GELD-Magazin, April 2020
destquoten für Banken und andere Hilfs- maßnahmen zu bewältigen sein sollte, und zwar ohne Massenfreisetzungen und ohne eine neuerliche Finanzkrise auszulösen“, so der Experte. „Koste es, was es wolle“ Politikern und Notenbankern sind laut Friedrich die Fehler aus der Lehman-Krise noch schmerzhaft im Gedächtnis, weshalb in den letzten Tagen rasch in den „whatever it takes“-Modus mit entschlossenen fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen und einem klaren Bekenntnis zu weiteren Schritten ge- wechselt wurde. „Zweifelsohne wird es in diesem Jahr eine scharfe Rezession in den meisten Industrieländern geben. Auf Quar- talsbasis dürften die Corona-Virus-Eindäm- mungsmaßnahmen einen Wirtschaftsein- bruch mit sich bringen, der das schlimmste Quartal nach dem Lehman-Konkurs bei wei- tem übertrifft, trotzdem erwarten wir ange- sichts des zuvor Gesagten bereits in den nächsten zwölf Monaten eine Erholung Helmut Siegler, Vorstandsmitglied der Schoellerbank Anleihen schlechter Bonität. Aktien mit schwachen Bilanzen. Die Schoellerbank wird bei Anleihen wei- terhin auf stabile Qualität vor reiner kurz- fristiger Renditebetrachtung setzen. Ris- kantere Bonds-Strategien sind in der Regel nicht Kern des Investmentansatzes Aktienmarkt im Allgemeinen Angesichts der starken Verwerfungen der Wirtschaft können die Kurse noch länger sehr volatil bleiben. Aktien werden aber weiterhin als wichtiger Faktor gesehen. Hohe Bonität und starke Geschäftsmodelle Anleihen hoher Bonität und Aktien mit starken Geschäftsmodellen sowie soliden Bilanzen stehen im Fokus. Möglichst hohe Aktiengewichtung, sofern dies der Anlage- horizont und die Risikoneigung zulassen. „Anfällig für Schwan- kungen sind sehr zy- klische Sektoren, die oft auch keine guten Bilanzen aufweisen: Automobilsek- tor, Fluglinien, Tourismus und Hotelketten. “ Jens-David Lehnen, Leiter Private Banking, Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien Staatsanleihen Die massiven Budgetdefizite im Zuge der Corona-Krise werden wohl größtenteils von den Notenbanken finanziert werden. Starke Renditeanstiege sind daher un- wahrscheinlich, die Ertragsaussicht ist als unattraktiv zu bezeichnen. Gold Andere Anlagekategorien sind nach dem Corona-Crash wesentlich attraktiver. Auch die Eigenschaft als Diversifikator im Kri- senfall steht in Frage. Aktien, Unternehmensanleihen, Emerging Markets Bonds Der jüngste Abverkauf eröffnet hervorra- gende Chancen in diesen Assetklassen bei mittel- bis langfristigem Anlagehori- zont. Kurzfristig können weiterhin starke Schwankungen auftreten. „Wir haben die Aktienpo- sitionierung in einem er- sten Schritt Ende Februar auf neutral reduziert. Frü- her oder später wird sich die Lage allerdings beru- higen. “ Christian Nemeth, Vorstandsmitglied der Zürcher Kantonalbank Österreich Schnäppchenjagen Wer nur auf die Kurse schaut und versucht, die am stärksten geprügelten Unterneh- men vermeintlich billig zu kaufen, wird die Qualität des Portfolios verschlechtern. Hände weg von Assets mit schwachem Cash-Flow und hohen Schulden. Aktien Die Kurse haben bereits einiges an schlechten Nachrichten vorweggenom- men. Dennoch ist bei der aktuellen Kri- senstimmungVorsicht angebracht. Geldmarkt Trotz negativer Zinsen sollte man derzeit seine Cash-Reserven nicht zu früh in den Markt investieren. Die tiefen Kurse sind für aggressive Anleger zwar verlockend, aber die Nachrichtenlage wird noch eine Zeit lang sehr schwach bleiben. „Jetzt heißt es, einen kühlen Kopf zu bewah- ren und nicht vorschnell Entscheidungen zu tref- fen. Market-Timing ist jetzt noch wesentlich gefährlicher als in ,nor- malen Zeiten‘. “ April 2020 – GELD-MAGAZIN . 25
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