GELD-Magazin, März 2020

nimmt. Im Jahr 2020 liegt dieses Verhältnis bei vier zu eins, bis 2060 werde sich dieses Verhältnis auf rund 1,6 zu eins verringern. Daher muss das Angebot an Pflegeheim­ plätzen deutlich erweitert und damit auch zusätzliches Pflegepersonal aufgenommen werden. Das WIFO rechnet bis 2030 mit einem zusätzlichen Personalbedarf von rund 18.000 Vollzeitpflegekräften. Bis 2050 be­ läuft sich der zusätzliche Bedarf auf rund 58.000 Pflegekräfte. Derzeit gibt es noch große Unterschiede in der regionalen Pflege­ versorgung in Österreich. Während etwa im Bezirk Graz-Umgebung ein Pflegeheimplatz für rund drei Personen ab 80 Jahren zur Ver­ fügung stand, gibt es im Bezirk Krems-Land für rund 17 Personen dieser Altersgruppe nur einen Pflegeheimplatz. Um das Niveau öster­ reichweit auf die klassenbesten Regionen zu heben, werden laut RH 3,5 Milliarden Euro nötig. Auch die Kosten bei stationärer Pflege sind äußerst unterschiedlich und hängen nicht nur vom Pflegeheim oder von der Pfle­ gestufe ab, sondern auch vom Bundesland. So lagen die durchschnittlichen Kosten 2016 in Kärnten pro Tag für stationäre Pflege bei ca. 90 Euro (2700 €/Monat), in Wien hinge­ gen bei rund 160 Euro (4800 €/Monat). Wer muss zahlen? Seit der Abschaffung des Pflegeregresses wurden die Aufwendungen für stationäre Pflege grundsätzlich stärker an die Allge­ meinheit überwälzt, jedoch müssen die Be­ troffenen immer noch einen großen Teil der Pflege selbst tragen. Für die Versorgung der im Heim gepflegten Personen wird neben dem Pflegegeld, der Pension oder Rente auch das sonstige Einkommen des Pflegebedürf­ tigen zur Deckung der Heimkosten herange­ zogen (seit Anfang 2018 aber nicht mehr das VERSICHERUNG . Pflege-Statistik Generation Rollator Soziale Hilfsorganisationen warnen seit geraumer Zeit vor einem Pflegenotstand. Ein neuer Bericht des Rechnungshofs bestätigt nun diese Sorge: „Österreich ist auf die demografischen Veränderungen in Bezug auf Pflege unzureichend vorbereitet.“ CHRISTIAN SEC Credit: Photographee.eu/stock.adobe.com Demografische Veränderungen in der Pflege in Österreich Informelle Pflege ist gekennzeichnet durch ein Naheverhältnis der pflegenden Personen (z.B. Verwandtschaft) zur bzw. zum Pflegebedürftigen und – im Unterschied zur formellen Pflege – durch das Fehlen von Vorgaben für eine pflegerische Ausbildung und von staatlichen Rege- lungen – z.B. hinsichtlich Entlohnung und Arbeitszeiten. Statistik Austria; Darstellung: RH D er Rechnungshof (RH) berechnete für das Jahr 2016 Gesamtkosten im Bereich Pflege in der Höhe von 7,9 Milliarden Euro für 452.688 Pflegebedürf­ tige, wobei über ein Drittel privat finanziert wird. Die Problematik ergibt sich vor allem aufgrund der demografischen Verände­ rungen. So steigt nach Prognosen der Statis­ tik Austria der Anteil der ab 80-Jährigen an der Gesamtbevölkerung von rund fünf Pro­ zent oder 430.000 Personen im Jahr 2015 auf rund sieben Prozent oder 630.000 Per­ sonen im Jahr 2030 und auf 1,1 Millionen im Jahr 2060. Noch schlimmer dabei ist, dass das Verhältnis der pflegenden Angehörigen – die typischerweise zwischen 50 und 64 Jahre sind – zu den Personen ab 80 Jahren stark ab­ 2005 4,2 % 4,8 % 5,0 % 5,5 % 6,3 % 6,9 % 7,5 % 8,7 % 10,3 % 11,5 % 11,8 % 11,7 % 4,2 : 1 3,8 : 1 4,0 : 1 4,0 : 1 3,4 : 1 2,9 : 1 2,6 : 1 2,2 : 1 1,9 : 1 1,7 : 1 1,6 : 1 1,6 : 1 Anteil der Personen ab 80 Jahren an der Gesamtbevölkerung Verhältnis der typischerweise informelle (private) Pflege Leistenden (50- bis 64-Jährigen) zu den Personen ab 80 Jahren 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 2055 2060 58 . GELD-MAGAZIN – März 2020

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