GELD-Magazin, März 2020
Credit: beigestellt MÄRKTE & FONDS . Multi Asset Wie schätzen Sie die aktuelle Lage ein? Derzeit bläst uns ein systemischer Gegenwind, gespeist aus niedrigen Zinsen, ins Gesicht, den wir als Investoren nicht ignorieren können. Die aggressive Notenbank- politik hat wegen der ultratiefen Zinsen viele Anle- ger dazu verleitet, das Risikospektrum auf der Zins- kurve weiter hinaufzuwandern und höhere Risiken in Kauf zu nehmen, um die gewohnten Renditen er- zielen zu können. Das haben wir nicht getan, denn wir werden unseren Fondsprinzipien des Kapitaler- halts und niedriger Volatilität treu bleiben. Welche Anlagestrategie verfolgen Sie? Bei Aktien favorisieren wir defensive Titel, etwa Dividenden aktien aus Asien. Gleichzeitig halten wir asiatische High Yield (HY) Papiere, zuletzt zunehmend in lo- kaler Währung, und auch chinesische Regierungsti- tel. Bei US-Staatsanleihen haben wir die Gewich- tung zurückgefahren, da diese wegen ihrer positiven Renditen stark gesucht und damit teuer geworden sind. Verstärkt wird dies noch durch die Flucht in Qualitätswerte wegen der Corona-Epidemie, wie etwa Gold und erstklassige Staatsanleihen sowie in den sicheren Hafen des US-Dollar. Wie sehen Sie die Corona-Krise? Sollte die Virus- krise wider Erwarten nicht bald wieder abflauen, werden die Notenbanken erneut einspringen und manche Regierungen Fiskalprogramme zur Stüt- zung der Konjunktur auflegen. Das wird das Schlimmste von den Märkten abwenden, weshalb uns eine zu pessimistische Sicht der Dinge nicht an- gebracht erscheint. Trotzdem haben wir unser Port- folio teilweise gegen potenziellen Abwärtsdruck ab- gesichert. Und wie? Alternative Assets spielen in unserem Fonds eine größere Rolle, etwa aus Bereichen wie der Infrastruktur, die weniger anfällig für ökono- mische Zyklen sind, einen Inflationsschutz gewäh- ren und stabile Cashflows liefern. Ein weiteres Bei- spiel wäre der an der Börse gelistete US Solar Fund PLC, in den wir investieren. Die Nachfrage nach Er- neuerbaren Energien wächst stark. Eugene Philalithis, Head of Multi Asset Investment Management Fidelity . INTERVIEW „Wir haben unsere Multi Asset-Fonds zuletzt etwas defensiver aufgestellt, mit Assets wie Infrastruktur und Erneuerbaren Energien.“ Guy Wagner, Verwalter des BL-Global Flexi- ble von Banque de Luxembourg Investments (BLI), beschreibt das aktuelle Dilemma des Managers eines Balanced Portfolios: „Die traditionelle Diversifikation hat es derzeit schwer, positive Werte zu generieren, da die Anleiherenditen extrem niedrig und anfällig für Zinssteigerungen sind und Aktien wegen der tiefen Zinsen hoch bewertet sind. Die beiden wichtigsten Diversifier sind für auf Qualität achtende Fondsmanager nur mehr schwer investierbar. Einen Ausweg bietet das Engagement in defensiven Qualitätsak- tien mit stabilen Erträgen und attraktiven Dividenden.“ Staatsanleihen werden beige- mischt, um in rezessiven Phasen einen Risi- koausgleich zu schaffen. Signifikant ist die Position im Gold als Hedge gegen Infla- tions- und geopolitische Risiken sowie Pro- bleme im Finanzsystem. Die ganze Bandbreite ausnützen Doch wie gelingt es den Geldmanagern, trotz vielfach negativer Zinsen positive Ren- diten zu erwirtschaften? Dazu meint Steven Andrew, Manager des M&G (Lux) Income Allocation Fund: „Wir können in die ge- samte Bandbreite der Marktassets investie- ren und flexibel auf Veränderungen im Marktumfeld reagieren. Derzeit präferieren wir Aktien vor den meisten festverzins- lichen Anlagesegmenten. Da wir ein Er- tragsmandat haben, bevorzugen wir Divi- dendenaktien, die eine Kombination aus at- traktiver Bewertung und sich verbessernden Fundamentaldaten bieten. Guten Wert und Diversifikation bieten allenfalls noch US Treasuries und ausgewählte Staatsanleihen aus den Emerging Markets. Wir denken, dass das Prinzip der Diversifikation in un- terschiedliche Assets nach wie vor gültig ist und den Anlegern zufriedenstellende Ren- diten liefern kann, ohne in risikoreichere Anlageformen wechseln zu müssen. Wichtig ist ein dynamischer Ansatz, der sich an der relativen Attraktivität dieser Assets orien- tiert. Derzeit halten wir signifikante Positi- onen in Aktien aus Europa, den USA und Ja- pan, und dazu EM-Staatsanleihen, wobei wir die Risiken durch Positionen in US Tre- asuries ausbalancieren.“ Trotz des struktu- rellen Abwärtstrends der Anleihen, was die Renditen anbelangt, gibt es durchaus Stra- tegien, mit denen man auch bei tiefen Zin- sen erfolgreich sein kann. Eine lautet: „Die Zinskurve hinunterrollen.“ Auf der Zinskurve jonglieren Casper De Ceuster, Fondsmanager des DPAM L Patrimonial Fund, erklärt: „Man kann eine Anleihe schon vor dem Fällig- keitsdatum verkaufen, wenn der Kurs deut- lich über dem Tilgungskurs (meist 100 %) steht. Eine derartige Strategie kann bei tie- fen Zinsen und einer aufwärts tendierenden Zinskurve erfolgreich sein. Wir mischen globalen Aktien zB. US-Staatsanleihen bei, die ein gutes Gegengewicht bilden. Corpo- rates (Unternehmensanleihen) nützen wir für eine Zusatzrendite im Kreditbereich. Dazu kommt noch Gold als Asset zur Diver- sifizierung und als Inflationsschutz.“ 26 . GELD-MAGAZIN – März 2020
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