GELD-Magazin, April 2020
Nach dem „schwarzen Donnerstag“ (12.3.), an dem der DAX über zwölf Pro- zent verlor und damit den stärksten Ein- bruch seit 1987 verzeichnete, ging es mit dem Index am Dienstag, dem 24.3., wieder in die andere Richtung – er ge- wann elf Prozent. Nachdem der DAX alle Unterstützungen durchbrochen hatte, kam er bei der wichtigen Marke von 8100 Punkten zum Stillstand. Hier liegt der Buchwert der DAX-Unternehmen bei rund Eins. Dennoch sollten Anleger vor- erst von Käufen Abstand nehmen. AKTIEN . Deutschland E uropa ist nach Asien zum neuen Co- rona-Epizentrum geworden – auch die USA rücken in der traurigen Bi- lanz rasch auf. Im deutschen Bundestag wurde zwar ein Rekord-Rettungspaket mit einem Volumen von insgesamt 750 Milliar- den Euro verabschiedet, ein Großteil des Schadens ist aber nicht mehr rückgängig zu machen. So befürchtet z.B. die Modebran- che eine noch nie dagewesene Insolvenzwel- le, falls die Geschäfte nicht bis spätestens Mai wieder geöffnet werden. Bereits die Öff- nungsverbote bis Ende April würden zu zahlreichen Firmenpleiten führen. Bei unge- fähr einem Sechstel der Händler handle es sich um mittelgroße Unternehmen, die nicht vom Soforthilfeprogramm der Bundesregie- rung profitierten. Anderen scheint es besser zu gehen. So er- klärte der CEO des Konzertveranstalters und Tickethändlers CTS Eventim vollmundig, noch locker zwei Jahre durchhalten zu kön- nen. Das große Problem seien die Vorlaufko- sten. Für ein Konzert werde weit vor der Ver- anstaltung viel Geld, etwa für Marketing, Technik oder die Beauftragung von Partnern ausgegeben: finanziert mit den Einnahmen aus dem Ticketverkauf. Werden diese nun zurückgegeben, stehe der Veranstalter vor dem Aus, da die Einnahmen durch die Absa- gen ausblieben. Auch die Autobauer sind schwer betroffen – bei ihnen bedeutet jeder Tag Umsatzausfall nach einer Überschlags- rechnung des Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer 360 Millionen Euro Verlust. Ifo-Index mit Rekordabsturz In Deutschlands Chefetagen schürt die Coro- na-Krise große Rezessionsangst. „Die deut- sche Wirtschaft steht unter Schock“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Der endgültige Geschäftsklimaindex für März fiel von 96,0 Zähler auf 86,1 Punkte. Dies ist der stärkste jemals gemessene Rückgang im wiederver- einigten Deutschland und der niedrigste Wert seit Juli 2009. Insbesondere die Erwar- tungen der Unternehmen verdüsterten sich wie nie zuvor. Selbst bei einem günstigen Verlauf steht für das Jahr 2020 die schärfste Rezession seit dem zweiten Weltkrieg an. Es kann im Gesamtjahr einen Einbruch beim BIP zwischen fünf und 20 Prozent geben, je nach Länge des Shutdowns. Diesmal seien vor allem die Dienstleister be- troffen. Aber auch für die Industrie könnte es noch schlimmer kommen. Viele Unter- nehmen haben bereits ihre Geschäftsziele für 2020 einkassiert und wagen noch keine konkrete neue Prognose. Zahlreiche Firmen planen Kurzarbeit – große Industriekon- zerne wie VW mit 80.000 Beschäftigten, aber auch Dienstleister wie Bertelsmann oder die Berliner Airports und der Frankfur- ter Flughafenbetreiber Fraport. Der Ausblick der zuletzt noch boomenden Bauwirtschaft verschlechterte sich laut Ifo deutlich. Der Branchenverband appellierte an die öffent- liche Hand, neue Bauprojekte auf den Markt zu bringen. Gefährliche Übernahmen Wer die Kurslisten studiert, erkennt, dass Ak- tien von Firmen, die in Deals verwickelt sind, sich nach dem Corona-Crash wieder relativ stark entwickelten. Aber sind sie wirklich im- mun? Die IT-Firma RIB Software hatte im Fe- bruar ein Angebot vom französischen Elek- trokonzern Schneider Electric in Höhe von 29 Euro/Aktie erhalten. Im Moment notiert die RIB-Aktie zehn Prozent tiefer. Dem Er- trag stehen aber Risiken gegenüber. Denn Übernahmeverträge enthalten Ausstiegs- Kurseinbruch auf breiter Front Nachdem sich der DAX bis Mitte Februar noch gegen die Corona-Flut gestemmt hatte, legte er anschließend den stärksten Kurseinbruch seit 1987 hin. Und das Ende der Krise kann niemand voraussagen. WOLFGANG REGNER klauseln, wenn eine materielle Verschlechte- rung eingetreten ist. Das könnte nun der Fall sein. Die Aktie von Schneider ist seit dem Ge- bot um 30 Prozent gefallen. Sollte Schneider aussteigen, löst sich die Übernahmeprämie von 40 Prozent in Luft auf. Eine hohe Prämie sollen auch Anteilseigner von Isra Vision er- halten. Für die Aktien bietet Atlas Copco 50 Euro. Zwar gibt es keine Mindestannahme- hürde, klar ist aber, dass Isra schwächer ab- schneiden wird, als noch vor einem Monat geplant. Trotzdem notiert die Aktie nur knapp unter dem Gebot: Es gibt also nicht viel zu verdienen, aber einiges zu verlieren, sollten die Schweden Reißaus nehmen. DAX . Rekordhohe Volatilität Credit: lily/stock.adobe.com 2018 2019 11.000 9.500 9.000 8.500 10.000 12.000 13.000 62 . GELD-MAGAZIN – April 2020
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