt pro Tag und gefährdet - neben den ökolo- gischen Konsequenzen - damit auch die öko- nomische Überlebensfähigkeit des Systems. Ethereum 2.0 Wer denkt, dass sich das Entwicklerteam dieser Probleme nicht schon vor ihrem Auf- treten bewusst war, der irrt. Bereits wäh- rend des Netzwerklaunches im Jahr 2015 sah die Roadmap vier Phasen vor, die Ethe- reum stufenweise an seine finale Struktur heranführen sollten. Grund für besonderen Optimismus sehen Insider daher in der lang ersehnten Ankündigung, dass das Projekt noch 2020 seine letzte große Iterationspha- se „Ethereum 2.0“ betreten wird. Das Mam- mut-Projekt, das auch unter dem Namen „Serenity“ firmiert, wird Ethereums Archi- tektur dramatisch überholen und über die nächsten Jahre an die Vision Buterins heran- führen. Dieses größte und bisher umfang- reichste Update soll bei erfolgreicher Umset- zung einer Reihe komplexer technologischer Veränderungen die Lösung für Ethereums Skalierbarkeit, Energieeffizienz, Sicherheit, Anonymität und Funktionalität darstellen. Gelingt dies, könnte es passieren, dass die „blockchainization of everything“ diesmal tatsächlich an Fahrt gewinnt. Blockchain-Trilemma Ein öffentliches Blockchain-Netzwerk lässt sich nicht skalieren ohne gleich- zeitig entweder die Sicherheit oder die Dezentralisierung zu gefährden: Je dezentralisierter ein Netzwerk, desto sicherer ist es, da es für eine einzel- ne Partei schwieriger wird, die Kontrolle zu übernehmen. Ein sicheres Proto- koll muss jedoch auch kurzfristige Attacken abwehren. Hier spielt die Trans- aktionsgeschwindigkeit und in weiterer Folge die Skalierbarkeit eine große Rolle! Da dezentralisierte Netzwerke stärker asynchron organisiert sind, dau- ert es bei mehr Transaktionen pro Sekunde (TPS) länger, bis Information von einem „Node“ zum nächsten gelangt, was die Anfälligkeit für Attacken er- höht. Je höher die TPS, desto besser kann das Netzwerk zwar skalieren, de- sto höher ist jedoch auch die Wahrscheinlichkeit von Fehlern. Um ein Netz- werk leistungsfähiger zu machen, muss es daher zentralisierter werden. Seit dem extremen Kursanstieg im Jahr 2017 ist es um Ethereum wieder stiller geworden. 2018 2017 2018 2019 Ethereum in US-Dollar 1.000 400 200 100 40 20 10 April 2020 – GELD-MAGAZIN . 71
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