GELD-Magazin, April 2020

AKTIEN . Österreich D er kurzfristige Impact auf die Wirt­ schaft durch den Shut Down ist in Österreich überaus heftig. Über Wochen fallen bei allen Dienstleistungsbe­ trieben und im Einzelhandel die Erträge weg, während die Kosten teilweise weiter­ laufen. In Deutschland erwarten die Wirt­ schaftsweisen, dass das Bruttoinlandspro­ dukt heuer um 2,8 bis 4,5 Prozent schrump­ fen wird – je nachdem, wie lange der Shut Down andauert. Nun muss man sich die mittelfristigen Auswirkungen auf die einzel­ nen Gesellschaften ansehen: Störungen bei den Lieferketten, die Nachfragesituation während und nach der Krise, etc. So man­ ches Unternehmen hat bereits die Dividende gekappt, um die Liquidität zu schonen – z.B. lässt sie FACC ausfallen, bei Palfinger, Poly­ tec usw. könnte es noch zu Kürzungen bzw. gänzlicher Streichung kommen. Bei den Banken ist noch nicht ganz klar, ob und wie­ viel Dividenden sie zahlen werden – jeden­ falls verlautbarte die FMA, dass sie für ein halbes Jahr keine Dividendenauszahlungen der Banken wünsche. Die Raiffeisen Bank International erwartet bereits einen Anstieg der NPL-Quote (Non Performing Loans, not­ leidende Kredite) auf etwa das Zwei- bis Dreifache. Zurzeit ist die Devise der Banken, die Hauptversammlungen, in denen die Di­ videnden beschlossen werden, in den Herbst hinein zu verschieben. Dann sollte die Ent­ scheidung über die Dividendenhöhe auf­ grund der besseren Visibilität leichter ge­ troffen werden können. Umfangreicher Impact Unterm Strich wird jetzt versucht, die Aus­ wirkungen der Coronakrise auf die einzel­ nen Unternehmen abzuschätzen. Zu den Problemen in den Lieferketten, die zu tem­ porären Werksschließungen geführt haben, sind Absatzrückgänge und Kundenzuord­ nung (z.B. Autoindustrie, Tourismus, Hotel­ lerie, Einzelhandel) etc. zu berücksichtigen. Auch ist die regionale Aufstellung der Liefer­ ketten, der Produktionsstandorte und der Kunden wichtig. So zeigte sich zum Beispiel, das alle großen Autohersteller ihre Produkti­ on einstellen mussten, da Bauteile (z.T. aus Italien) nicht zugeliefert werden konnten. Aber nun zu den einzelnen Branchen. Banken fürchten sich vor Krediten Der temporäre Ausfall von Einkommen und Erträgen bringt zahlreiche Kreditnehmer – sowohl Private wie auch kleine und mittel­ ständische Unternehmen – in die Bredouille. Die Banken reagieren mit Kreditstundungen und der Vorfinanzierung von staatlichen Hilfsgeldern, z.T. springt der Staat mit Haf­ tungen ein. Letztendlich steigen jedoch die Kreditsalden, während die Bonitäten sinken. In manchen Ländern, wie zum Beispiel Un­ garn, sollen die Kreditzahlungen überhaupt bis Jahresende ausgesetzt werden. Der An­ teil an ausfallsgefährdeten Krediten (NPLs) wird damit deutlich zunehmen. Bei der Raiffeisen Bank International (RBI) lag die Neuorientierung Der Corona-Crash kam unerwartet und erwischte viele Anleger auf dem linken Fuß. Jetzt stellt sich die Frage, welche Aktien sich am ehesten erholen werden und welche mittelfristig wenig Chancen haben. MARIO FRANZIN Konsolidierung. Die Erkenntnis, dass Euro­ pa nicht vom Corona-Virus verschont bleibt, löste an der Börse Panik aus. Der ATX stürz­ te innerhalb weniger Tage von 3200 auf 1623 Punkte ab – und durchschlug kurzer­ hand sämtliche Unterstützungen. Jetzt pen­ delt sich der Index – nach einer kurzen Erho­ lung auf 2186 – bei rund 2000 Punkten wie­ der ein. Tendenziell geht es nun seitwärts. ATX-INDEX . Panik an den Börsen legt sich NPL-Quote per Jahresende bei 2,1 Prozent (1,92 Mrd. Euro). Sollte sich diese Quote wie befüchtet verdoppeln oder gar verdrei­ fachen, müsste die RBI bei einer unverän­ derten Deckungsquote von 60 Prozent eine gewinmnmindernde Risikovorsorge in der Höhe von 1,15 bis 2,3 Milliarden Euro bil­ den. Vergleichsweise dazu lag das Konzern­ ergebnis 2019 bei 1,23 Milliarden Euro. Ähnlich liegt der Fall bei der Erste Bank und bei der Bawag. Nach dieser Rechnung gibt es bei den Banken möglicherweise heuer keinen Gewinn, was der Grund dafür ist, dass deren Aktien seit Jahresbeginn zwi­ schen 40 und 50 Prozent im Kurs verloren haben. In Hinblick auf das Jahr 2021 sieht die Sache wieder wesentlich positiver aus. Die von Analysten erwarteten KGVs liegen zwischen vier und sechs und die Buchwerte um gut 100 Prozent über den aktuellen Kur­ sen. Daher sind unter längerfristigem Anla­ gehorizont Bankaktien jetzt richtig günstig. Immobilien-Aktien kaufen! Dass die Kurse der Immobilienaktien trotz zwischenzeitlicher Erholung (um immerhin rund 25 Prozent) seit Jahresbeginn noch im­ mer Kursverluste zwischen 25 Prozent (CA Punkte 2018 2019 1.600 1.800 2.500 2.000 3.000 3.500 64 . GELD-MAGAZIN – April 2020

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