GELD-Magazin, April 2020
chen aber deutliche Anzeichen dafür, dass Peking sein Konzept gerne auch als „Export- schlager“ sehen will. Neue Seidenstraße und mehr Handfeste politische und wirtschaftliche Fakten belegen nämlich die zunehmende Einflussnahme Chinas auf den „Rest der Welt“. Ein anschauliches Beispiel dafür bie- tet das Projekt der „Neuen Seidenstraße“. Es soll rund 900 Millarden Dollar schwer sein und die Handelsbeziehungen sowie Infra- struktur zwischen China, Asien, Europa und Afrika auf eine moderne Basis stellen. Kri- tische Zungen behaupten allerdings, dass hiermit auch die politische Einflussnahme Chinas in den Zielregionen steigen wird und darüber hinaus europäische Unternehmen bei dem Megaprojekt zu kurz kommen wür- den. So warnt etwa Amrita Narlikar, Präsi- dentin des Hamburger GIGA-Instituts (Ger- man Institute of Global and Area Studies), dass die „Neue Seidenstraße“ das globale Gleichgewicht grundsätzlich zu Gunsten Chinas verschieben würde. Die strate- gischen Interessen werden dabei nicht zu- letzt in Afrika deutlich. Milliarden-Spiel Bereits heute ist China mit einem Handels- volumen von circa 145 Milliarden Euro der wichtigste Handelspartner Afrikas. 2019 Militärmacht: Zweiter Rang Es muss nicht immer zum Schlimmsten kommen, also zu offenen bewaffneten Auseinandersetzungen. Aber natür- lich weiß auch Peking, dass politischen Forderungen mit militärischer Macht Nachdruck verliehen wird, das gilt vor allem für Grenzstreitigkeiten bzw. Territorialansprüche. Schon alleine die Fähigkeit, Präsenz zu zeigen, spielt „dem Starken“ gute Karten in die Hand. Das ist ein Grund, warum Chi- na selbstständig den Flugzeugträger „Shandong“ entwickelte und baute: Eine sehr aufwändige und komplexe technische Leistung, die auch inter- nationalen Militärexperten einiges an Respekt abverlangt. 2017 lief das 315 Meter lange Schiff vom Stapel, ein klares Signal und eine Machtde- monstration, dass China seine Ge- bietsansprüche im Südchinesischen Meer nicht vergessen hat. Auch durch die Meerenge von Taiwan wurde eine „Ehrenrunde“ gedreht, die Insel wird als abtrünnige Provinz betrachtet. Ansonsten verfügt China über einen zweiten älteren Träger, ursprünglich sowjetischer Herkunft. Zwei weitere befinden sich im Bau. Nur die USA verfügen mit zehn aktiven Flugzeug- trägern über eine höhere Träger-Ka- pazität. Wobei die Vereinigten Staaten mit einem Militärbudget von rund 650 Milliarden Dollar mit weitem Abstand die weltweite Nummer eins bleiben. Millionen-Heer Aber auch China ist gut gerüstet und folgt bereits auf dem zweiten Rang. Die Streitkräfte haben rund 300.000 Soldaten unter Waffen, mit Reserven wird die Zahl auf rund 3,9 Millionen geschätzt. Aber nicht nur das macht China praktisch unangreifbar, auch ist das Land nuklear hoch gerüstet. Im Ar- senal befinden sich rund 280 Atomwaf- fen, dafür stehen knapp 50 see- und 120 bis 130 landgestützte ballistische Raketen sowie Bomber zur Verfügung. Rüstungsausgaben global Die USA führen beim Budget für Militär und Waffen zwar mit gehörigem Respekt- abstand, das Reich der Mitte holt aber beständig auf. Quelle: Statista 2020 2018 – in Milliarden US-Dollar USA 649,0 Frankreich China Saudi-Arabien Indien 250,0 67,6 66,5 63,8 „Die moderne Demokratie ist gerade dabei, ihre denkbar schlechteste Form anzunehmen.“ Zhao Tingyang, zeitgenössischer chinesischer Philosoph aus Peking Credit: beigestellt BRENNPUNKT . Supermacht China wurde angekündigt, dass die Volksrepublik den Kontinent überdies großzügig mit über 50 Milliarden Euro unterstützen will. Mit solchen Summen lässt sich natürlich einiges bewegen, tatsächlich wurden in Afrika durch die chinesischen Investitionen bereits wichtige Infrastrukturmaßnahmen finan- ziert. Wenig verwunderlich ist, dass es sich dabei um keine reinen Geschenke handelt, das Reich der Mitte hat großes Interesse an Rohstoffen, Sonderwirtschaftszonen und Absatzmärkten auf dem afrikanischen Kon- tinent. Nicht zu vergessen sind sicherheits- politische Interessen, so hat China im ostafrikanischen Dschibuti eine Militärbasis eröffnet, die erste überhaupt auf auslän- dischem Boden. Generell rüstet China kräf- tig auf: 2001 betrug das Budget für Militär- ausgaben noch knappe 50 Millarden Dollar, zuletzt waren es 250 Milliarden. „Alles unter dem Himmel“ Natürlich sei an dieser Stelle kein Plan zum Vorgehen mit Waffengewalt zum Erlangen der Weltherrschaft unterstellt. Was ideolo- gisch aber ziemlich gut untermauert ist, kann als ein gewisser Führungsanspruch Alles unter dem Himmel Zhao Tingyang. Verlag: Suhrkamp. 266 Seiten. ISBN: 978-3-518-29882-4 18 . GELD-MAGAZIN – April 2020
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