GELD-Magazin, April 2020

AKTIEN . Anlagetipps D ie Nervosität ist verständlich. Schließlich handelt es sich um den historisch schnellsten Absturz von einem Allzeithoch der Börsen in einen massiven Bärenmarkt. Dennoch besteht zu- mindest kurzfristig einiges an Erholungs- potenzial. Der gesamteuropäische Index Stoxx 600 ist inzwischen deutlicher über- verkauft als zu jedem Zeitpunkt in der glo- balen Finanzkrise. Gleichzeitig ist das Kurs/ Gewinn-Verhältnis seither nicht mehr so deutlich gesunken wie jetzt. Eingepreist sei­ en um mehr als ein Viertel niedrigere Ge- winne. Offenbar wird eine schwere globale Rezession erwartet. Als letzte Zutat für eine Erholung fehlte nach den Maßnahmen der Notenbanken eine überzeugende fiskalpoli- tische Antwort der Regierungen auf die Co- ronavirus-Krise. Diese kam mittlerweile in Form eines 750-Milliarden-Euro-Pakets der Europäischen Zentralbank und mehrerer Multi-Milliarden-Euro schwerer Notfinanz- pakete einzelner EU-Staaten. Die Zwangs- verkäufe quantitativ trendfolgender Inve- storen und der Abbau von Krediten mit Le- verage dürften langsam aber sicher auslau- fen. Ein Hoffnungsschimmer sind die sin- kenden Corona-Fallzahlen in China und Technische Erholung Auch nach mehrerenVerkaufswellen ist ein Ende der Börsen-Talfahrt noch nicht in Sicht. Die Covid-19-Pandemie wird wohl einen größeren Einfluss auf dieWeltwirtschaft haben als die Finanzkrise von 2008. WOLFGANG REGNER Südkorea. Im Verlauf des zweiten Quartals könnte auch in den übrigen wichtigen Staa- ten der Höhepunkt überschritten sein. Chi- na sollte dann die Erholungsrally anführen, zumal die Börsen in Shanghai oder Hong- kong die Corona-Krise mit weit geringeren Verlusten überstanden haben als etwa Bör- sen in Europa oder den USA. Wir favorisie- ren derzeit Aktien und Anleihen aus den Emerging Markets, insbesondere aus China. Allerdings sollte weiterhin eine ausreichend dotierte Cash Position vorhanden sein, denn eine Massenflucht aus der Anlageklasse Ak- tien hat es offenbar noch nicht gegeben. ISIN DE0006599905 Kurs (03.04.2020) 91,40 € KGV 2019 34,7 Enterprise Value 49,21 Mrd. € KGV 2020 e 21,0 Umsatz 2020 e 17,68 Mrd. € KGV 2021 e 18,1 Buchwert/Aktie 2019 41,10 € DIV. 2019 1,23% MERCK . Bisher Corona-resistent Der Chart der Merck-Aktie zeigt einen mittelfristigen, volatilen Aufwärtstrend. Der kurzfristige Abwärtstrend könnte bei 75 bis 80 Euro einen Boden finden. Kauf bei rund 80 Euro, Stopp Loss bei 68 Euro setzen. EUR (Xetra) 2015 2016 2017 2018 2019 70 110 100 90 80 120 Pharma und Diagnostik liefern beim deut- schen Pharmakonzern Merck KGaA (nicht zu verwechseln mit dem US-Pharmawert Merck & Co.) mehr als 80 Prozent der Erlö- se. Laut Chef Stefan Oschmann bleibt der DAX-Konzern von Corona weitgehend ver- schont. Die meisten der rund 4000 Mitar- beiter in China seien zurück an ihren Ar- beitsplätzen. Zudem seien die beiden größ- ten Bereiche Pharma und Labordiagnostik von den Effekten der Pandemie kaum be- troffen. Insgesamt erwartet Merck für 2020 ein starkes Gewinnwachstum. Der Umsatz 2019 stieg im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent auf 16,2 Milliarden Euro. Analysten erwarten für 2020 im Durch- schnitt gegenwärtig ein Umsatzplus von 9,2 Prozent auf 17,6 Milliarden Euro sowie ei- nen Anstieg des bereinigten Nettogewinns um gut 15 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro. Die Experten gehen davon aus, dass alle Segmente – Diagnostik, Pharma und Mate- rialien für die Chipindustrie (Performance Materials, Flüssigkristalle) – zulegen wer- den. Wachstumsmotor war für Merck 2019 die Laborsparte, in der die Umsätze um elf Prozent anzogen. In der Pharmasparte gab es ein Umsatzplus von 7,5 Prozent, das un- ter anderem am neuen MS-Medikament Mavenclad lag. Im Falle einer tiefen globa- len Rezession wird aber auch Merck seine Prognosen anpassen müssen. Credits: pixabay, Funcom, Umicore 60 . GELD-MAGAZIN – April 2020

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